Personalengpass reduziert IPS-Plätze

  07.12.2021 Aargau

Kapazitäten auf den Aargauer Intensivstationen

«Weshalb wurden die Kapazitäten von März 2020 bis Januar 2021 auf den Aargauer Intensivstationen um 40 Prozent reduziert?» Solche und weitere Fragen stellte die SVP-Fraktion mit der Sprecherin Désirée Stutz dem Regierungsrat. In seiner fundierten Antwort stellt der Regierungsrat zusammenfassend fest, dass die Anzahl der verfügbaren Plätze auf den Intensivstationen wegen Covid vorübergehend ausgebaut werden konnte. Die verfügbaren Personalressourcen seien jedoch begrenzt.

Im Kanton Aargau betreiben vier Spitäler eine Intensivstation: Das Kantonsspital Aarau AG (KSA), das Kantonsspital Baden AG (KSB), die Klinik Hirslanden Aarau (HKA) und die Stiftung Spital Muri (Spital Muri). Zu Beginn der Pandemie verfügte der Kanton Aargau über 54 zertifizierte Intensivbetten, die wie folgt auf die vier Spitäler verteilt waren, KSA Aarau 28, KSB Baden 10, Hirslanden Aarau 10 und Muri 6.

Am 13. März 2020 hat der Bundesrat angeordnet, dass Spitäler und ambulante Gesundheitsdienstleister stationäre und ambulante medizinische Untersuchungen, Behandlungen und Therapien, die medizinisch nicht dringlich sind und verschoben werden können, nicht mehr durchführen dürfen. Diese Bestimmung kam vom 16. März 2020 bis zum 26. April 2020 während der ersten Welle der Covid-19-Pandemie zur Anwendung. In der Folge haben die Spitäler ihre Bettenkapazitäten der Intensivpf legestationen (IPS) mit zusätzlichen Ad-hoc-Betten auf maximal 77 Betten ausgebaut (Zeit vom 9.–17. April 2020). Das für den Betrieb erforderliche Personal wurde aufgrund des vom Bundesrat verordneten Behandlungsverbots für medizinisch nicht dringende Eingriffe aus dem anästhesiologischen, aber auch aus dem nicht-anästhesiologischen Personal der Operationssäle abgezogen. Ein weiterer Teil des Personals kam von den normalen Bettenstationen. Alle drei Personalgruppen verfügten über keine Ausbildung in Intensivmedizin. Das voll ausgebildete intensivmedizinische Personal (Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzte) musste deutlich mehr intensivpflichtige Patientinnen und Patienten betreuen.

Ab dem 6. Mai 2020 haben die Spitäler erneut nur noch die zertifizierten Betten betrieben. Insgesamt ist die Kapazität wegen einer Reduktion beim KSA leicht von 54 auf 52 zertifizierte Betten gesunken. Ab dem 27. Oktober 2020 (Beginn der zweiten Welle) haben die Spitäler die Intensivpf legestationen erneut mit zusätzlichen Ad-hoc-Betten erweitert. Die maximale IPS-Bettenzahl betrug während der zweiten Welle 62 Betten (Zeitraum vom 23. November 2020 bis am 4. Januar 2021). Erneut konnten die zusätzlichen IPS-Betten nur dank der frei werdenden Personalressourcen durch die wesentliche Reduktion der elektiven Eingriffe betrieben werden. Mehr IPS-Betten hätten nicht betrieben werden können, weil während der zweiten Welle auch ein guter Teil des Gesundheitspersonals an Covid-19 erkrankte. Die aargauischen Spitäler haben somit ihre IPS-Kapazitäten tendenziell nicht reduziert, sondern für eine jeweils begrenzte Zeit mit nicht zertifizierten Ad-hoc-Betten erweitert.

Erschöpfung, Enttäuschung und Wut
Die Anzahl der betriebenen zertifizierten IPS-Betten sank ab dem 25. Januar 2021 auf 50, da das KSA wegen Personalengpässen (im Januar 2021 waren 8,5 von 129,2 Soll-Pf legestellen auf der IPS vakant) nur noch 24 zertifizierte Betten betreiben konnte. Während der dritten Welle konnten die Spitäler keine zusätzlichen Ad-hoc-IPS-Betten mehr bereitstellen. Grund waren die vielen Personalabgänge infolge Erschöpfung, Enttäuschung und Wut über den Verlauf der Pandemie beziehungsweise den gesellschaftlichen Weg, dieser zu begegnen, und damit verbunden die sinkende Bereitschaft der Mitarbeiter, das Pensum erneut aufzustocken oder sich auf die Intensivpf legestation umteilen zu lassen. In der Folge hat das KSA ab August 2021 noch vier weitere Betten abgebaut und betreibt seither nur noch 20 zertifizierte IPS-Betten.

Qualifiziertes Personal könne nicht innerhalb von kurzer Zeit aufgestockt oder neu ausgebildet werden, heisst es in der Antwort der Regierung weiter. (nfz)


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