«Es macht mich im Herzen glücklich»

  12.12.2021 Herznach, Persönlich

Andrea Zumsteg näht gerne – am liebsten Puppenkleider

Mit dem Nähen von Puppenkleidern konnte Andrea Zumsteg ihren Seelenschmerz verarbeiten. Die gelernte Medizinische Praxisassistentin (MPA) ist jedoch seit der Kindheit vom Nähen fasziniert.

Bernadette Zaniolo

«Mich fasziniert es, aus dem kleinsten Stück Resten-Stoff noch etwas zu machen», erzählt die 56-jährige Andrea Zumsteg mit funkelnden Augen. Sie habe schon als Kind gerne genäht und sie ist stolz, dass sie schon früh die Nähmaschine ihrer Mutter benutzen durfte. So fertigte sie vor Jahren unter anderem Kleider für ihre Kinder und ihre Gottenkinder. Lange rückte dieses Hobby in den Hintergrund. Nach dem Tod eines ihrer vier Kinder hat Andrea Zumsteg im Rahmen einer Therapie wieder damit begonnen. Andere malen, musizieren oder töpfern.

«Mit dem Nähen von Puppenkleidern konnte ich meinen Seelenschmerz verarbeiten», verrät Andrea Zumsteg. «Das Nähen macht mich im Herzen glücklich und zufrieden. Und ich kann vieles vergessen. Es ist schön, wenn man aus Nichts noch etwas machen kann.»

Eigentlich sei es «Upcycling», stellt sie mit strahlenden Augen fest. Die Puppenkleider fertigt Andrea Zumsteg auch auf Bestellung und verkauft sie, etwa übers Internet oder auf Märkten. Von den Einnahmen («die Zeit kann ich oft nicht verrechnen») kauft sie wieder Material zum Nähen. Während dem Lockdown und auf Weihnachten sei die Nachfrage nach Puppenkleidern gross gewesen.

Wenn aus Kolleginnen auch Grossmütter werden
«In meinem Kollegenkreis sind viele Grossmütter.» Frauen, die die Baby-Puppen vor 50 Jahren von ihrer Gotte bekommen haben, wollen diese nun neu einkleiden. Andrea Zumsteg erzählt auch von einer Grossmutter aus dem Züribiet, die gleich die Baby-Puppen aller ihrer fünf Enkel einkleiden liess. Die Puppen werden teils über Generationen weitergegeben. «Bei diesen Puppen muss ich dann Mass nehmen. Ich mache teils auch die Schnittmuster selber.» 200 oder mehr Utensilien dürften es pro Jahr schon sein, die Andrea Zumsteg anfertigt. «Auch Buben haben Babys, etwa mit Traktoren-Sujets», verrät Andrea Zumsteg mit einem Lächeln. Für Kinder ist es wichtig, dass sie die Babys schnell an- und ausziehen könnten, wie bei realen Babys. So fertigt Andrea Zumsteg Bodys und Windeli mit Klettverschlüssen. Sie stellt alles, was Puppenmami-Herzen sich wünschen her und «ich liesme auch noch ein passendes Jäckli.»

Andrea Zumsteg ist in Münchwilen, zusammen mit einem Bruder aufgewachsen. Ihr Vater, Paul Meier, sei bekannt gewesen durch seine musikalischen Auftritte. Mit 16 Jahren hat Andrea ihren Mann, Geri Zumsteg (er ist unter anderem Leiter der ZSO Unteres Fricktal), kennen gelernt. «Am Brückenfest in Stein», verrät Andrea Zumsteg mit einem Lächeln. Und sie erwähnt, dass ihr Mann, damals mit 20 Jahren der jüngste Gemeinderat (in Wil) im Kanton Aargau war.

«Es ist mir nie schwer gefallen, dass Geri nicht so oft zuhause ist», sagt Andrea Zumsteg angesprochen auf das grosse öffentliche Engagement ihres Mannes. «Ich habe meine Aufgaben und den Sinn daheim gesehen.» Andrea Zumsteg hat Medizinische Praxisassistentin (MPA) gelernt und arbeitet heute in einem 50-Prozent-Pensum am Kantonsspital Aarau (im Labor Onkologie/ Hämatologie).

Das erste Zuhause von Andrea und Geri war ein Haus in Oberhofen. Während den ersten zwei Jahren dort hat Andrea Zumsteg noch in einer Arztpraxis in Laufenburg gearbeitet. Aufgrund des Hauses und der jungen Familie reduzierte sie ihr Pensum und wechselte zur Spitex Gansingen. Zehn Jahre wirkte sie auch im Samariterverein Wil, davon zirka fünf Jahre als Präsidentin.

Mutter-Kind-Treffen in Eiken
1996 zog die Familie nach Eiken und das dritte und vierte Kind kam auf die Welt. So verwundert es nicht, dass Andrea Zumsteg auch im Elternverein Eiken als Präsidentin mitwirkte. Während zehn Jahren leitete sie auch das Mutter-Kind-Treffen und zusammen mit einem Team organisierte sie die zwei Mal jährlich stattfindende Kinderkleiderbörse.

Durch die Vernetzung in Eiken kam sie über Yvonne John zur Trachtengruppe Eiken, welcher sie mittlerweile seit 18 Jahren angehört. «Das war eine gute Möglichkeit zum Fortkommen», sagt Andrea Zumsteg. In guter Erinnerung geblieben ist ihr der Besuch von Alt-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlupf in Eiken, wo die beiden Trachtenfrauen Yvonne John und Andrea Zumsteg als Repräsentantinnen beim Empfang mitwirken durften. Angesprochen darauf, ob sie ihre Tracht selber genäht habe, sagt die sympathische Frau: «Nein, für das gibt es Trachtenschneiderinnen». Sie selber trägt eine Fricktaler Sonntagstracht in blau.

Wiedersehen und Erinnerungen
Andrea Zumsteg hat auch während zehn Jahren als Schul-Zahnpf legerin in den Gemeinden Eiken und Kienberg gewirkt. «Das konnte ich gut mit meinem Mutter-/Familiendienst händeln», sagt sie mit einem Lächeln. Sie habe immer gerne mit Kindern gearbeitet. Und ein bisschen scheint sich der Kreis zu schliessen. Andrea Zumsteg ist ehrenamtlich noch in der Cafeteria des Altersheims in Laufenburg tätig. «Hier kommt oft ein ‹Déjà-vu›, ein Wiedersehen und Erinnerungen mit Menschen, die ich bereits vor 30 bis 35 Jahren getroffen habe, als ich für die Spitex in Gansingen tätig war und deren Vater oder Mutter ich damals betreute. Man sieht sich wieder.»

Seit bald vier Jahren wohnen Andrea und Geri Zumsteg in Herznach. «Wir hatten vorher ein 8-Zimmer-Haus», verrät sie einen der Gründe für den Umzug und hält zugleich fest: «Wir fühlten uns in Eiken auch wohl.» Und mit strahlenden Augen verrät sie: «Ich wäre am liebsten Hebamme geworden.» Sie seien keine «Reisefüdli» betont Andrea Zumsteg. Sie hofft, dass sie gesund bleiben «und ich würde mich freuen, wenn es viele Enkelkinder gibt.» Eines ist bereits Realität.


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