tierisch mitgehört(h)

  23.11.2021 Laufenburg

Tischlein deck Dich

Susanne Hörth

Nein, sie habe nichts gegen Katzen, meinte die Frau. Wenn da bloss nicht deren immenser Jagdinstinkt wäre. «Sie tragen eine ziemlich grosse Schuld an der Dezimierung unserer heimischen Vögel.» Da seien aber auch die übergepflegten Gärten, wenige Bäume und Pflanzen für Insekten und damit ein mangelndes Nahrungsangebot für Vögel Schuld, ergreife ich Partei für die Samtpfoten. Deshalb habe sie auch Futterstellen für ihre gefiederten Freunde aufgestellt. Das würden aber auch die Büsis als Einladung nehmen, um ebenfalls diese gedeckte Tafel aufzusuchen, so die Frau. Immer wieder gelänge es den Katzen, einen Vogel zu erwischen. Da ich das aus eigener Vogelfütterungs-Tätigkeit kenne, kann ich nicht widersprechen. Ich weiss aber auch, dass diese Futterplätze noch andere «Gäste» zum Kommen einladen. Da wäre etwa der Falke, der sich bei einem unserer Vogelhäuschen mit gekonnten Flugmanövern regelmässig einen seiner kleinen Artgenossen als Beute schnappt. Trotz Verständnis für seine Nahrungsbeschaffung, tut mir das unendlich leid.

«Früher haben sich Katzen doch vor allem auf die Mäusejagd konzentriert», ist die Frau noch immer im Klinsch mit dem Jagdinstinkt der Stubentiger. Dass sich an einer unserer Vogelfutterstellen am Rande des Gartens seit neustem ein kleines Mäuschen von den heruntergeworfenen Nüssen und Körnern bedient, erzähle ich ihr nicht. Auch der Igel ist hier ein oft gesehener Gast. Aus unerfindlichen Gründen scheint sich dieses Vogelhäuschen in einer «Schutzzone» zu befinden. Denn weder Katzen noch Greifvögel nähern sich ihm. Mit Vogel, Igel und Maus sowie den aus den aus den liegengebliebenen Samen heraus keimenden Pflanzen ist dieser Ort für mich ein kleines Beispiel für eine artengemischte Biodiversität quasi vor der Haustüre.


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