Die ganze Familie ist vom Schiesssport-Virus infiziert

  13.11.2021 Hottwil, Persönlich

Renate Keller ist Ehrenmitglied des Aargauischen Schiesssportverbandes

Hoch oben in Hottwil, mit direktem Blick auf die Hottwiler Reben, wohnt Renate Keller, eine vielseitig engagierte Frau, zusammen mit ihrer Familie.

Dieter Deiss

Dass sich Renate Keller dem Schiesssport verschrieben hat, ist ganz klar darauf zurückzuführen, dass ihr Mann Robert sehr eng mit dem Schiessen verbunden ist. Robert Keller, ehemaliger Vizeammann von Mettauertal und früherer Gemeindeammann von Hottwil, ist nicht nur in Mettauertal ein grosser Förderer des Schiesssports, sondern auch auf kantonaler Ebene spielt er als Vorstandsmitglied beim Aargauischen Schiesssportverband eine wichtige Rolle. Er ist dort verantwortlich für die Ausbildung und die Betreuung des Nachwuchses.

Sie habe hin und wieder an Volksschiessen und an Feldschiessen teilgenommen, erzählt Renate Keller, jedoch habe sie den Schiesssport nie aktiv betrieben. Sie wurde denn auch nicht für ihre sportliche Tätigkeit als Schützin, sondern für ihre ausserordentlich grosse administrative Arbeit im Verband ausgezeichnet. Hier gehörte sie der Kommission Gewehr 10/50m an, was so viel wie Luftgewehr 10 Meter und Kleinkalibergewehr 50 Meter bedeutet. Für ihre verantwortungsbewusste Arbeit wurde sie jetzt mit der Ehrenmitgliedschaft belohnt. Sie ist im Aargauer Schiesssportverband erst die dritte Frau, der diese Ehre zuteil wird.

Dezentralisierte Meisterschaft
Während 19 Jahren betreute sie eigenständig die sogenannte dezentralisierte Meisterschaft im Luftgewehrschiessen auf zehn Meter. Diese zählte gleichzeitig auch als Qualifikation für die Teilnahme an der Aargauer Meisterschaft. Wie der Name sagt, wird diese Qualifikation dezentral geschossen, und zwar auf dem Heimschiessstand. Renate Keller stellte den Vereinen jeweils die vorgängig bestellten Scheiben zu. Das Programm bestand aus vierzig Schuss. Innert einer bestimmten Frist mussten die beschossenen Scheiben an die Absenderin zurückgeschickt werden.

Die Auswertung der Scheiben lag jetzt einzig und allein in den Händen von Renate Keller. Bei rund 180 Teilnehmenden galt es also 7200 Schüsse unter die Lupe zu nehmen, einzeln zu notieren und dann das Ergebnis für jeden Schützen zu addieren. War die Abgrenzung von Auge nicht möglich, so erfolgte die exakte Bestimmung des Wertes mit Hilfe einer Schusslehre. Heute verfügen die meisten Schiessstände über elektronische Auswertungen, so dass das Auszählen von Hand wegfalle. Anhand der erzielten Resultate erstellte Renate Keller dann das Aufgebot für die Teilnahme an der Aargauer Meisterschaft. Zusätzlich musste noch die Rangliste der dezentralisierten Meisterschaft erstellt werden. Die Ergebnisse wurden dann den Vereinen zusammen mit den jeweils erzielten Auszeichnungen zugestellt.

Generell sei die Teilnahme an Schiessanlässen schweizweit etwas rückläufig, erzählt sie, so auch bei der dezentralen Meisterschaft. Waren es 2000 noch 180 Teilnehmende, so ging die Beteiligung im Laufe der Jahre auf rund 130 Schützinnen und Schützen zurück.

Die ganze Familie beim Sport dabei
Der Schiesssport hat allgemein in der Familie Keller einen wichtigen Platz. Als begeisterter Schütze nahm Vater Röbi seine beiden Töchter schon bald mit in den Schiessstand. Die Töchter griffen dann selbst zum Gewehr und betrieben diesen Sport über mehrere Jahre hinweg sehr intensiv. Im jugendlichen Alter mussten sie jeweils noch von mindestens einem Elternteil an die verschiedenen Anlässe begleitet werden. «Wir hatten das Glück, dass beide Töchter denselben Sport zu ihrem Hobby gemacht hatten, was die Betreuung zweifellos stark erleichterte», sagt dazu Renate Keller. Beide Töchter zeichneten sich übrigens verschiedentlich aus und gehörten längere Zeit dem kantonalen und regionalen Kader auf die 10-Meter- und 50-Meter-Distanz an.

Renate Keller beschränkt nach dem Rückzug aus dem Kantonalverband ihre Arbeit für den Schiesssport auf den lokalen Schiessverein. Bei den Sportschützen Mettauertal ist sie seit zwanzig Jahren Kassierin.

Vertraut mit den Gemeindefinanzen
Mit ledigem Namen hiess sie Eugster und war in Laufenburg aufgewachsen. 1978 kam sie durch die Heirat nach Hottwil. Bis 1982 arbeitete sie bei der Kuratle AG in Laufenburg, wo sie bereits die kaufmännische Lehre absolviert hatte. Hier war sie im Verkauf tätig und betreute die Lohnbuchhaltung. 1976 suchte man für die Gemeindeverwaltung Wil dringendst eine Aushilfe. Im Einverständnis mit ihrem Arbeitgeber habe sie fortan wöchentlich einen Tag auf der Gemeinde Wil gearbeitet. So war dann dies so etwas wie der Startschuss für ihre spätere Verwaltungstätigkeit.

1982 übernahm sie in einem Teilpensum die Finanzverwaltung, das Steueramt und das Betreibungsamt in Hottwil. Die Buchhaltung in Hottwil wurde übrigens bei ihrem Amtsantritt noch von Hand in grossen Büchern geführt. Ihr Mann Röbi habe ihr dann das Framework-Programm so eingerichtet, dass sie die Buchhaltung auf dem PC machen konnte. Da es auf der Gemeinde noch keinen PC gab, habe sie vorwiegend von zuhause aus gearbeitet.

«Ich bin ein Zahlenmensch», meint Renate Keller. Kein Wunder also, dass sie nach einer kleinen Pause in Teilpensen auf der Finanzverwaltung von Remigen und später auf der Gemeindekanzlei Stein bis zur Pensionierung gearbeitet hat. Sie war auch einige Zeit Präsidentin der Steuerkommission von Hottwil.

Nicht nur Zahlen-, sondern auch Familienmensch
Allerdings ist Renate Keller nicht nur ein Zahlenmensch. Einen Teil ihrer wohl doch eher knapp bemessenen Freizeit hat sie nämlich dem weitherum bekannten Theater Hottwil zur Verfügung gestellt. Hier begann ihre Laufbahn mit der Arbeit als Theatersouff leuse. Da suchte eines Tages der damalige Regisseur Thomas Senn für eine bestimmte Rolle dringendst eine junge Frau. Als seine Bemühungen umsonst waren, sei er zu ihr gekommen und habe gesagt: «Jetzt musst du spielen, Renate, wir finden sonst niemanden!» Sie stehe nicht gerne in der Öffentlichkeit und arbeite eigentlich lieber im Hintergrund, meint sie dazu. Trotzdem habe sie dann schliesslich in Anbetracht der besonderen Situation dem Regisseur ihre Teilnahme zugesagt. Seither sei sie noch etwa drei- bis viermal auf der Bühne gestanden. Danach habe sie sich entschlossen, von der Bühne abzutreten und in den administrativen Bereich zu wechseln. Hier zeichnet sie verantwortlich – halt doch wieder der Zahlenmensch – für die Reservationen und die Eintrittskasse. Für diese jahrzehntelange Arbeit erhielt sie die Ehrenmitgliedschaft vom Zentralverband Schweizerischer Volkstheater.

Zweifellos hat Renate Keller unglaublich viel für die die Gesellschaft geleistet, sei dies ihre Arbeit in den Vereinen, auf den Gemeindeverwaltungen oder ihre Mitarbeit in Gemeindekommissionen. Die Kraft und den Rückhalt dafür fand sie in ihrer Familie.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote