«Es braucht Ideen und Einsatz – aber Unterstützung ist dringend nötig»

  21.11.2021 Möhlin, Wohltätigkeit

Fricktaler Hilfsprojekt in Zeiten der Pandemie

Als eines der ärmsten Länder Afrikas ist Mosambik von der Pandemie schwer getroffen. Umso wichtiger war es in den vergangenen fast zwei Jahren, dass Hilfsprojekte auch unter erschwerten Bedingungen weitergeführt wurden.

Nadine Freiermuth Samardzic

Für den Hilfsverein Abraçar Mozambique mit Sitz in Möhlin hatte es eigentlich sehr gut angefangen, das Jahr 2020: Die beiden Gründungs- und Vorstandsmitglieder Daniela und Roger Kessler-Ackermann waren im Januar 2020 nach Mosambik gereist – noch nicht ahnend, dass dies für eine Weile ihre letzte Afrikareise sein würde. Die beiden machten Halt in Inhambane und besuchten die lokalen Mithelferinnen und Mithelfer des Fricktaler Hilfsvereins. Den lokalen Sportvereinen wurden vom FC Möhlin gesponserte Fussballtrikots verteilt und in der Schneiderei von Tofo neue Schuluniformen für die Kinder der Primarschule Phembane bestellt. Alles lief wie am Schnürchen.

Mittagstisch wird zur Essensausgabe
Auch der regelmässig an der Primarschule Phembane stattfindende Mittagstisch konnte zum damaligen Zeitpunkt noch durchgeführt werden. Noch. Seit 2017 erhielten die 450 Schülerinnen und Schüler viermal pro Monat kostenlos eine warme Mahlzeit, zubereitet von einem Team lokaler Erwachsener – eine wichtige Unterstützung im Alltag der Kinder wie auch der Eltern. Das Projekt war ein grosser Erfolg.

Mit Beginn der Pandemie und Schliessung der Schule im März 2020 fiel dieser Fixpunkt für die Kinder abrupt weg. Im mosambikanischen Tofo, wo viele Menschen auf den Tourismus angewiesen und seit Pandemiebeginn ohne Arbeit sind, war das fatal. Der Fricktaler Verein musste sich etwas einfallen lassen und strukturierte als erstes den Mittagstisch zu einer Essensausgabe um: Ein Eltern-Team geht in der Region einkaufen und packt die Lebensmittel dann in einzelne Familienrationen ab. Bei der Schule findet dann die Ausgabe von Reis, Mehl, Gemüse und Obst an die Anwohnerinnen und Anwohner statt. Koordiniert wird das Ganze von Schuldirektor Juliao Gzuamba, mit dem der Verein seit zehn Jahren eng zusammenarbeitet. Für Gzuamba ist es eine Herzensangelegenheit: «Diese Menschen brauchen die Hilfe für ihr Überleben. Mich freut es bis in die Seele, wenn ich in die erleichterten Augen der Mamas blicke», erzählt Gzuamba.

Obst und Gemüse aus dem Schul-Garten
Ein Teil der abgegebenen Lebensmittel stammt aus dem schuleigenen Garten, der 2019 auf Anregung des Direktors und mit Unterstützung des Fricktaler Vereins für die Schülerschaft und als Bestanteil ihres Unterrichts initiiert worden war. Der Garten wird liebevoll gepflegt und es kann regelmässig geerntet werden. Seit die staatliche Hauptwasserversorgung für die Menschen zu teuer geworden ist, kann zudem ebenfalls bei der Schule sauberes Trinkwasser bezogen werden.

Schulbetrieb startet langsam wieder
Nach mehr als eineinhalb Jahren wird der Schulbetrieb allmählich wieder aufgenommen. Die Kinder gehen gestaffelt und mit Präventivmassnahmen in den Unterricht; auf Masken, Temperaturmessen und Händewaschen wird Wert gelegt. Im neuen Jahr kann der Mittagstisch hoffentlich bald wieder möglichst wöchentlich stattfinden, das sei wichtig für den Alltag, so Abraçar-Vereinspräsident Jan Berther: «Unsere Bemühungen gelten in erster Linie den Kindern. Sie haben unter der Schliessung der Schule besonders gelitten.» Jan Berther musste seine längst geplante Reise nach Tofo zwar auch weiterhin verschieben, aber seine Kontakte nach Mosambik sind nach wie vor eng, sodass die Projekte weiterlaufen. «Es braucht einige Ideen und viel Einsatz», so Berther, «aber die Unterstützung ist gerade jetzt dringend nötig.»

https://abracarmozambique.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote