Es ist noch längst nicht alles gesagt

  23.10.2021 Kultur, Möhlin

Am 30. Oktober: Bibliothek und Jugendarbeit Möhlin laden zum zweiten Poetry Slam

Sie jonglieren mit Worten. Vielleicht sprechen sie über Spaghetti. So genau weiss das keiner. Gerade das macht es so spannend und unterhaltsam.

Ronny Wittenwiler

Sie tun es für ein Butterbrot. Womöglich gib’s noch ein Sandwich zum Znacht. Und sonst? Nadja Soder von der Bibliothek sagt es mit einem Schmunzeln im Gesicht und wir haben bald die gesamte kulinarisches Palette beisammen: «Der eine hat beim letzten Mal über Spaghetti geredet!» – «Moment mal, ist das nicht völlig sinnlos?» – «Ja, ist es. Aber irgendwie cool. Quatsche du mal zehn Minuten über Spaghetti und es hört dir ein Saal voller Leute zu. Das musst du erst mal schaffen.» Damit ist eigentlich schon viel gesagt übers Poetry Slam, diese Kunstform, bei der die Akteure innerhalb einer bestimmten Zeit selbstverfasste Texte einem Publikum vortragen und um dessen Gunst buhlen.

Idealisten einer Kleinkunstszene
Ob Butterbrot, Sandwich oder Spaghetti: Poetry Slam hat Biss und oft gewürzt mit verbalem Pfeffer schmeckt dieser literarische Wettbewerb immer mehr Menschen. Die Szene, die ihre Anfänge im Chicago der Achtzigerjahre haben soll, ist längst angekommen in der Welt und im deutschsprachigen Raum geniesst sie hohe Popularität, vor allem auch dort im urbanen Raum. Wobei, und das muss man auch mal sagen: Die fünf Akteure, die sich am 30. Oktober in Möhlin die Ehre geben, sind deswegen nicht zwingend alle in «helvetischen» Metropolen daheim. Der eine, Pesche Heiniger, kommt aus Oberfrittenbach bei Langnau im Emmental, doch um das gesprochene Wort zu zelebrieren, da reist man halt gerne mal durch die Schweiz und buhlt um die Gunst der Zuhörer. Auch für ihn gilt: Man macht es für ein Butterbrot, vielleicht für ein Sandwich und vor allem, weil es Spass macht. Slam Poeten sind Idealisten, einige dieser Kleinkunstszene sind mit der Zeit dann doch gross rausgekommen, Patty Basler etwa, Hazel Brugger, aber auch Dominik Muheim, mehrfacher Schweizermeister seines Fachs. Just dieser Muheim, der Baselbieter, moderiert nach der Erstausgabe im 2020 nun auch diesen zweiten Möhliner Chäller Slam. Ebenso zeichnet er für die Zusammenstellung der fünf Künstler verantwortlich und so darf sich das Publikum in Möhlin freuen auf Jeremy Chavez, Fine Degen, Valerio Moser, Caterina John und – den Mann aus Oberfrittenbach.

Kann alles, muss nichts
Den Anlass stemmt neben der Bibliothek Möhlin erneut auch die Jugendarbeit Möhlin (JAM). Vielleicht – und daraus macht JAM-Geschäftsleiter Severin Schürch kein Geheimnis – dürfte der Dichterwettstreit mehr Erwachsene als Jugendliche ansprechen. «Gute Frage», sagt Schürch: «Warum macht das JAM mit, wenn keine Jugendlichen dabei sind? Weil man im Dorf nun mal zusammen tolle Anlässe macht, vor allem auch mit der Bibliothek, und wenn wir regelmässig solche Anlässe durchführen, können wir vielleicht auch Jugendliche dafür begeistern.»

Für beide, Nadja Soder und Severin Schürch, scheint jedenfalls klar: Ein Poetry Slam hat es in sich, mit jeder Silbe des gesprochenen Wortes. Manchmal wird über Banales wie Spaghetti referiert, manchmal wird es richtiggehend tiefgründig und vielleicht ist es nicht falsch zu behaupten, dass ein Poetry Slam alles kann, aber nichts muss. «Ich freue mich besonders auf die Vielseitigkeit», sagt Nadja Soder. Und wie trägt ein Slam Poet das alles vor? «Die einen auswendig», sagt Soder und lacht: «die anderen auf einem Fresszettel, drei Tage lang im Hosensack herumgetragen und hundertmal gefaltet.» Wer weiss, was nach den Spaghetti vom letzten Jahr alles auf diesen Fresszettel kommt. Eines ist klar: Es ist längst noch nicht alles gesagt. Einem Slam Poeten gehen die Worte so schnell nicht aus.

2. Poetry Slam in Möhlin: Samstag, 30. Oktober, 20 Uhr. Türöffnung 19.30 Uhr. Bis 16 Jahre freier Eintritt; bis 18 Jahre 5 Franken; ab 18 Jahre 10 Franken. Platzzahl ist beschränkt. Vorverkauf in der Bibliothek via Telefon (061 855 33 90) oder E-Mail (bibliothek@moehlin.ch). Der Anlass findet in der Aula Storebode statt. Es gilt Zertifikatspflicht.


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