Ein neues Zuhause für das argovia philharmonic

  21.10.2021 Aargau

Neuer Konzertsaal in Aarau

Nach langem Warten ist es so weit: Mit der zu einem Mehrspartenhaus für Theater, Tanz, Musik und zeitgenössischem Zirkus umgebauten Alten Reithalle erhält das argovia philharmonic 58 Jahre nach seiner Gründung seinen eigenen Konzertsaal und wird zum Residenzorchester in der Alten Reithalle.

Endlich bekommt der Kanton Aargau einen Konzertsaal, der akustisch mit jenen in den Nachbarkantonen mithalten kann und der mit seiner einzigartigen Vorgeschichte und der Symbiose aus Alt und Neu für eine ganz besondere Stimmung sorgen wird. Die Alte Reithalle ist kein Konzertsaal im klassischen, traditionellen Sinn. Es gibt keine fest eingebauten Stühle mit Samtbezug, keine Kronleuchter, keine Orgelempore, keine Pilaster und Stuckaturen, geschweige denn Komponistenbüsten an den Wänden wie dies die Tonhalle Zürich, das Stadtcasino Basel oder andere Konzertsäle der Schweiz haben. Dafür gibt es akustisch unbezahlbare, steinfolgend gekalkte Innenmauern, ein mächtiges Holzgebälk unter der Decke und hohe Zugangstüren. Der neue Konzertsaal in der Alten Reithalle lebt von und mit seiner Vergangenheit als Reithalle für das Dragonerregiment der Aarauer Armeegarnison – sogar die Buchstaben, die den Reitern als Bahnpunkte zur Orientierung dienten, wurden belassen. Für den Konzertbetrieb bedeutet dies maximale Flexibilität. In den Abo-Konzerten setzt das argovia philharmonic auf ein klassisches Schuhschachtel-Prinzip, das heiss vorne eine Bühne für das Orchester, davor der rechteckig angeordnete Zuschauerraum mit einer ansteigenden Tribüne. Galerien oder Emporen gibt es keine. In dieser Aufstellung bietet der Zuschauerraum Platz für 522 Personen. Für seine Kammerkonzerte hat sich das argovia philharmonic hingegen etwas anderes ausgedacht. Diese Konzerte mit kleinen Formationen leben von ihrer Intimität, von der Nähe der Musikerinnen und Musiker zu ihrem Publikum. Auch wenn Nähe in Zeiten von COVID-19 eine ganz neue Bedeutung erhalten hat, möchte das Orchester genau diese Nähe durch eine Bestuhlung im Stil einer Arena herstellen. Die Bühne rückt ins Zentrum, das Publikum wird darum herum positioniert und erhält dadurch ganz neue Perspektiven und Höreindrücke. Genau dies sind Ansätze, die zukunftsträchtig sind und die in den kommenden Saisons noch viel stärker eingesetzt werden sollen.

Auch dank 300 Freunden des argovia philharmonic und der Aargauer Kantonalbank, die sich mit zwei beziehungsweise drei Millionen Franken am Umbau beteiligt haben, darf das argovia philharmonic ein neues musikalisches Zuhause beziehen, das seiner Qualität ebenbürtig ist und in dem es sich gemeinsam mit Chefdirigent Rune Bergmann klanglich entfalten und weiterentwickeln kann. Simon Müller, seit Juni 2021 Intendant des argovia philharmonic, hat grosse Pläne, die es in den kommenden Jahren schrittweise umzusetzen gilt. Neben den die Konzerte ergänzenden Livestreams sollen spartenübergreifende Partnerprojekte und auch renommierte Gastorchester in den neuesten Konzertsaal der Schweiz geholt werden. In der ersten Saison in der Alten Reithalle stehen vorerst die Abo-Konzerte mit allen Brahms Sinfonien im Zentrum, umrahmt von Konzerten zu Weihnachten und Neujahr, Kammer- und Familienkonzerten und einem Crossover-Projekt.

Start mit Brahms
Was könnte es nach dieser langen, durch die Corona-Pandemie verursachten Durststrecke Schöneres und Hoffnungsvolleres geben, als in einen neuen Konzertsaal einzuziehen? Das argovia philharmonic feiert dieses historische Ereignis am letzten Oktoberwochenende mit einem Eröffnungskonzert in gleich dreifacher Ausführung (29./30./31.10). Das Konzert vom 31. Oktober wird von SRF aufgezeichnet und am 9. Dezember 2021 um 20 Uhr auf Radio SRF 2 Kultur ausgestrahlt. Das gleiche Konzert wird zudem auf der Website des argovia philharmonic einem breiten Publikum aus dem In- und Ausland als Livestream zur Verfügung gestellt. Das Eröffnungskonzert, das gleichzeitig das 1. Abo-Konzert ist, trägt den sprechenden Titel «Neue Bahnen» und wird mit einer vom renommierten Schweizer Komponisten Daniel Schnyder für das argovia philharmonic geschaffenen Auftragskomposition eröffnet. Seine 12-minütige «Argovia»- Sinfonie ist eine rhythmische und klanglich raffinierte Landschafts- und Geschichtsbeschreibung des Kantons, die den Zuhörenden ein farbiges und abwechslungsreiches Hörspektakel bietet. Danach folgt Beethovens 1. Klavierkonzert, dargeboten vom international erfolgreichen Aargauer Pianisten Oliver Schnyder. Nach der Pause dann die eigentliche Sinfonie des Abends: Johannes Brahms’ 1. Sinfonie. Sie bildet den Auftakt zum Brahms-Schwerpunkt, den sich das argovia philharmonic in der Saison 2021/22 gesetzt hat. Alle vier Sinfonien spielt das Orchester in seinen Abo-Konzerten der laufenden Saison. Chefdirigent Rune Bergmann, der für die Programmierung verantwortlich zeichnet, betrachtet die vier Werke – genauso wie sein Mentor Kurt Masur – als eine einzige grosse Sinfonie. Die Aufführung in chronologischer Reihenfolge und in naher zeitlicher Abfolge entspricht dieser Deutung. Eines darf bei alledem nicht vergessen werden: Trotz des neuen Konzertsaals in Aarau bleibt das argovia philharmonic ein Orchester für den ganzen Kanton. Neben seiner Abo-Reihe in der Alten Reithalle Aarau spielt es weiterhin eine Abo-Reihe in Baden – ab dieser Saison neu im umgebauten Kurtheater mit seiner neuen Konzertmuschel – und in vielen weiteren Gemeinden des Kantons Aargau, sowie auch in Rheinfelden. (nfz)


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