«Unheilbar tierverrückt»

  18.09.2021 Wallbach/Mumpf, Persönlich

Manuela Kurz hat ihre Liebe zu Tieren zum Beruf gemacht

Manche Dinge sind nicht therapierbar und machen einen Menschen dennoch glücklich: Manuela Kurz aus Mumpf begleiten ihre Symptome schon fast ihr ganzes Leben lang. Seit sie als junges Mädchen erstmals mit ihnen in Berührung kam, ist sie eine unheilbare Hunde-Närrin. Darum machte sie ihre Liebe zu den Vierbeinern als Hunde-Coiffeurin zum Beruf.

Hildegard Siebold

Seit mehr als 30 Jahren kümmert sich Manuela Kurz um das Styling von Hunden und rückt ihrem Fell mit Schere und Co. zu Leibe. Aber auch andere Kleintiere wie Katzen, Hasen oder Meerschweinchen zählen zur Klientel des Salons «Beauty» an der Zürcherstrasse in Stein. Das Leben der Hunde-Närrin spielt sich sozusagen auf 24 Quadratmetern ab. Es ist ein ganz besonderer Raum, der von der kreativen Fantasie seiner Besitzerin erzählt.

Das auf den ersten Blick kunterbunte Wirrwarr entpuppt sich bei näherer Betrachtung als fantasievoll aufeinander abgestimmtes Interieur. Alles selbst gemacht. Auch das ist eine Leidenschaft von Manuela Kurz. Sie bastelt und werkelt voller Elan. Den kunstvollen Spiegelrahmen etwa hat sie aus Bauschaum modelliert. Im Moment dominieren verschiedene Grautöne, Paletten aus Holz hat sie zu Regalen umfunktioniert, kleine Kissen und Lichterketten verleihen dem Raum eine ganz besondere Ausstrahlung. «Wenn Sie in einigen Wochen wiederkommen, sieht das vielleicht alles ganz anders aus», sagt sie mit jenem schelmischen Lächeln, das so typisch für ihren Humor ist.

Sie wird nie müde, ihr kleines Reich immer wieder umzugestalten, damit ihre vierbeinigen Besucher sich beim Kämmen, Baden und Scheren wohl bei ihr fühlen.

Von der Pike auf
Mit acht Jahren kam sie zum ersten Mal intensiver mit Tieren in Berührung, als sie mit ihrer Mutter nach Obermumpf zog. Die Begegnung mit Pferden war es auch, die sie letztlich dazu brachte, eine Ausbildung in der Tierpflege anzustreben, obwohl sie eigentlich einen Beruf im Gastgewerbe im Auge gehabt hatte. Da war es ihr Glück, dass sie in einem Tierheim in Wittnau genau die passende Stelle fand und dort ihre Ausbildung zu Hunde-Coiffeurin machen konnte. «Drei Jahre dauerte meine Lehrzeit, heute braucht es dafür gerade mal einen dreimonatigen Kurs», sagt Manuela Kurz und kann darüber nur den Kopf schütteln. Das sei viel zu wenig, um das Handwerk von der Pike auf zu lernen. Dazu gehören auch Kenntnisse der vielen verschiedenen Hunderassen.

In einer Hundezucht in Dornach betreute sie nach der Ausbildung die Hunde. Als sie eigene Räume in Obermumpf fand, machte sie sich 1990 in ihrem gelernten Metier selbständig. «Ich habe immer Glück gehabt», sagt sie heute, auch wenn es ohne Nebenjob kaum zum Leben gereicht hätte. Als sie anfing, hatte sie nichts, sie lebte immer von der Hand in den Mund. Aber ihr Beruf war ihre Berufung und daran hielt sie fest und arbeitete zusätzlich mal im Kiosk, mal an der Tankstelle, in der Gastronomie, im Lebensmittelhandel, als Reinigungskraft oder als Hauwartin. Mit Hilfe dieser Nebenjobs konnte sie ihren Hundesalon auf bauen. «Was man gibt, bekommt man wieder zurück», ist ihre feste Überzeugung.

Manchmal therapiert sie auch die Herrchen und Frauchen
Seit 2004 ist sie mit ihrem Hundesalon sesshaft in Stein. «Ich nehme es locker und diese Ruhe überträgt sich auf das Tier», antwortet sie auf die Frage, wie sie das Vertrauen der Vierbeiner gewinnt. Und fügt schmunzelnd an: «Vielleicht sind es ja auch meine magischen Hände.» Vielmehr ist sie jedoch davon überzeugt, dass es darum gehe, das was man tut, gerne zu tun. «Wenn du deinen Job liebst, hast du ganz automatisch auch eine Ahnung von der Materie», ist sie überzeugt.

Bei aller Tierliebe brauche es aber vor allem eine gesunde Einstellung zum Tier. «Ein Hund will als Hund behandelt werden, mit der Chefposition kann er nichts anfangen, das stresst ihn nur», erklärt sie. Da hapere es bei manchen Herrchen und Frauchen und manchmal therapiere sie bei einem Coiffeur-Termin nicht nur das Tier, sondern vielmehr dessen Besitzer. «Man muss konsequent sein, ohne dem Tier weh zu tun», sagt sie.

13.5 Jahre begleitete sie ihr Yorkshire-Terrier durchs Leben, bis sie ihn verlor. Sie hat lange an dem Verlust gelitten, die Urne mit seiner Asche bewahrte sie sechs Jahre zuhause auf. Erst nach der Entscheidung einer Seebestattung konnte sie loslassen. Heute lebt sie ganz bewusst ohne Hund in ihrem kleinen Heim in Mumpf, weil sie beruflich zu eingebunden ist und ein Tier jeden Tag Zeit brauche. Aber später einmal, wer weiss. Bis dahin hält sie es mit Konfuzius, der da sagte: «Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten».


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