Guetzli & Pflästerli

  14.09.2021 Kolumne

Das Dilemma mit der Grösse

Bernadette Zaniolo

Da steht Mensch im Kleidergeschäft und sieht eine schöne Jacke, eine Bluse, eine Hose. «Es tut mir leid, in Grösse M haben wir das nicht mehr», sagt die Verkäuferin. «S und L» haben wir noch. Nur das nützt mir nichts. Bei «S» kommt mein Körper in Wallungen und bei «L» habe ich irgendwie das Gefühl, dass ich mich kulturell verändere. Als ich in die Wechseljahre kam, hatte ich das Gefühl, dass sich das bessere. Nicht das mit den Wallungen. Diese Hoffnung hatte mir schon in frühen Jahren eine «Frauenkundlerin» zerschmettert. Aber das mit dem Wechseln – der Abänderung – habe ich wörtlich genommen.

Kürzlich wollte ich den Test machen. Ich ging ins Kleidergeschäft. Tatsächlich war es wieder mal so, dass sie die schöne Jacke nicht mehr in meiner Grösse hatten. Und wieder kamen die eingangs gemachten Bemerkungen. Jetzt platzte mir der Kragen. «Ich bin in den Wechseljahren sagte ich!» Darauf sah mich die junge Verkäuferin mit grossem Blick an. «Genauer gesagt, befinde ich mich in der Abänderungsphase» fügte ich an. Als sie den Mund nach fünf Minuten immer noch offen hatte, sagte ich ganz energisch: «Jetzt holen Sie bitte den Schneider oder die Schneiderin. Ja, Sie haben richtig gehört. So kann er mir die Jacke abändern.»


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