Eine Theologin mit Visionen

  20.09.2021 Persönlich, Zuzgen, Religion

Irina van Bürck liebt den Kontakt mit den Menschen

Seit dem 1. September ist Irina van Bürck Pfarrerin der Reformierten Kirchgemeinde im Wegenstettertal. Die junge Seelsorgerin freut sich auf ihre Aufgabe im für sie neuen Wirkungsgebiet. Im Gespräch strahlt sie viel Herzlichkeit und Zuversicht aus.

Hans Zemp

Anfang diesen Monats hat Pfarrerin Irina van Bürck ihre Seelsorgestelle im Wegenstettertal angetreten. Aufgewachsen ist die junge Frau in Reinach im Baselbiet. Dort ging sie auch in die Schule und dann in das Gymnasium in Münchenstein. Als Theologiestudentin wohnte sie in einer Alterssiedlung in Basel. Dies war günstig, zumal auch die Infrastrukturen benutzt werden durften, erforderte aber monatlich fünf Pikettdienste. Irina van Bürck strahlt und erzählt, dass in dieser Zeit viele spannende und bereichernde Gespräche mit den Seniorinnen und Senioren entstanden. Nach der Auflösung dieser Wohngemeinschaft zog sie mit ihrem Partner und Hund Cookie in eine Altbauwohnung.

Wenn man Irina van Bürck nach dem Grund fragt, warum sie den Weg zum Theologiestudium eingeschlagen habe, erzählt sie, dass damals auch andere Studienrichtungen zur Debatte standen. Aber «Theologie vereint vieles», meint sie dazu. Weiter seien ihre Eltern mit Pfarrpersonen befreundet. Dort erlebte sie abwechslungsreiche Gespräche, die die Vielfältigkeit des Theologieberufes aufzeigten. Diese Vielfältigkeit war zentral. Kontakte mit vielen Menschen verschiedenen Alters und in den unterschiedlichsten Lebenssituationen seien sehr wertvoll. Der Glaube gibt ihr viel Kraft. Darum teilt sie diesen gerne mit andern Menschen. Bei der Berufswahl begegnete sie vielen Vorurteilen, sie blieb aber von ihrer Wahl überzeugt. Diese Wahl wurde mit zunehmendem Fachwissen bestärkt. So fühlt sich die 28-Jährige «gesegnet», dass sie diesen Beruf einschlagen durfte. Sie erhielt dabei viel Unterstützung von der Familie und vom Freundeskreis.

Spannenderweise hätten aber viele junge Leute gar nicht gewusst, was Theologie ist und wieso man so etwas überhaupt studiert. Viele Leute können gar nicht glauben, dass die junge Frau Theologin ist, wenn sie mit ihr diskutieren. Gehen die Gespräche aber tiefgründiger, kommen sehr viele positive Reaktionen. Diese positiven Begegnungen hielten an und seien sehr schön.

Irina van Bürck liebt ihren Beruf
Nach dem Studium absolvierte sie in Bettingen ein einjähriges Vikariat. Ihr Kommentar dazu: «Es war mega schön.» Sie hat trotz Corona eine herzliche Aufnahme in der Kirchgemeinde erlebt, persönliche Besuche, wie sie in der Seelsorge dazu gehören, machen können und so viele wertvolle Gespräche geführt. Im Religionsunterricht, Konfirmationsunterricht, aber auch in der Erwachsenenbildung und in Gottesdiensten sowie bei weiteren Aufgaben sammelte sie Erfahrungen. Für sie war in dieser Zeit ganz speziell, dass sie sich in die neuen, unregelmässigen Strukturen einleben musste. Der Unterschied zum Studium sei gross gewesen. Was aber gleich blieb, waren die vielen Gespräche mit den Leuten. Auf die Frage der NFZ, warum sie sich im Wegenstettertal um eine Stelle beworben habe, lacht sie und meint: «Die Region war mir unbekannt.» Eine Ausfahrt mit ihrem Partner und dem «Hundeli» zeigten ihr die Schönheit der Region. Die Stellenausschreibung sprach die junge Theologin an, weil Ökumene als wichtig in der Ausschreibung formuliert war. Die Kirchenpflege wünschte, dass unkompliziertes Arbeiten geschätzt wird. Man dürfe auch Neues aufbauen und an Bestehendes anknüpfen. «Das alles kam meinen Vorstellungen riesig entgegen», sagt sie dazu. Sie schätzt sehr, dass im Tal ein Einzelpfarramt ist. «Man muss alles machen, man darf aber auch alles allen machen.»

Der Theologin sind breite Bereiche wichtig
Für Irina van Bürck ist es wichtig, den Draht zu den Familien und auch zur jüngeren Generation zu finden. Sie will zeigen, dass die Kirche etwas ist, das alle angeht. «Man befasst sich mit Sinn-, Glaubens- und Lebensfragen. Sie ist darum absolut nichts Verstaubtes, sondern etwas, das ansprechen und berühren kann. Das zu zeigen wäre schön und ich hoffe, dass mir das gelingt», bringt sie es auf den Punkt.

Auf den mageren Gottesdienstbesuch angesprochen meint Irina van Bürck, dass viele Leute nicht damit aufgewachsen sind, es also für sie keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Viele Leute hätten falsche Vorstellungen von einem Gottesdienst, weil sie vielleicht das Gefühl haben, dass dort etwas gemacht und erzählt wird, das mit ihrem Leben nichts zu tun hat. Darum wolle sie versuchen, im Tal ihrem Gottesdienst Realitätsbezug zu geben und zeigen, dass die Bibel auch in der heutigen Zeit noch ganz viel zu sagen hat. Vielleicht brauche es zum Gewinn von allen Generationen alternative Formen zum Sonntagsgottesdienst. Dazu würden sicher Abendgottesdienste, Wald- und Ökumenegottesdienste mit anschliessend gemütlichem Beisammensein «bei Chlöpfer und Musik» beitragen. Irina van Bürck will erreichbar bleiben für Gespräche, auch beim Kaffee. Gegenseitiges Kennenlernen und Kennen sind erwünscht, gesucht und sollen in der Folge vertieft werden.

Die Zusammenarbeit mit den andern Religionsgemeinschaften
«Mein erster Gottesdienst war der Erntedankgottesdienst auf dem Dornhof zusammen mit Niklas Raggenbass und Godwin Ukatu. Man kam zu einem guten Austausch, der seine Fortsetzung bei ihrer Installation am 12. September in der römisch-katholischen Kirche in Zuzgen fand. «Die Ökumene im Tal lebt», weiss sie jetzt. Sie möchte weiter eine übergreifende Religionswerkstatt durchführen, was ihr sehr entspreche, weil sie einige Kenntnisse von der römisch-katholischen Kirche hat. Sie möchte die Kirchenmitglieder in die Gemeinsamkeit einbinden, wenn sie sich dafür entscheiden. «Wer hier wohnt, weiss am besten, was er will und braucht von der Kirche.» Das wecke die Hoffnung auf gute Gespräche und das gemeinsame Finden eines guten Weges. Inputs aus der Gemeinde will sie ernst nehmen. Der Konfirmationsunterricht ist für sie eine gute Basis und sollte dazu beitragen, dass die Verbindungen nicht mehr abreissen. Sie kann sich auch Jugendgottesdienst und Jugendtreffs, Ausflüge, Spielabende vorstellen. Kontakte zu Vereinen bei speziellen Veranstaltungen will sie keineswegs meiden. Die Kirche müsse lebendig, offen sein, den guten Austausch ermöglichen, so dass man «zusammen unterwegs» sein kann.

Irina van Bürck reist gerne, liest verschiedenste Unterhaltungsliteratur und trifft sich gerne mit Freuden zum «Käffele». Selber sieht sie sich als offene, herzliche Person, die gerne und oft schwatzt und viel Kontakt zum Austausch mit anderen Personen braucht. Und lachen kann sie ganz herzlich.


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