Ein wahrhaft gesalzener Weg

  22.09.2021 Fricktal

Was haben die Urinsteuer im römischen Kaiseraugst oder der Laufen in Laufenburg mit Salz zu tun? In Rheinfelden können dank dieses weissen Gutes die Menschen ihre Seele baumeln lassen. Die drei Fricktaler Gemeinden gehören zu den insgesamt 16 Stationen des neuen Themenweges «Historische Salzstrasse am Rhein» zwischen Eglisau und Pratteln.

Susanne Hörth

«Auch wenn ich es gerne salzig mag: Bis vor etwa zweieinhalb Jahren war Salz für mich kein besonderer Stoff», meint Daniel Stotz. So richtig bewusst hat er sich damit im Zuge seiner Abschlussarbeit beim Nachdiplomstudium «angewandte Geschichte» befasst. «An meinem Wohnort gibt es einen Salzhausplatz. Das Salzhaus wurde zwar schon längst abgerissen, der Name des Platzes ist aber geblieben. Ich wollte mehr über die Bedeutung dieses Ortes erfahren.» Für den Eglisauer begann damit eine spannende Recherchearbeit über den weissen Stoff, der von der Antike bis in die Gegenwart eine Rolle in vielen Bereichen des menschlichen Lebens einnimmt. Wo kommt das Salz her, wie kommt es wohin? Zwischen diesen beiden Fragen öffnet sich ein grosses Spektrum an Wissenswertem, zum Staunen und auch Schmunzeln Anregendes.

In seiner, im Jahr 2019 verfassten Abschlussarbeit, ging Daniel Stotz auch der Frage nach, wie das Wissen über den Handel und Transport von Salz den Leuten auf eine niederschwellige Art vermittelt werden kann. Die Antwort darauf erarbeitete der Initiant mit der «Historischen Salzstrasse am Rhein» gleich selbst. An 16 Stationen zwischen Kreuzlingen und Pratteln, mit Laufenburg, Rheinfelden und Kaiseraugst sind auch drei Fricktaler Gemeinden dabei, können nun Wanderer und Velofahrer in eine wahrhaft «salzige» Zeitreise eintauchen. «Sie erfahren in knapper Form Fakten und Episoden aus den Zeiten, als die Deutschschweiz noch nicht über eigene Salzvorkommen verfügte und Salz mühselig aus den Alpen beschafft werden musste», verrät Stotz. Sehr stolz ist er auf den Audio-Guide, der an allen Stationen mittels QR-Code und Smartphone abgerufen werden kann. Was da Christian Friedrich Glenck seinen Zuhörern in ganz eigener Manier zu erzählen vermag, sorgt garantiert für das eine oder andere «Aha, so war das damals» oder «Das ist interessant, das wusste ich gar nicht.» Glenck – auf den Audiodateien ist die Stimme eines Schauspielers zu hören – war der Gründer der Saline Schweizerhalle.

Beim Halt der Zeitreise im römischen Kaiseraugst erfährt der Interessierte, dass hier einst im öffentlichen Gebiet Urinsteuern erhoben wurden. Weil aber Gerber bei ihrem Handwerk nicht nur auf Salz, sondern auch auf Harnstoff angewiesen waren, errichteten sie hinter ihren Werkstätten Gratislatrinen. Die Menschen konnten in aufgestellte Tonkrüge «hineinbisseln» und sorgten so für des Gerbers gewünschtes Ammoniak.

Bevor in Laufenburg der Felsen im Rhein, der Laufen im Zuge des Kraftwerksbaus gesprengt wurde, war der Felsen für die Laufenknechte auf ihren Flossen eine gefährliche Hürde auf ihren Transportwegen. Hier knüpft nun auch die «Historische Salzstrasse» an. Und im Zusammenhang mit den Sole-Heilbädern in Rheinfelden meint etwa Glenck: «In sale salus, im Salze liegt unser Wohl. Darum rate ich euch: kommet nach Rheinfelden und lasset die Seele baumeln.»

Einweihung und Eröffnung
Dankbar ist Daniel Stotz, dass er bei seinem Vorhaben und dessen Umsetzung auch auf Unterstützung von den Schweizer Salinen AG sowie den Gemeinden und Tourismusbüros zählen durfte. In der kommenden Woche werden von den Bauamt-Teams der Gemeinden die Grundplatten an den vorgesehenen Stellen montiert. Die Woche darauf wird Daniel Stotz, begleitet von einem Freund, die fünfeckigen Infotafeln eigenhändig anbringen. Mit kleinen Eröffnungsfeiern, in Laufenburg, Rheinfelden und Kaiseraugst finden sie am 30. September statt, wird der neue Themenweg offiziell eröffnet.


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