Ein Schweizergardist auf zwei Rädern

  11.09.2021 Rheinfelden

Während über vier Jahren hat der Rheinfelder Romano Pelosi als Schweizergardist im Vatikan gedient. Jetzt ist dieser Lebensabschnitt zu Ende. Die Heimreise in die Schweiz hat er mit einer Vespa unternommen. Bald beginnt das Studium.

Valentin Zumsteg

Die Zeit der Uniform ist vorbei: Ende Juli hat Romano Pelosi seinen Dienst als Schweizergardist im Vatikan abgeschlossen. Während über vier Jahren hat der Rheinfelder geholfen, den Papst zu beschützen – so wie es die Aufgabe der Päpstlichen Schweizergarde seit 1506 ist. «Ich bin ein bisschen wehmütig, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. Ich habe im Dienst so viel erlebt. Ich war in der Freizeit aber auch viel in Rom unterwegs. Ich kenne die Stadt mittlerweile besser als Basel», sagt der 24-jährige Ex-Vizekorporal mit einem Lachen. Die Rückkehr in die Schweiz sei ihm nicht leichtgefallen, er müsse sich wieder eingewöhnen.

«Ein Abenteuer»
Gut 19 Jahre alt war Pelosi, als er im Januar 2017 seinen Dienst antrat. «Ich wollte nach dem Gymnasium und dem Militär nicht direkt mit dem Studium beginnen. Andere gehen auf Reisen, aber das war für mich zu wenig abenteuerlich, deswegen habe ich mich für die Schweizergarde entschieden», erzählt Pelosi. Als grosses Abenteuer sieht er seine Zeit im Vatikan – und als Lebensschule. «Die Zeit hat mich geprägt. Ich bin mit einer anderen Einstellung zurückgekommen, als ich gegangen bin. Mein Glaube wurde gestärkt und erweitert.»

Ein Schweizergardist muss sich für mindestens 26 Monate verpflichten. Nach dieser Zeit hat Pelosi nochmals zwei Jahre angehängt, weil er die Aufgaben und die zunehmende Verantwortung interessant fand. Im dritten Jahr konnte er eine Ausbildung als Sicherheitsfachmann Bewachung mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis absolvieren.

«Täglicher Umgang mit dem Papst»
«In den letzten zwei Jahren hatte ich im Dienst täglichen Umgang mit dem Papst. Das werte ich als Privileg. Er ist für mich ein spirituelles Vorbild. Wir Schweizergardisten sehen Franziskus aber auch als grossväterliche Figur und trotz des hohen Amtes als einfachen Menschen.» Die Arbeit im engsten Umfeld des Pontifex gehörte zu den liebsten Aufgaben von Romano Pelosi. «Ich habe aber auch sehr gerne Dienst an den Eingängen gemacht und mit jüngeren Schweizergardisten zusammengearbeitet.» Unvergesslich sind ihm die Begegnungen mit Menschen aus aller Welt. «Es war für mich eine riesige Horizonterweiterung. Ich bin offener geworden.» Besonders erwähnen möchte er die Kameradschaft unter den Schweizergardisten, die unvergleichlich sei. «Jeder steht für den anderen ein. Auch nach der aktiven Zeit wird der Kontakt noch gepflegt.» Bereits im Juni hatte er seine Abschiedsaudienz beim Papst.

2200 Kilometer mit der Vespa
Die gut vier Jahre im Vatikan waren eine besondere Zeit, die Pelosi wohl nie vergessen wird. «Ich würde es sofort wieder machen – und ich würde es jedem empfehlen, der etwas nicht Alltägliches erleben will.» Mit einer speziellen Heimreise wollte er diese wichtige Periode seines Lebens abschliessen. Deswegen hat er sich dazu entschieden, nicht einfach den Zug, das Auto oder ein Flugzeug zu nehmen, sondern mit der eigenen Vespa, mit der er in Rom viel herumgekurvt ist, nach Hause zu fahren – und dabei noch etwas vom Land zu sehen. Am 1. August machte er sich auf die Reise. Er fuhr durch die Toskana, besuchte Weingüter im Piemont und folgte der ligurischen Küste bis nach Frankreich. Ein Abstecher führte ihn nach Monte Carlo («eher enttäuschend»). Zurück in die Schweiz ging es über Brissago. Insgesamt zwölf Tage war er unterwegs und hat mit seiner Vespa gut 2200 Kilometer zurückgelegt. Die letzten zwei Tage wurde er von einem ehemaligen Schweizergardisten begleitet.

«Die Reise war das abschliessende Abenteuer meiner Zeit bei der Schweizergarde. Sie hatte aber auch praktische Gründe, ich wollte meine Vespa mit in die Schweiz nehmen.»

Am 20. September wartet nun ein neuer Lebensabschnitt auf Romano Pelosi. Er beginnt an der Uni Basel sein Studium in Politikwissenschaften und Soziologie. «Den Elan aus meinen vielen Erfahrungen möchte ich mitnehmen und für mein weiteres Leben nützen.» Seine berufliche Zukunft kann er sich später in der Diplomatie oder bei einer internationalen Organisation vorstellen. «Es reizt mich, weiterhin mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt zu sein und mich mit Themen zu beschäftigen, die alle betreffen.»


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