100 Jahre Erwin Rehmann – 20 Jahre Rehmann Museum

Morgen Freitag beginnt mit der Vernissage von «Alles fliesst» eine spannende Ausstellung über das grosse Kunstschaffen des im vergangenen Dezember in seinem 100. Lebensjahr verstorbenen Laufenburger Bildhauers Erwin Rehmann. 100 Jahre Erwin Rehmann und 20 Jahre Rehmann Museum werden die nächsten Monate mit verschiedenen Begleitveranstaltungen zelebriert.

Susanne Hörth

100 Jahre Erwin Rehmann und 20 Jahre Rehmann-Museum in Laufenburg sind Grund genug, um innezuhalten, sich gleichwohl vom immerwährenden Schaffensfluss des Laufenburgers Bildhauers (1921 bis 2020) mitziehen zu lassen. Nicht von ungefähr wurde daher der Titel «Alles fliesst» für die rund ein Jahr dauernden Jubiläumausstellung gewählt, die mit der Vernissage vom morgen Freitag beginnt und mit zahlreichen Begleitveranstaltungen über die kommenden Monate hinweg das Schaffen des Künstlers von verschiedenen Seiten her vertieft beleuchtet. Dabei wird nicht nur das Rehmann-Museum selbst zu einem spannenden und abwechslungsreichen Begegnungsort. «Erwin Rehmann hat sehr lange Kunst gemacht, produziert, Ideen entwickelt und umgesetzt», sagte Kurator Tyrone Richards. «Das schöne Problem daran ist: es gibt so viel zu zeigen. Dem allen kann man mit einer Ausstellung niemals gerecht werden.« Deshalb fokussierte man sich für die Jubiläumsausstellung auf Bereiche, bei denen die Entstehungszeit der Kunstobjekte keine Rolle spielt, hingegen die gemeinsamen Themenfelder schon. Durch diese besondere Art der Retroperspektive sei eine experimentelle Ausstellung entstanden, meinte Tyrone Richards bei der Pressekonferenz.

Er zeigte auf den Eingangsbereich des Museums. Noch vor Betreten des Atelierhauses befindet sich der Besucher mitten im ersten Themengebiet: »Licht I». «Licht spielte bei Erwin Rehmann eine grosse Rolle», betonte der Kurator. Und tatsächlich, allein in diesem Bereich der Ausstellung ist das Licht, unabhängig von Material und Gestaltungsform, Teil der Kunstobjekte. Bei einem weiteren Themengebiet finden sich die Besucher inmitten eines imposanten Werkes des Bildhauers wieder, können darin umhergehen, obwohl sich Skulptur überhaupt nicht im Museum befindet. Eine 3D-Brille macht es möglich. Mit jedem weiteren Erkunden der verschiedenen Themenfelder wird auch das Staunen grösser. Erwin Rehmann in irgendeine «Ecke» bei seinem Kunstschaffen drängen zu wollen, wird angesichts des breiten Tätigkeitsfeldes immer unmöglicher. Das Gegenständliche hat ebenso Platz wie das Abtstrakte. Auch eher Unbekanntes, etwa die Zeichnungen und Lithografien – «keine Skizzen für die späteren Skulpturen, sondern eigenständige Werke», so Tyrone Richard – laden zum Dialog ein. Mit der Jubiläumsausstellung wird auch das, mit gleichem Titel wie die Ausstellung – «Alles f liesst» – versehene Buch herausgegeben. Darin hält unter anderem Museumsleiterin Patricia Solombrino ein Zitat Rehmanns zu seinen grafischen Arbeiten fest. «Ich bin letztlich Bildhauer geworden, obwohl ich natürlich immer wieder schrieb, malte und zeichnete. Meine Hände waren weniger für ein Instrument geschaffen, sie wollen Materie bearbeiten, das ausformen, was in meinem Kopf entstand.»

Der Entstehungsweg
Für Erwin Rehmann war der Prozess des Entstehens ebenso wichtig wie die Wahl seiner Materialien. Die Jubiläumsausstellung bietet auch hierzu spannende Einblicke. Dass sich der Bildhauer bis kurz vor seinem Tod intensiv mit Material und Form befasst hatte, wird mit den entsprechenden Werken ebenfalls sichtbar. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf eine grosse, spannende Entdeckungsreise durch das Schaffen von Erwin Rehmann freuen. Museumsleiterin Patricia Solombrino wies auch auf die verschiedenen Begleitveranstaltungen im Jubiläumsjahr hin. Nicht alle finden im Museum statt. So kann man sich auf geführte Rundgänge durch Laufenburg begeben und dabei «auf den Spuren Erwins Rehmanns wandeln.» Ein Teil der Familiengeschichte des Künstlers ist ebenfalls auf einem Spaziergang durch Kaisten zu erfahren. Im Rehmann-Museum selbst stehen verschiedene Events auf dem Programm.

Ausstellung «Alles fliesst» vom 3. September 2021 bis 19. Juni 2022. www.rehmann-museum.ch