Gemeinsam über die Zukunft der Arbeitswelt nachdenken

  28.08.2021 Fricktal, Wirtschaft

Die Arbeitswelt verändert sich schnell. Das Fricktaler Wirtschaftsforum 2021, das vom Planungsverband Fricktal Regio organisiert wird, widmet sich am 9. September dem Thema «Work to go – Neue Zukunft der Arbeitswelt». Im Interview geben Christian Fricker, Präsident, und Françoise Moser, Vorstandsmitglied Fricktal Regio Planungsverband, gemeinsam Auskunft über die Ziele.

Valentin Zumsteg

NFZ: Frau Moser, Herr Fricker, was ist das Ziel des Wirtschaftsforums?
Françoise Moser und Christian Fricker:
Das Wirtschaftsforum hat als Anlass schon eine mehrjährige Tradition und bringt alle Kreise zusammen, die sich mit der Wirtschaft befassen: Vertreter der grossen, mittleren und kleinen Unternehmen, Vertreter aus Politik und weitere Interessierte. Es wird stets ein Thema ausgewählt, das aktuell und von allgemeinem Interesse ist. Neben Referaten oder Podiumsgesprächen ist die Möglichkeit zu Fragen und zur Diskussion ein wichtiger Teil.

Wieso ist ein solches Angebot in der jetzigen Zeit wichtig?
Fragen, welche die Wirtschaft betreffen, sind von generellem Interesse und haben auch grosse Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik. Die rasche Entwicklung und der Einfluss der Lockdowns werfen viele Fragen auf, welche erklärt und diskutiert sein wollen.

Wegen Corona findet das diesjährige Wirtschaftsforum nur als Stream statt. Wieso hat man sich dafür entschieden?
Ein Grossanlass wie das Wirtschaftsforum erfordert eine langfristige Planung und Organisation. Im Frühjahr, als es galt, den Entscheid zu treffen, ob und wie das Wirtschaftsforum Fricktal 2021 durchgeführt werden soll, war klar: Nach dem Ausfall im Jahr 2020 wollen wir dieses Jahr wieder eines durchführen. Die wiederholt wechselnden Auflagen für Grossanlässe bewogen uns, auf Nummer Sicher zu gehen und so blieb als Alternative der Stream. Am Gemeindeseminar im Januar 2021 hatten wir damit gute Erfahrungen gemacht, so dass es keinen grossen Mut mehr brauchte für diesen Entscheid.

Das Thema lautet «neue Zukunft der Arbeitswelt». Wie sind Sie darauf gekommen?
Corona hat einer bereits laufenden Entwicklung hin zu Digitalisierung und Homeoffice zusätzlichen Schub verliehen. Generell wird sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren weiter entwickeln. Jeder Mensch ist bestrebt, in die Zukunft zu schauen und sich mit anderen, welche sich über ähnliche Probleme den Kopf zerbrechen, auszutauschen. Das machen wir mit kompetenten Referenten, zwei davon sind Führungspersönlichkeiten aus zwei recht unterschiedlichen Unternehmen.

Spannend ist der Begriff «neue Zukunft». Ist Zukunft nicht immer neu?
Der Hintergrund ist der, dass sich die Bilder und Prognosen unserer Zukunft auch immer rascher ändern. So wird die neue Zukunft wieder zur alten und eine neue wird die neue Zukunft.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Arbeitswelt in den kommenden Jahren verändern?
Genau dieser Frage widmet sich das Wirtschaftsforum, den Blick in eine Kristallkugel würden alle gern machen und verstehen. Sicher ist, dass die Computerisierung, insbesondere auch die Künstliche Intelligenz (KI), einen wachsenden Einfluss haben wird. Ein Stück weit entgleitet dadurch den Anwendern die Kontrolle über diese digitalen Helfer, da sie selbständig Entscheidungen treffen können. Das ist auch etwas unheimlich. Es gibt aber auch klare Vorteile, zum Beispiel dass die Flexibilisierung der Arbeit – wann und wo sie geleistet wird – wichtige Fachkräfte in den Arbeitsmarkt bringen kann, wir denken hier an Frauen aber auch Männer, die Teilzeit leisten und gleichzeitig Familienpflichten wahrnehmen wollen. So können sich die traditionellen Rollenverteilungen aufweichen.

Wie stark wird Corona die Zukunft der Arbeit beeinflussen?
Der grosse Einfluss durch Corona mit beispielsweise Homeoffice und Videokonferenzen hat bereits stattgefunden. Von daher sehen wir künftig weniger Einfluss durch Corona. Die wie erwähnt länger vorher angelaufene Entwicklung wird sich vermutlich eher beschleunigen.

Was raten Sie Jugendlichen, um fit für die zukünftigen Anforderungen der Arbeitswelt zu sein?
Das duale Berufsbildungssystem für viele Berufe wird seine Bedeutung behalten, ja hoffentlich eher ausweiten. Denn Leute mit einem praktischen Hintergrund haben realistische Vorstellungen und ein anderes Herangehen an neue Aufgaben. Bildungswege im tertiären Bereich – also an Hochschulen – werden auch wichtig bleiben, in Bereichen wie Forschung und Entwicklung braucht es Ingenieur- oder anderes sehr fachspezifisches Wissen. Es braucht also beides, die Neigungen und Begabungen einer jungen Person gilt es zu entdecken und zu fördern. Zum Glück ist unser Bildungssystem heute so durchlässig, dass die Karrierewege f lexibel bleiben. Für die jungen Leute ist es neben den Fachkompetenzen wichtig, dass sie auch die überall wichtigen Fähigkeiten besitzen, zum Beispiel Kommunikation, Sprachen, Sozialkompetenzen wie die Teamfähigkeit. Nach wie vor gilt der uralte Grundsatz des lebenslangen Lernens. Wenn der Wandel sich beschleunigt, gilt das umso mehr.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft des Wirtschaftsraums Fricktal?
Der Wirtschaftraum Fricktal ist geprägt von urbanen Regionen mit weltweit tätigen, sehr erfolgreichen Unternehmen insbesondere der Life Sciences, die ein wichtiger wirtschaftlicher Motor sind. Die mittleren und kleinen Unternehmen sind ebenfalls sehr stark vertreten, auch in unseren kleineren Gemeinden, und teilweise sehr innovativ. Das Fricktal hat aber auch grosszügige, wunderschöne Landschaften mit kleinen Dörfern, es ist dadurch für Wohnen und Freizeit sehr gefragt. Für uns machen diese unterschiedlichen Bedingungen einen grossen Reiz des Fricktals aus, ja sie sind ein Faktor, dass das Fricktal zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen nicht nur des Kantons, sogar der Schweiz gehört. Diese Stärken gilt es zu erhalten und mit der nötigen Sorgfalt auszubauen, ohne dass ein stürmisches Wachstum mit seinen negativen Auswirkungen eintritt.

Ist das Fricktal gerüstet für die Zukunft?
Ja, auf jeden Fall, da unsere Bevölkerung und die Behörden der Gemeinden grundsätzlich wirtschaftsfreundlich denken und handeln. Fricktal Regio betreut ein Projekt in Standortförderung, das vom Bund und dem Kanton finanziell unterstützt wird. Auffallend ist immer wieder, dass die Fricktaler Gemeinden solidarisch sind, ob in unserem Planungsverband oder wenn es um politische Fragen geht, die in Aarau Gehör finden müssen.


Fricktaler Wirtschaftsforum 2021

Thema «Work to go – Neue Zukunft der Arbeitswelt»
Donnerstag, 9. September 2021, 18 bis 19.30 Uhr – Live-Stream. Anmeldung bis 3. September 2021 auf www.fricktal.ch/wirtschaftsforum

Moderation: Patrick Rohr
Referenten: Dr. Jakub Samochowiec, Gottlieb Duttweiler Institut GDI Gaby Gerber, Feldschlösschen Getränke AG Stevens Senn, Pure Holding AG, Zeiningen
Organisatoren: Fricktal Regio Planungsverband, Präsident Christian Fricker und metrobasel, Direktorin Regula Ruetz


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