Bei der Planung des Schuljahres 21/22 mussten wohl viele Lehrpersonen feststellen, dass sie nicht mehr einfach Alice Urwyler um Rat fragen konnten. Nach mehr als 45 Jahren Berufstätigkeit an allen Rheinfelder Schulen startet sie in ihren verdienten Ruhestand. Ruhestand? Dieser Ausdruck ist bei ihr wohl fehl am Platz. Auch in Zukunft wird sie sicher in irgendeiner Form für die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern da sein, wenn Unterstützung notwendig ist.

Beim Sichten der Unterlagen fanden die Schulverantwortlichen ihren als Matrize gedruckten Vertrag aus dem Jahr 1975 mit der Bestätigung, dass sie ihre Ausbildung als Lehrerin, Heilpädagogin und Legasthenie-Therapeutin in Fribourg und Zürich abgeschlossen hatte. Speziell zur damaligen Zeit war, dass die Diplome der Lehrpersonen nur kantonal gültig waren. Deshalb war eine Äquivalenzbestätigung notwendig, das heisst Alice Urwyler musste den Nachweis erbringen, dass sie in Fribourg eine mit dem Kanton Aargau vergleichbar gute Ausbildung hatte. Zuerst war Alice Urwyler an der HPS in Rheinfelden tätig. Als dann an der Oberstufe eine Stelle als Lehrperson an der Kleinklasse frei wurde, wechselte sie ihren Einsatzbereich. 1981 konnten sie und ihre Klasse gemeinsam mit der ganzen Rheinfelder Oberstufe in die neu erbaute Schulanlage Engerfeld wechseln. Dies war sicher ein spezieller Moment!

In den folgenden Jahrzehnten hat sich Alice Urwyler kontinuierlich in den Fachrichtungen Legasthenie, Dyskalkulie, Lernschwierigkeiten weitergebildet und mehr und mehr nur noch im therapeutischen Bereich gearbeitet. Bei Bedarf war sie aber auch als Fachlehrerin in vielen Primarschulklassen tätig.

Auf Alice Urwyler war stets Verlass. Auf ihre Unterstützung konnte man zählen, sei es bei der Organisation schulinterner Weiterbildungen, bei der Planung von Schulhausfesten, Klassenwochen, der Gestaltung der Adventsfenster oder bei der Planung der Erzählnacht. Auch an den Rheinfelder Jugendfesten leistete sie ihren Beitrag, wenn es ums Umsetzen des Mottos ging. Es war für die Gäste immer eindrücklich, am Umzug die fantasievollen Ideen bewundern zu können. Überall war sie im Einsatz. Auch ausserhalb von Rheinfelden war Alice Urwyler als Legasthenie-Therapeutin oder als schulische Heilpädagogin tätig.

Zudem leistete sie eine wichtige Verbindungsarbeit zwischen der Primar- und der Oberstufe. Viele Schülerinnen und Schüler wurden teilweise während der ganzen Schulzeit von ihr begleitet und konnten so von ihrer positiven Energie und ihrem grossen Engagement profitieren. Es hat immer wieder erstaunt, welch tollen Weg die Jugendlichen dank ihr einschlagen konnten.

Auch die Entwicklung der Schule lag Alice Urwyler sehr am Herzen. Sie bildete sich stetig weiter, Fachliteratur war für sie oft beste Ferienlektüre. Daher schätzten die Lehrpersonen den Austausch mit ihr sehr. Ihre Anregungen waren didaktisch wie auch pädagogisch sofort umsetzbar. Ihre Erfahrung und Kompetenz zahlte sich in vielen Elterngesprächen aus.

Alice Urwyler hat massgeblich dazu beigetragen, dass der Primarschule Rheinfelden der Wechsel zur integrativen Schule erfolgreich gelungen ist. Die vielfältigen Aufgaben und zahlreichen Termine in den fünf Rheinfelder Schulhäusern abzudecken, war für sie nur möglich, weil sie mit dem Velo von Ort zu Ort flitzte.

«Im Namen der ganzen Schülerschaft, der verschiedenen Kollegien und allen an der Schule beteiligten Personen geht ein herzlicher Dank an Alice Urwyler für all das, was sie in den vergangenen 46 Jahren für die Schule geleistet hat. Für den neuen Lebensabschnitt wünschen wir ihr, dass sie nun vermehrt auch das machen kann, worauf sie schon lange Lust verspürte, die Zeit jedoch nicht vorhanden war», halten Karin Mücke, Schulleitung Primarschule Rheinfelden, und Karin Küng, Mitglied der Schulleitung KUF, fest. (mgt)