Schwieriger Start in Laufenburg

  21.07.2021 Laufenburg

Der «Löwe von Laufenburg» ist wieder im Fluss. Marcus van Nijenhoff ist der neue Kapitän des Fahrgastschiffs auf dem Rhein bei Laufenburg. Der 49-jährige Binnenschifffahrtskapitän ist Zeit seines Lebens mit dem Metier Wasser verbunden.

Hildegard Siebold

Lange hatte der bisherige Laufenburger Kapitän Jürgen Schroff einen Nachfolger für sein Fahrgastschiff gesucht. 20 Jahre lang hatte er Gäste mit seinem Löwen übers Wasser geschippert. Dann sollte Schluss sein, Schroff wollte endlich den Ruhestand geniessen. Sein Herzensanliegen war die Fortführung der Personenschifffahrt auf dem Rhein bei Laufenburg. In Marcus van Nijenhoff fand Schroff, was er suchte. Der in Duisburg geborene Kapitän brachte das nötige Wissen rund um die Schifffahrt mit. Die Liebe zum Wasser ist ihm sozusagen in die Wiege gelegt worden.

Mit der Familie auf dem Rhein unterwegs
Schon van Nijenhoffs Grossvater hatte einen Schleppkahn namens «Hoffnung». Sein Vater arbeitete auf einem grossen Gas-Tanker, dann als Schifffahrtskapitän bei der Stadt Duisburg. Schnell war für Marcus van Nijenhoff klar: «Das mach ich später auch mal.» Als 1989 beim Mauerfall das ganze Land im Umbruch war, kaufte sein Vater ein eigenes Personenschiff und machte sich selbständig. Auch wenn er der Ansicht war, sein Sohn solle lieber «etwas Vernünftiges lernen», liess dieser sich nicht von seinem Berufswunsch abbringen.

Nach der Schule begann Marcus van Nijenhoff bei der Reederei Haniel in Duisburg eine Ausbildung zum Binnenschiffer. Nach drei Jahren durfte er sich Matrose nennen. Weitere zwei Jahre Ausbildung zum Erwerb des Rheinschifffahrtspatents folgten, ein Jahr später erwarb er das Donauschifffahrtspatent. Marcus van Nijenhoff heuerte bei seinem Vater an, später verpflichtete er sich vier Jahre bei der Bundeswehr. Da war er 25 Jahre alt.

Gerne wäre er länger bei den Flusspionieren in Emmerich an der holländischen Grenze geblieben. Gerüchte über die Auf lösung der Kaserne liessen ihn jedoch auf das Schiff seines Vaters zurückkehren. Inzwischen hatte er geheiratet und seine Frau war mit an Bord. 2005 wagte van Nijenhoff den Schritt in die Selbständigkeit und mietete ein Frachtschiff. Zwei Jahre später kauft er die «Kaiserberg». Er transportierte alles, was trocken war, Kohle, Erz, Futtermittel, vom Ruhrgebiet bis nach Rotterdam und zurück. Acht Tage war er am Stück unterwegs, «fünf Tage zu Berg und drei Tage zu Tal».

Neustart in Laufenburg
Die ersten Jahre war die Familie mit dabei, später als die beiden Töchter – heute sind sie 15 und 18 Jahre alt – grösser waren, fuhr von Nijenhoff alleine los, während die Familie zuhause an Land in Duisburg blieb. Irgendwann hat ihm das alles nicht mehr gefallen. «Das war nicht mehr meins», erzählt er und meint damit den wachsenden Termindruck. Das Handy und der Kalender wurden zu seinen wichtigsten Begleitern, der Stress verschluckte jegliche Rheinromantik. Der Arbeitstag hatte 14 bis 16 Stunden. «Ich wollte weg von alledem», sagt er. Durch seine Frau wurde er auf den «Löwen von Laufenburg» aufmerksam. Es passte alles und er konnte mit dem Element Wasser verbunden bleiben. Seit dem 27. Dezember 2020 ist er der neue Besitzer des «Löwen von Laufenburg». Mittlerweile lebt er in Laufenburg, oben auf dem Heilig-Geist-Buckel hat er seine neue Heimat gefunden. Gemütlich liesse es sich im Wintergarten sitzen, wäre da nicht das laute Prasseln des Regens an die Fensterscheiben. Nachdem Marcus van Nijenhoff die Saison bedingt durch Corona nicht wie geplant zu Ostern eröffnen konnte, war er froh, Ende April endlich die Leinen zu lösen. Zwar konnte er damals nur Fahrten unter «Schweizer Auflagen» von der Schweizer Anlegestelle aus anbieten, aber das war besser als gar nichts. Seit Anfang Juni startete der «Löwe von Laufenburg» wie gewohnt von der Anlegestelle Andelsbach im badischen Laufenburg. Bis ihn vor einigen Tagen das Hochwasser ausbremste. «Da geht schon ein wenig die Motivation flöten», sagt van Nijenhoff.

Auf finanzielle Hilfen kann er wegen des Betriebswechsels nicht hoffen. Hinzu gesellt sich im privaten Bereich die Trennung von seiner Frau und dadurch bedingt der Verkauf des Hauses in Duisburg. Aber Marcus van Nijenhoff will sich nicht unterkriegen lassen. Mittlerweile hat er die Auflagen für die Patenterweiterung auf dem Streckenabschnitt auf dem Hochrhein absolviert und in seinem Kopf spuken nach wie vor die Pläne für ein Floss auf dem Rhein bei Laufenburg.

Pläne für ein Floss liegen vor
Fast hätte es geklappt. Durch seine Maklerin war er auf die «Lahn Arche I» aus Bad Ems gestossen. Das Floss wäre eine ideale Ergänzung zum Fahrgastschiff «Löwe von Laufenburg» gewesen. Die Pläne scheiterten an der fehlenden Rheinzulassung, es nachzurüsten wäre sehr teuer gekommen.

Inzwischen liegen ihm Pläne für einen Flossneubau vor – von jenem Schiffsbauer, der einst das Fahrgastschiff seines Vaters baute. 125 Gäste hätten auf dem Freideck Platz, weitere 35 im Bug-Bereich und 90 Personen im beheizbaren Salon. Angetrieben würde das Floss komplett mit Eigenstrom. Sobald sein Frachtschiff verkauft ist – das stehe kurz bevor – möchte er seine Floss-Pläne weiterverfolgen. Bis dahin sieht er seine Zeit in Laufenburg als Probejahr.

Wenn der Rheinpegel gesunken ist, möchte er mit seinem «Löwen» wieder jeden Freitag, Samstag und Sonntag Rundfahren anbieten. Los geht es jeweils um 15.30 Uhr am Andelsbach. Hinzu kommen abendliche Schleusenfahrten und Gesellschaftsfahrten. Denn wenn Marcus van Nijenhoff sich ein Ziel gesetzt hat, verfolgt er dieses mit Ehrgeiz. Den Kopf in den Sand stecken, wenn es gerade mal nicht so läuft, ist nicht sein Ding.

www.laufenburger-schifffahrt.de


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