Trinkwasser und Pestizid Initiative

  03.06.2021 Leserbriefe, Abstimmungen

Als Bio-Bauer bin ich grundsätzlich gegen Pestizide, erst recht in unserem Trinkwasser. Doch eine Annahme dieser zwei Vorlagen führt aus meiner Sicht zu zwei Resultaten. Erstens schiebt die Schweiz Verantwortung und somit auch die Kontrolle über die Eingesetzten Stoffe in andere Länder ab. Dadurch kann sich die Schweiz die Hände mit «reinem» Wasser waschen, die Frage, die sich stellt: Ist dies wirklich die Lösung? Viele der im Ausland eingesetzten Chemikalien sind in der Schweiz, aufgrund der fatalen Auswirkungen auf die Natur und Umwelt, bereits verboten. Wenn nun über die nationalen Grenzen hinausgedacht wird, verringern wir zwar das Problem lokal, erhöhen es jedoch global! Zweitens senkt sich gemäss dem Schweizer Bauernverband die Produktivität bei kompletten Verzicht auf Pflanzenschutzmittel um 20 – 40 Prozent. Die importierten Lebensmittel erhöhen nicht nur die Abhängigkeit vom Ausland, sondern führen insgesamt zu einer höheren Umweltbelastung. Ein weiterer heiss diskutierter Punkt sind die Steuergelder, welche in Form von Direktzahlungen an Bauern bezahlt werden, welche das Trinkwasser verunreinigen. Kommt dieses Geld jedoch wirklich den Bauern zugute, welche Lebensmittel für die Bevölkerung produzieren, oder den Konsumenten, welche dadurch günstigere Lebensmittel kaufen können. Wenden Sie sich an Bauern, welche Sie kennen, um diese Frage zu beantworten! Die Antwort wird bei allen die Gleiche sein: Bauern wollen/bräuchten keine Direktzahlungen, wenn die Endkonsumenten bereit wären die legitimen Kosten, für die in der Schweiz produzierte Lebensmittel zu bezahlen. Ein sozialdenkender Menschen müsste sich eigentlich darüber freuen, denn durch die Subventionen können die Menschen Lebensmittel zu tieferen Preisen einkaufen. Vor 50 Jahren flossen 31 Prozent des Einkommens in den Kauf von Nahrungsmitteln, heute sind es durchschnittlich noch 6,4 Prozent. Zum Schluss möchte ich die Menge der eingesetzten Pflanzenschutzmittel in Relation setzen: Im Fluss Rhein in Basel werden jährlich ca. 70 Tonnen Chemikalien nachgewiesen, davon ist etwa eine Tonne aus der Landwirtschaft. Sicherlich, eine Tonne ist nicht wenig, allerdings wird unser Trinkwasser zum grösseren Teil durch Biozide und Chemikalien sowie Hormonen und Medikamenten verunreinigt. Diese Stammen zum Beispiel von der Farbe ihrer Hauswand, welche es gegen Schimmelbefall schützt, als auch aus der Industrie und dem Menschen, welcher eingenommene Stoffe ins Abwasser ausscheidet. Bei den Nutztieren sind die Antibiotika und Medikamente verpönt, aber bei uns Menschen ist alles egal, Hauptsache man wird 100 Jahre alt und hat eine schöne Hauswand. In diesem Sinne trete ich ein, für 2-mal Nein.

BENEDIKT HOSSLI, BIO-BAUER, OBERZEIHEN


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote