Noch ist Lino der Herr im Haus

  23.06.2021 Frick, Jugend

Ein Besuch im Fricker «Freakhuus»

Dass Hund Lino am Samstagnachmittag das neue Jugendhaus für sich allein hatte, war angesichts der Hitze nicht verwunderlich. «Lasst den Kids Zeit, die neuen Räume zu erobern. Es wird nicht lange gehen und das Haus ist voll» – prophezeit Linos Herrchen.

Simone Rufli

Samstagnachmitttag, kurz nach zwei. Eine Frau fährt beim Schumacherhaus in der Zwidelle in Frick vor. Im Laderaum vier Sitzsäcke. «Ich habe über den Elternverein erfahren, dass noch Einrichtungsgegenstände fürs ‹Freakhuus› gebraucht werden», sagt sie, während sie einen Sack nach dem anderen an der Hauswand auftürmt. «Ich bin froh, dass die Kissen weiterverwendet werden.» Am 5. Juni wurde der neue Jugendraum im alten Haus zwischen Jakob Müller AG und Mehrzweckhalle eröffnet. An jenem Tag schauten einige vorbei. An diesem Samstag, dem 19. Juni, ist es zu heiss. Das Rennen macht die Badi. Lino nimmt das gelassen. Der Vierbeiner scheint ganz froh darüber, das Sofa für sich allein zu haben.
«Was die Kinder aus dem neuen Raumangebot machen, wird sich zeigen», hatte Jugendarbeiter Angelo Zurlino vor rund einem Monat gesagt, als die NFZ das neue Angebot vorstellte. «Es braucht am Anfang etwas Geduld, aber ich bin sicher, wenn die Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Kindern erst einmal richtig anläuft, dann füllt sich das Haus», sagt er jetzt.

Was er seit dem letzten Besuch gemacht hat, ist nicht zu übersehen. Der alte Teppich ist weg, herausgerissen, Stück für Stück, er war geklebt. Hervorgekommen ist ein schöner Holzboden. Sitzgelegenheiten und eine Musikanlage, ein TV-Gerät im oberen Stock, um altersgerechte Videos abzuspielen. Mehr werde fürs erste nicht angeboten, hatte der Jugendarbeiter im Mai erklärt und so ist es nun auch gekommen.

So bescheiden der Einrichtungsstandard ist, durch den Holzboden und die zahlreichen bunten Sitzgelegenheiten strahlen die Räume bereits einen gewissen Charme aus. Davon sollen sie noch mehr bekommen. An der Dekoration wird gearbeitet. Zusammen mit seiner Frau und Stellvertreter Basil Beurret will Angelo Zurlino aber vor allem eins: den Kindern die Möglichkeit zu Kreativität und eigenverantwortlichem Handeln bieten. Warum nicht in einem gemeinsamen Projekt die Wände streichen? Ein Konzert im Freakhuus organisieren? Einen ausrangierten Töggelikasten auftreiben und für den Garten einen Tischtennis-Tisch? «Machbar», sagt Zurlino. «Ich bin da, um die Kinder zu unterstützen und bei der Umsetzung solcher Ideen behilflich zu sein, nicht um die Kinder jeden Samstagnachmitttag zu unterhalten. Das Haus erobern müssen sie schon selber.» Damit nicht im Widerspruch steht Zurlinos Idee, einen Raum zu einem Lego-Zimmer zu erklären. Keine fertigen Bausätze, Bausteine, um die eigene Kreativität ausleben zu können, so etwas schwebt ihm vor. Einziger Haken: «Lego ist teuer. Wenn es Leute gibt, die nicht wissen, wohin mit Legosteinen, wir würden uns über das Geschenk freuen.»

Freude bereitet Zurlino, dass der Elternverein und das Kinderbaustellen-Team bereits ihre Angebote ins und vors Haus bringen. Der Elternverein möchte im «Freakhuus» das Jugendkaffee «4U» (ForYou) für Jugendliche ab der 6. bis 9. Klasse eröffnen, und zwar jeweils am Freitag von 16 bis 22 Uhr. Die Aufsicht soll durch mindestens zwei Erwachsene ab 18 Jahren erfolgen. «Das ‘4U’ wird zustande kommen, sofern wir genügend freiwillige Betreuer finden», schreibt der Elternverein.


Pilot-Projekt mit Aussicht auf Verlängerung

Das Pilot-Projekt «Freakhuus» kommt ohne zusätzliche finanzielle Mittel aus und ist auf sechs Monate begrenzt. Wird in dieser Zeit der Bedarf nachgewiesen, indem die Kinder das Angebot rege nutzen, stehen die Chancen gut, dass das Angebot weitergeführt wird. Unterstützt wird das Projekt von der Jugendkommission (Juko), in der die Geldgeber mit je einem Mitglied vertreten sind; es sind dies die Gemeinden Gipf-Oberfrick und Wittnau, die Standortgemeinde Frick sowie die katholische und die reformierte Kirchgemeinde Frick. Anstatt das Geld in Projektarbeiten zu stecken, was wegen Corona in den letzten Monaten ohnehin kaum möglich war, ermöglichen die Trägergemeinden diesen Testlauf.

Mit dem «Freakhuus» schafft Frick Raum für die Bedürfnisse von Primarschulkindern, während das Freakhall im alten Schützenhaus in Gipf-Oberfrick seit vielen Jahren die Bedürfnisse von Oberstufenschülerinnen und -schülern abdeckt. Als einzige der drei Gemeinden hat Wittnau bereits ein sogenanntes «Einsteiger-Rümli», das Bamboocha in der Primarschule. (sir)


Öffnungszeiten während den Schulferien

Das Freakhuus im Schumacherhaus bei der Primarschule (Zwidellen 15) ist am Samstagnachmittag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Während den Schulferien ist es vom 9. Juli bis zum 6. August geschlossen. Keine Pause macht dagegen die Kinderbaustelle im Garten vor dem Schumacherhaus. Sie ist bis im Oktober ohne Unterbruch (also auch in den Schulferien) jeden Mittwochnachmittag von 13.30 bis 18 Uhr geöffnet und wird von Matthias Wipfli geleitet. Zutritt haben Kinder bis 12 Jahre. (sir)


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