Mit Kanonen auf Spatzen? Im Gegenteil

  10.06.2021 Leserbriefe, Rheinfelden

Michael Derrer hat vergangene Woche bei der Staatsanwaltschaft einen Strafantrag wegen Verleumdung gegen die Administratorin der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Rhyfälde» eingereicht, die behauptete, Michael Derrer habe sie «auf Messenger beschimpft und beleidigt». Die ausgedruckten Chat-Nachrichten des Dialogs zwischen den beiden enthalten jedoch keinerlei Hinweise, dass dies der Fall gewesen wäre. In der Folge wurde in den sozialen Medien heftig diskutiert, ob das strafrechtliche Vorgehen dem Stadt- ratskandidaten Derrer schaden könnte. Meiner Meinung nach hat Michael Derrer völlig richtig gehandelt. Ja, wäre eine solche Verleumdung in einer Bar nach ein paar Drinks passiert, könnte man sich fragen, ob hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Wenn aber eine Influencerin eine Person vor der halben Stadtbevölkerung (die Facebook-Gruppe zählt über 3600 Mitglieder) offen verleumdet, ist das ein sehr schwerwiegender Vorfall, weil die Aussage von einer riesigen Anzahl von Menschen gesehen wird, die der Frau vertrauen. Wenn eine Verleumdung zudem gegen einen Kandidaten für ein politisches Amt gerichtet ist, schadet dies nicht nur seinem Ruf erheblich, sondern kann sein Image und die Wahlchancen komplett zerstören. Dem vorausgegangen war die organisierte Belästigung all seiner Publikationen und der Ausschluss von ihm und all denen, die ihn offen unterstützten, aus jener Facebook-Gruppe, ohne die Möglichkeit, sich zu rechtfertigen. Wenn wir die Vergangenheit anschauen, so werden einige Fakten auch für diejenigen interessant, die den wahren Motiven solcher Aktionen auf den Grund zu gehen versuchen.

Vielleicht existiert eine Verbindung zwischen dem Projekt der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Rhyfälde» und der Führung der Lokalpartei, aus der Michael Derrer vor 5 Wochen ausgeschlossen wurde? Aus einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 2010 geht jedenfalls hervor, dass die zwei Protagonistinnen (die Gruppenadministratorin und die lokale Parteileiterin) schon damals zusammenarbeiteten. Ich male derzeit an einer Bilderserie, die gewisse gesellschaftliche Verhältnisse in unserer Stadt aufarbeitet. Ich habe dafür auch schwarze Farbe vorbereitet. Der Monat Mai hat einiges zu Tage gebracht – auch Leichen, die hier vergraben sind. Aber die Stadt ist immer noch lebendig und möchte sich in neuer Farbentracht schmücken.

ATIA MIRAZ, KÜNSTLERIN, RHEINFELDEN


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