Gesamtverkehrskonzept beidseits des Rheins

  11.06.2021 Sulz

Regierungsrat Stephan Attiger äusserte sich in Sulz zu verschiedenen Themen

Zwanzig Mitglieder vom «Gewerbe Regio Laufenburg» stellten Regierungsrat Stephan Attiger beim Stammhock viele Fragen zu aktuellen Themen. Der Anlass fand in der Strickstube der KulturWerk-Stadt in Sulz statt.

Dieter Deiss

Hinter Gesichtsmasken blickte Baudirektor Attiger zusammen mit seinem Generalsekretär Maurus Büsser erwartungsvoll in die Runde. Nach der kurzen Begrüssung durch Vereinspräsident Reto Weiss startete dieser gleich mit der ersten Frage an den prominenten Stammtischteilnehmer. Es herrsche Mangel an geeignetem Land für Gewerbebauten. Wegen der strengen Regulierungen sei es beinahe unmöglich geworden, dass sich bestehende Betriebe erweitern oder neue Unternehmen ansiedeln können. Attiger verwies zunächst auf das Bundesrecht, welches ganz bewusst Siedlungsmöglichkeiten einschränken will. Diese Regelung sei sehr wirksam, konnte man doch seit Inkrafttreten des neuen Rechts die Fruchtfolgef lächen in der Schweiz mehr oder weniger stabilisieren. Innerhalb der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) hätten die Gemeinden jedoch eine grosse Autonomie.

Regionaler Topf für Bauland?
Ein Teilnehmer unterstellte, dass der Kanton das Gewerbe gezielt aus den Dörfern vertreiben möchte. Dem widersprach der Baudirektor und verwies auf die zahlreichen Konflikte, die bei einer gemischten Nutzung von Wohnen und Gewerbe gewissermassen programmiert seien. Doch auch hier spielte Attiger den Ball den Gemeinden zu. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit von regionalen Töpfen, wo in einer Gemeinde nicht mehr benötigtes Land zugunsten einer anderen Gemeinde eingeworfen werden kann. Es wurde aus der Stammtischrunde allerdings darauf hingewiesen, dass solche Töpfe nicht unproblematisch seien, da insbesondere strukturschwache Gemeinden oftmals die Leidtragenden wären. Bekanntlich betätigt sich der Kanton im Sisslerfeld als grosser Landkäufer. Dieses Industrieland soll dann bei Interesse an grosse Unternehmen verkauft werden. «Was macht der Kanton für das Kleingewerbe?», wollte dazu jemand wissen. Der Baudirektor verwies auf das Hightech Zentrum Aargau, wo insbesondere im Dienste der KMU viel Grundlagenarbeit geleistet werde. Das Sisslerfeld sei wichtig für den Kanton Aargau. Jetzt müsse aber zunächst der Grosse Rat darüber entscheiden, ob es sinnvoll und nötig sei, dass der Kanton Landhandel betreibe.

Verkehrssituation im Rheintal
Die Frage nach der baldigen Realisierung eines zusätzlichen Rheinübergangs im Bereich Sisseln, führte zu einer ausgiebigen Diskussion über die Verkehrssituation im ganzen Fricktal. Man arbeite im Moment an einer Überprüfung sämtlicher Übergänge zwischen dem Kanton Aargau und Deutschland. «Die ganze Sache ist freilich sehr komplex», betonte der Baudirektor, «dies nicht zuletzt auch deshalb, weil in grenzüberschreitenden Fragen letztlich stets der Bundesrat zuständig ist.»

Für Attiger steht die Erarbeitung eines Gesamtverkehrskonzepts im Vordergrund, dies unter Einbezug des ÖV Schweiz und Deutschland. Dazu gehört auch eine grenzüberschreitende Tariflösung. «Der Wille zum Ausbau des grenzüberschreitenden Öffentlichen Verkehrs ist bei allen Beteiligten sehr gross, die Umsetzung freilich ist äusserst schwierig», meinte Attiger.

Zur Sprache kam auch die regionale Verkehrspolitik. Vermutlich werde der Regierungsrat im kommenden Jahr eine Vorlage den Halbstundentakt betreffend von Basel nach Laufenburg, vorlegen, führte Attiger aus. Der Regierungsrat sei übrigens nicht grundsätzlich gegen die Wiedereinführung der Rheintallinie. Eine solche Frage müsse jedoch im Zusammenhang mit einem übergeordneten Verkehrskonzept angegangen werden.

Mittelschule in Stein?
Auch der Standort der geplanten Mittelschule Fricktal wurde noch diskutiert. Präsident Weiss gab dem Baudirektor gleich die Empfehlung von «Gewerbe Regio Laufenburg» mit auf den Weg: «Wir sprechen uns klar für Stein aus. Der Ort ist für alle zentral gelegen und macht ihn auch für die Region Zurzach attraktiv.» Attiger liess sich jedoch nicht aufs Glatteis führen und meinte, dass es bei der Regierung bis heute keine Priorisierung für einen der drei Standorte gebe. Er habe keine Ahnung, wie sich der Regierungsrat entscheiden werde. Wichtig sei aber, dass am gewählten Standort eine rasche und unkomplizierte Realisierung möglich sei.


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