Seit knapp drei Monaten ist der neu zusammengesetzte Vorstand des Museumsverein Möhlin im Amt und hat eine Vision für die Zukunft: Das Melihus soll für Jung und Alt zum lebendigen Treffpunkt und Dialogplatz werden. Ein Gespräch mit den neuen Co-Präsidentinnen.

Birke Luu

Patrizia Tufilli Chautems und Charlotte Sprüngli teilen sich seit April das Präsidium des Museumsverein Möhlin. Sie kennen sich schon länger, arbeiten beide für einen sozial verantwortlichen Basler Verein und bekennen: «Wir sind wie linke und rechte Hand, ergänzen uns gut.» Charlotte Sprüngli sei sehr organisationsstark und «die perfekte Gastgeberin», die es für einen Neustart brauche, wie Patrizia Tufilli Chautems versichert. Sie selbst bringe ihre Marketing- und Kommunikationskenntnisse ein, zudem sei sie in Möhlin aufgewachsen, gut vernetzt und habe eine persönliche Beziehung zum Dorfmuseum. «Ich war dort immer wieder als Besucherin, ausserdem haben wir im Melihus auch schon familiäre Anlässe gefeiert.» Als sie vor einem Jahr den NFZ-Artikel über die eventuelle Auf lösung des Museumsvereins gelesen habe, sei ihr klar gewesen: «Das Museum muss erhalten werden!» Spontan involvierte sie ihre Kollegin, die bereits Vorstandserfahrung aus einem anderen Verein besitzt, und sie liessen sich zur Wahl aufstellen.

Dabei sei für beide nur eine Doppelbesetzung des Präsidiums in Frage gekommen, damit es nachhaltiger besetzt sei. Patrizia Tufilli Chautems ergänzt: «Wir arbeiten beide Vollzeit – eine Person allein schafft es nicht, den notwendigen Drive hineinzubringen und das Museum aus seinem coronabedingten Dornröschenschlaf zu holen.» Daher seien auch die anderen Vorstandsmitglieder von grosser Bedeutung und eine wertvolle Unterstützung. Zusammen wollen sie auf der guten Basis, die ihre Vorgänger und Vorgängerinnen gelegt hätten, aufbauen und etwas Neues anstossen. «Wir alle sind Feuer und Flamme und wollen, dass wieder mehr übers Dorfmuseum geredet wird.» Ihre Vision: «Wir wollen aus dem Melihus mehr als ein Dorfmuseum machen!»

Treff und Dialogplatz mit Heimatgefühl
Präziser bedeutet dies: «Wir wollen verschiedene Aktivitäten anbieten, die die Melmer involvieren und näher an ihr Museum heranbringen, da unsere Zukunft an die Geschichte gekoppelt ist.» Der Vorstand möchte auch die Jüngeren an das Museum heranführen und parallel dazu den offiziellen «Bildungsauftrag» der Gemeinde erfüllen. Bei den avisierten Aktivitäten denkt der Vorstand an Angebote, die es bislang so noch nicht gab. «Wir stellen uns auch solche vor, die nicht so direkt mit einem Museum verbunden werden,» erzählt Patrizia Tufilli Chautems verschmitzt – mehr möchte sie allerdings noch nicht verraten. «Das Jahresprogramm für 2021 stand bei unserem Start schon fest – wir brainstormen also erst mal im Hintergrund, sammeln Ideen, setzen Akzente, wählen Prioritäten und müssen richtig ankommen», lachen die beiden Co-Präsidentinnen. Die Ideen für die nächsten Jahre würden im Vorstandsteam nur so «f lutschen», so könnten beispielsweise die Ausstellungsthemen der einzelnen Räume zukünftig mehr variieren und einen anderen Fokus bekommen.

Über ein Jahr nun, seit ihrer Bewerbung fürs Präsidium, kribbelt es in ihren Fingern. «Man sieht so viel Potential, wir sind wirklich mit Leib und Seele dabei», schwärmen beide. Charlotte Sprüngli fühlt sich wie von einem wohlwollenden Virus infiziert, möchte dem Dorf Freude bereiten. Dabei sind sich die Co-Präsidentinnen bewusst, dass der Vorstand sich auch exponiert. Es gelte nämlich, den hohen Erwartungen der Bevölkerung gerecht zu werden. Die Entscheidung fürs Präsidium haben daher beide nicht leichtfertig getroffen. Die zahlreichen Dankeskarten für das Weiterführen des Museums sowie die vielen Besucher zum Saisonstart im April hätten sie dann extrem erfreut und alle Vorstandsmitglieder in ihrem Engagement bestärkt. Ihr Ziel sei erst «erreicht», wenn sich die Dorfbewohner vermehrt wie auch nachhaltig einbringen würden und erkennen, wie wichtig das Museum für die Zukunft des Dorfes sei.