Alter Handwerksbetrieb kämpft ums Überleben

  19.05.2021 Magden

Starker Umsatzrückgang bei alteingesessener Schuhmacherei

Der Magdener Traditionsbetrieb Schuhmacherei Rui bekommt die Auswirkungen der Corona-Krise stark zu spüren. Um das Geschäft zu sichern, musste bereits das Pensum einer Angestellten reduziert werden.

Valentin Zumsteg

Seit über 80 Jahren besteht die Schuhmacherei Rui, deren Geschäft etwas versteckt am Maiengässli 3 in Magden beheimatet ist. 1939 wurde der Betrieb gegründet. Aktuell steckt das Unternehmen wegen den Auswirkungen der Pandemie in einer der schwersten Krisen seines Bestehens. «Es kann doch nicht sein, dass wegen Corona ein solch altes Handwerk verschwindet», sagt Vivien Risse. Sie hat die Firma vor zwei Jahren übernommen, zuvor arbeitete sie bereits rund acht Jahre im Geschäft. Der Traditionsbetrieb verfügt über eine grosse Auswahl an Leisten und ein riesiges Lager an Gummisohlen.

Starker Umsatzrückgang
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Schuhmacherei, die neben Vivien Risse zwei Teilzeit-Angestellte beschäftigt, herbe Umsatzrückgänge, in manchen Monaten mehr als 50 Prozent. «Wir haben durch die Corona-Krise einige Verluste gemacht. Ich musste nun das Pensum einer Mitarbeiterin von 50 auf 30 Prozent reduzieren. Ich versuche alles, um kein Insolvenzverfahren einleiten zu müssen», schildert die Inhaberin. Da sie das Geschäft erst vor zwei Jahren gekauft hat, konnte sie vor Ausbruch der Pandemie kaum Reserven bilden.

Grösster Auftraggeber der Werkstätte ist die Schuhmarke Helvesko aus Reiden. Diese sorgt für rund 70 bis 80 Prozent des Umsatzes. Vor allem in diesem Geschäftszweig war im vergangenen Jahr ein massiver Rückgang zu spüren, wie Vivien Risse schildert. «Weil weniger Schuhe verkauft wurden, gibt es weniger Reparaturen.» Deswegen versucht sie, in neue Gebiete vorzustossen. So werden nun auch Kletterschuhe repariert. Risse hofft, dass sich dies zu einem neuen Standbein entwickeln könnte. Zudem setzt sie auf die lokale und regionale Kundschaft. Sie zählt auf deren Solidarität. «Es ist doch sinnvoll, wenn ein gutes Paar Schuhe repariert statt weggeworfen wird», erklärt die 33-Jährige, die in Cottbus (D) aufgewachsen ist.

«Die Bank sitzt uns im Nacken»
Einen kleinen Silberstreifen am Horizont gibt es: «Im vergangenen Monat hat die Arbeit wieder zugenommen, allerdings dauert es wohl sehr lange, bis wir wieder in die schwarzen Zahlen kommen – und die Bank sitzt uns im Nacken.» Risse wünscht sich, dass es bald aufwärts geht und die Traditionsfirma noch viele weitere Jahre existieren kann. Sie tut alles, um dieses Ziel zu erreichen.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote