Wieder Schwingen ist eine Genugtuung

  24.04.2021 Hellikon, Persönlich, Sport

Er weiss nicht wo er sportlich steht

Michael Mangold freut sich, dass er die Schwingtrainings wieder aufnehmen durfte. Die langen Pausen haben auch bei ihm gewisse Unsicherheiten ausgelöst. Er hofft sehr auf baldige Wettkämpfe.

Hans Zemp

Am Nordwestschweizer Schwingfest 2019 in Wittnau erwischte es das Helliker Schwingertalent heftig. Auf dem Weg zum Kranzgewinn verunfallte er und sein Ellenbogen wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Heute geht es ihm eigentlich wieder gut, sagt er. Er könne einen sauberen konditionellen und technischen Leistungsaufbau machen. Drei Operationen waren zur Wiederherstellung nötig. Nach fünf Monaten nahm er das Schwingtraining wieder auf, komplettierte seine Trainingseinheiten mit Konditionsarbeit und freute sich, an der Rückkehr seines Leistungsvermögens. Der erneute Hammer kam für ihn mit dem Corona-Lockdown. Viel zu lange dauern die Einschränkungen für ihn an.

«Es ist schwierig, man ist sehr schnell von dem Sport, den man so mag, weg.» Lange Pausen würden die Wiederaufnahme der Trainings nicht vereinfachen, meint er. Ihm kommt entgegen, dass er in das Kader selektioniert wurde, das der Eidgenössische Schwingerverband trotz der Corona-Restriktionen bilden konnte. Diesem Kader gehören die besten 120 Aktivschwinger der Schweiz an. Elf davon sind Aargauer. Darunter die beiden Fricktaler Michael Mangold und Samuel Schmid. In Trainingsgruppen zu vier Schwingern dürfen sie dezentral trainieren.

Über die Selektion in die «Elitegruppe» der Schwinger freut sich Michael Mangold sehr. Positiv ist für ihn auch der Umstand, dass er sieht, wo er von den Verantwortlichen eingestuft wird. «Es ist eine gewisse Genugtuung, auch wenn man selber nicht so genau weiss, wo man sich leistungs- und wettkampfmässig selber einstufen soll», gibt er sich bescheiden.

Für Michael Mangold ist der Umstand, dass die Trainingsgruppen vorgegeben und so klein sind, nicht ganz einfach. Gerade weil sie klein sind, wird es schwieriger, Leistungsvergleiche anzustellen und zu sehen, wo man steht. Weiter ist momentan noch unklar, wann für die Aktiven wieder Wettkämpfe ausgetragen werden können. Diese beiden Punkte sind für den Helliker aber enorm wichtig.

Viele Schwinger sind vom Sägemehlplatz verbannt
Für Michael Mangold ist das, was der Eidgenössische Technische Leiter Stefan Strebel mit einiger Schützenhilfe durchsetzen konnte eigentlich gut. «Klar ist es für alle über 20-jährigen Schwinger, die nicht in der Selektionsgruppe sind, schwieriger, den Ist-Zustand zu akzeptieren. Die Gefahr der Abwanderung von der Sportart steigt», ist Mangold überzeugt. «Ich glaube, dass etliche Leute vom Sport und dem Schwingen speziell abspringen könnten, obwohl man der Jugend Sorge trägt», meint er. Für ihn selber ist die Aufnahme ins Kader aber schön. Dies ist für ihn auch deshalb speziell, weil er seit seinem Unfall keine Ernstkämpfe mehr bestreiten konnte. Eigentlich war er als Aktivschwinger für das Eidgenössische in Zug selektioniert. Unfallbedingt entfiel die Teilnahme aber. «Darum freut es mich, dass ich trotz dieser Umstände ins Kader aufgenommen wurde», meint er.

Sehr positiv beurteilt der Schwinger mit einem guten Herz für den Nachwuchs, dass die Jungschwinger (bis 15 Jahre) und der Nachwuchs (bis 20 Jahre) trainieren und Wettkämpfe austragen dürfen. Ganz schwierig ist für Mangold der Umstand, dass momentan Schwingfeste des Nachwuchses nach geltendem Recht nur ohne Zuschauer möglich sind. Die Ambiance gehe so verloren. Diese sei aber im Schwingsport nicht nur speziell, sondern auch sehr wichtig. «Schwingen ist ein Sport für Athleten und Zuschauer. Man schwingt ohne Zuschauer nicht gleich wie mit und fehlende Zuschauer können sich auf die mentale Leistungen auswirken, weil die Motivation anders gelagert ist», gibt er sich überzeugt. Dennoch beurteilt er den momentanen Zustand besser, als wenn keine Wettkämpfe ausgetragen werden könnten. Bitter sind für Michael Mangold die geltenden Restriktionen auch darum, weil sie für eine Sportlerlauf bahn in verschiedener Hinsicht einschneidend sind. Schwinger mit Möglichkeiten auf einen Kranzgewinn erleiden genauso eine Zäsur wie diejenigen, die eine angepeilte komplettierte Kranzsammlung suchen.

Auf die Frage, wie man ein Training mit nur gerade vier Schwingern interessant gestalte, meint Michael Mangold, dass sie jeweils eingangs an der Fitness schleifen. Mit der Erweiterung des Repertoires an Schwingzügen und schliesslich mit Ernstkämpfen lassen sich spannende Einheiten gestalten. Bei diesen ganzen Trainingseinheiten fehlen dem geselligen jungen Mann aber halt schon die Kollegen. Man habe es gut miteinander, ja sehr gut im Schwingklub. Und in der momentanen Zeit fehle die Pflege der Geselligkeit deutlich, meint er.

Zu seinen Wünschen, Plänen und Zielen im Bereich Schwingen meint Michael Mangold, dass er baldige Einkehr der Normalität und die Öffnung der Fitnesszentren vorab stellt. Wettkämpfe sollen wieder möglich werden. Gute Ränge an Schwingfesten mit Kranzgewinnen erfreuen immer. Schliesslich gab es im Jahr 2020 keine zu gewinnen. Und die fehlen jetzt.

Im laufenden Jahr hängt für ihn ebenso noch sehr viel in der Schwebe. Bergschwingfeste, der Jubiläumsschwinget in Appenzell und der Kilchberg Schwinget sind nur die herausragendsten Anlässe.

Hobbies und Freizeit
Der gelernte Zimmermann ist überzeugt, dass ihm sein Beruf für seinen Sport viel bringt. Er windet der körperlichen Arbeit ganz allgemein das Kränzchen. Zusammen mit fleissig besuchten Trainings, Velofahren, dem Besuch des Fitnessstudios und seriösem Lebenswandel versucht er, sich fit zu halten und die Leistungen zu steigern. Er denkt momentan auch an Wettkämpfe im Gewichtheben.

Zum Schwingen kam Michael Mangold über das Nationalturnen. Von 2007 bis 2017 traf man ihn dort recht erfolgreich an. Die Freude an der Sportart konnte man ihm ansehen. Die vielen Zweige und der Eidgenössische Kranz zeugen davon. Und weil Schwingen ein Wettkampfteil der Nationalturner ist, lag der Einstieg in diese Sportart nahe. Mit zwölf Jahren startete er im Kurzholz und erkämpfte sich als Jungschwinger rund 30 Zweige. In seiner Aktivzeit, mit sechzehn Jahren beginnt diese, durfte er fünf Mal vor den Ehrendamen knien. Sein Teilverbandskranz von Therwil 2017 zählt für ihn am meisten.

Die beiden Bereiche Beruf und Sport bringt er problemlos auf die Reihe. «Nach der Arbeit hat das Training Platz», meint er dazu. Beides macht er gerne. Prächtige Schreinerarbeiten daheim bei seinen Eltern bezeugen die Liebe zum Holz und sein Talent, damit umzugehen. Das Gespräch durfte am von ihm gefertigten, sehr stabilen und gefälligen Eichentisch geführt werden. Ohne sein Lieblingsessen, Reis mit Poulet, verabschiedete er sich vom Gespräch schon wieder ins Training im Schwingkeller.


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