Unterhosen-Test

  09.04.2021 Leserbriefe, Frick

Es ist beruhigend zu wissen, dass die Armee Unterhosen für Frauen testet. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es sich um einen durch Indiskretion vorzeitig veröffentlichten April-Scherz handelt, möchte aber dennoch augenzwinkernd mit ein paar Gedanken zum guten Gelingen dieses wichtigen Beschaffungsvorhabens beitragen. Als Material scheint mir ein leicht kratzender Wollstoff geeignet, denn wenn es ein wenig juckt, bleibt man wach. Und wer wach ist, hat im Ernstfall eine höhere Überlebenschance. Zur Form- und Farbwahl kann ich mich mangels Fachkompetenz nicht äussern. Diese Anforderungen sollten von einer Frauen-Taskforce für die Submission definiert werden.

Nicht unerwähnt bleiben darf allerdings, dass die Abgabe von Gratis-Unterhosen verfassungswidrig ist, weil sie das Prinzip der rechtsgleichen Behandlung aller Wehrleute verletzt. Ich muss mich diskriminiert fühlen, weil ich meine 1126 Diensttage in eigenen, nicht subventionierten Unterhosen leisten musste. Wenn ich nachträglich 10 Rappen pro Tag fordere, ergibt das ein Guthaben gegenüber der Eidgenossenschaft von Fr. 112.60. Kassenwart Ueli könnte mir und hunderttausenden weiteren Betroffenen leistungsgerechte Gutscheine zukommen lassen, die innerhalb eines Monats nach Beendigung des Lockdowns in einer Schweizer Gaststätte einlösbar wären. Zwei Fliegen auf einen Streich: Gerechtigkeit in Kombination mit Wiedereröffnungshilfe für die Gastronomie. Der Vollzug wäre über die kantonalen Militärverwaltungen problemlos und kurzfristig organisierbar.

Selbstverständlich gibt es noch viele andere Beschaffungsprojekte von hohem öffentlichem Interesse, wie beispielsweise der Einkauf von Staubsaugersäcken für Truppenunterkünfte. Erfolgt dieser auf nationaler, kantonaler, regionaler Ebene oder objektbezogen separat? Eine pfiffige Parlamentsperson könnte sich in der bundesrätlichen Fragestunde profilieren und Sparpotenzial ausloten lassen. Wegen der vielen Filzvorwürfe der letzten Zeit käme wohl nur eine Sammelbestellung im Ausland in Frage. Sonst könnte es ja passieren, dass der KV-Stift (pardon: die kaufmännisch auszubildende Person) des Lieferanten den gleichen Kindergarten besucht hat wie der Enkel des vergabezuständigen Beamten - und schon hätten wir einen neuen Skandalverdacht, den es tunlichst zu vermeiden gilt. Liefern könnte sowieso nur, wer nachweist, dass die Herstellung ausschliesslich mit Solarenergie, die Lieferung per Bahn und die Feinverteilung mit Elektrofahrzeugen erfolgt.

Und die geschlechtsneutralen Donnerbalken? Lassen wir’s.

HEINZ SCHMID, FRICK


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