hesch gwüsst?

  29.04.2021 Persönlich

Wie ein Bierfass seinen Boden verlieren kann

Robert Conrad

Vom Mittelalter bis heute – ohne Bier – kaum vorstellbar. Aber zuvor in der Antike, also bei Griechen und Römern, wurde das Bier als «Armeleute-Gesöff» abgetan. Im alten Rom tranken die echten sowie die Möchtegern-Patrizier Wein. Das Bier (lat. cervisia) war für die Soldaten und den Plebs (abschätziger Ausdruck für das einfache Volk). Wenn also eine Person gewohnt war, Wein zu trinken, dann aber plötzlich nur noch Bier, so war sie auf der sozialen Leiter heruntergefallen – und das wollte natürlich niemand. Deshalb: Bier auf Wein, das lasse sein!

Aber später, im Mittelalter, erlebte das Bier seine grosse Renaissance. So begann die Braukunst aufzublühen, vor allem in den Klöstern. Auf einem Plan des St. Galler Klosters Reichenau aus dem frühen 9. Jahrhundert sieht man, dass es damals dort bereits drei Braustuben gab. Das Bierbrauen war übrigens bis in die Neuzeit hauptsächlich Frauensache. Es gab Zeiten, da gehörte eine Braupfanne sogar zur Aussteuer einer Braut!

Das Bier wurde so wichtig, dass im April 1516 das Herzogtum Bayern in Ingolstadt das «Reinheitsgebot» für Bier erliess. Dieses Gesetz beschrieb Zutaten und Mengenverhältnisse für das Brauen von Bier, selbst die Preise wurden reguliert. Dies war dies die allererste Lebensmittelverordnung in Europa.

Die Einhaltung wurde stichprobenmässig bei den Brauern kontrolliert und wenn ein Brauer bei der Nicht-Einhaltung der Regeln etwas übertrieb, dann «schlug man dem Fass den Boden aus».

Hopfen und Malz waren seit langer Zeit die beiden wichtigsten Zutaten bei der Herstellung von Bier. Ging etwas beim Gärprozess schief, dann waren diese beiden wertvollen Zutaten Hopfen und Malz unwiederbringlich verloren und nicht mehr zu retten – «Hopfen und Malz sind verloren».

Die Geschichte des Bieres ist aber schon sehr viel älter. So fand man in einer Gesetzesordnung (Codex Hammurapi) von 1700 v.Chr. aus Babylonien auch eine Schankordnung. Hier ein paar Auszüge daraus: – Die Wirtin, die sich ihr Bier nicht in Gerste, sondern in Silber bezahlen lässt oder minderwertiges Bier ausschenkt, wir ertränkt – Bierpanscher werden in ihren Fässern ertränkt oder so lange mit Bier vollgegossen, bis sie ersticken


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