hesch gwüsst?

  27.04.2021 Kolumne

Das Parfüm oder weshalb Geld nicht stinkt

Robert Conrad

Im alten Rom gab es öffentliche Toiletten, z. B. in Form von Brücken über den Tiber. Diese waren überdeckt und man sass in Reih und Glied auf den Bänken mit den entsprechenden Aussparungen. Diese Toiletten waren recht beliebt, konnte man doch den einen oder anderen Schwatz während dem «Geschäfterledigen» abhalten.

Als Kaiser Vespasian wieder einmal das Geld in der Staatskasse ausging, beschloss er für die Benutzung öffentlicher Toiletten eine Latrinensteuer zu erheben. Sein Sohn Titus war entsetzt und meinte, dass dieses Geld doch unhygienisch sei. Sein Vater nahm eine Handvoll Münzen, hielt diese seinem Sohn unter die Nase und sagte: «pecunia non olet / Geld stinkt nicht» und meinte damit, dass die Münzen den Geruch nicht annehmen würden.

Im Mittelalter hat man das – wie so vieles anderes auch – wieder vergessen. Körperkultur und Hygiene waren kein Thema mehr. Fliessend Wasser war in mittelalterlichen Häusern nicht vorhanden – also erledigte man zuhause sein Geschäft in einen Kübel, der dann ab und zu zusammen mit den Küchenabfällen auf der Strasse ausgeleert wurde. Die Konsequenz davon waren Dörfer und Städte, die fürchterlich stanken – aber nicht nur diese, sondern eben auch die Menschen, die sich kaum je wuschen oder gar badeten, verbreiteten einen für uns kaum vorstellbaren «Duft». Dies wurde vor allem in den Kirchen, die schwierig zu belüften waren und in denen die Leute dicht an dicht gedrängt die Bänke füllten, zu einem echten Problem. So begann man sich zu überlegen, wie dies gelöst oder mindestens etwas gelindert werden könnte. Man besann sich auf den Weihrauch, ein brennbares Harz, das bereits im Alten Testament eine Rolle spielte. So wurde in den Kirchen der Weihrauch in sogenannten Weihrauchfässern verbrannt, um den Gestank zu mindern. Es «stank» jetzt eben plötzlich anders! Den Kirchgängern fiel dies natürlich auf und sie fragten die Geistlichen, wodurch der neue Duft entstanden sei – und die Antwort lautete in Latein, der damals in den Kirchen gesprochenen Sprache: «per fumum» auf Deutsch «durch den Rauch». Das Parfüm war geboren.


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