In der Bibliothek geht es nicht nur um Bücher…

  01.04.2021 Laufenburg, Bücher

Eveline Dillinger und Nicole Prions arbeiten in der Laufenburger Bibliothek

«Die Bibliothek steht der gesamten Bevölkerung von Laufenburg und Umgebung zur Benutzung offen», heisst es auf der Webseite der Laufenburger Bibliothek. Doch den Weg in die Bibliothek findet nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung – überwiegend Familien und Senioren.

Regula Laux

Und dabei hätten die beiden Bibliotheksmitarbeiterinnen Eveline Dillinger und Nicole Prions so viele Argumente für das aktive Lesen: Es dient nicht nur als beruhigender Zeitvertreib, sondern bildet und hält den Geist wach. Ausserdem würden Bibliotheken voll im Sharing-Trend liegen, denn es sei sinnvoller, Dinge auszuleihen, als alles selbst zu kaufen. «Doch», stellt Eveline Dillinger ernüchtert fest: «Die Kompetenzen zum Lesen und Verstehen der Texte nehmen – gerade bei Kindern und Jugendlichen – immer weiter ab. Damit geht eine wichtige Kulturtechnik weitgehend verloren.» Viele seien heute nicht mehr bereit, Zeit zum Lesen aufzubringen, da sich fast alle Aktivitäten ins Netz verlagert hätten.

Sind Bibliotheken damit Auslaufmodelle und Eveline Dillinger und Nicole Prions Kämpferinnen auf verlorenem Posten? Nein, betonen die beiden unisono. «Wir sehen die Bibliothek als eine Art Insel, auf der wir uns sehr wohlfühlen und hoffentlich auch unsere Besucherinnen und Besucher.» Gerade zur Corona-Zeit seien die Gespräche und Kontakte in der Bibliothek sehr wichtig, und dabei gehe es nicht nur um Bücher. «Wir kennen unsere Kundinnen und Kunden alle persönlich und überlegen meist schon bei der Bestellung neuer Bücher, wem wir sie empfehlen können.»

Zu 80 Prozent seien es Frauen, die Bücher ausleihen, oft auch Familien, die das Kinder- und Jugendbuchangebot schätzen. «Die Männer werden meist dann geschickt, wenn Mahngebühren anfallen oder etwas kaputtgegangen ist», erzählen die Bibliotheksfrauen augenzwinkernd. Dabei sei ihnen die positive Atmosphäre extrem wichtig und man finde immer einen Weg, sich zu einigen. Es sei doch besser, wenn Bücher gelesen würden, auch wenn mal etwas kaputtgehe, als wenn sie neu und ungenutzt im Regal stünden.

Ein Buch vom Pfarrer
Im nächsten Jahr feiert die Laufenburger Bibliothek ihr 30-Jahr-Jubiläum. «Angefangen hat alles mit einem Bücherkasten in der Kirche, aus dem der Pfarrer gezielt Bücher verteilte», erzählt Eveline Dillinger. «Der Unterschied zu heute war, dass es als Auszeichnung galt, wenn man vom Pfarrer ein Buch erhielt und damit lesen durfte.» Von der Kirche sei die Bibliothek ins Schulhaus Burgmatt gezogen, dann ins Burgrot, also ins ehemalige KV-Schulhaus. «Tja und seit 2011 sind wir hier im XL-Zentrum gegenüber vom Coop», so Dillinger, die seit 2010 für die Bibliothek tätig ist. Der Standort sei ideal für die Lauf kundschaft, trotzdem gäbe es wohl noch viele Menschen mit Schwellenangst, Menschen, die sich nicht reintrauen würden in die Bibliothek. Umso wichtiger sei die Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Institutionen. Man könne enorm voneinander profitieren, sind die beiden Bücherfrauen überzeugt.

Bibliothek + Ludothek
Nicole Prions ist seit 2016 dabei, seit die Ludothek, der Spieleverleih, vom alten Grundbuchamt in die Bibliothek integriert wurde. Seitdem können in der Bibliothek nicht nur Bücher und Comics, sondern auch ausgesuchte Spiele und Fahrgeräte ausgeliehen werden. Und wenn jemand vom Land aus gesundheitlichen oder anderen Gründen den Weg nach Laufenburg nicht antreten kann, so bringt die Mettauerin auch schonmal ein Buch persönlich vorbei. Auch dies ein Service, der sich sehen lassen kann!

Weitere Informationen zur Laufenburger Bibliothek finden sich unter www.laufenburg.biblioweb.ch


Eveline Dillinger

Ich bin vor 25 Jahren nach einigen Jahren ‹Wanderschaft› im Fricktal angekommen. Seit 20 Jahren ist Laufenburg der Lebensmittelpunkt meiner Familie. Ich bin verheiratet und Mutter von zwei volljährigen Söhnen, versorge einen Biogarten und das dazugehörige Haus. Laufenburg liegt mir am Herzen, darum engagiere ich mich seit 20 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Gemeinde. Seit 2010 arbeite ich in der Bibliothek. Das ist meine ‹Insel im Alltag›.

Mein Buchtipp
Am liebsten lese ich Psychothriller von der schlimmen Sorte – diejenigen, die als Verfilmung immer erst nach 23 Uhr ausgestrahlt werden.

Dabei suche ich mir gerne die Speziellen heraus. 1793 von Niklas Natt och Dag zum Beispiel ist ein historischer Krimi, der besonders anschaulich die Verhältnisse in Stockholm des Jahres 1793 beschreibt. Und das aus der Sicht der Protagonisten und nicht historisch distanziert. Das Schlimme an diesem Buch ist nicht das Verbrechen, sondern das harte Leben, das die Einwohner führen müssen. Im zweiten Band (1794) erfährt man noch etwas über die Sklaverei zu dieser Zeit. Diese Texte begleiten einen dann noch eine Zeit lang und regen zum Denken an. Das macht für mich ein gutes Buch aus. Es kann auch etwas weniger blutiges, abartiges sein – Hauptsache intelligent.


Nicole Prions

Meine Familie und ich sind vor 11 Jahren ins sonnige Mettauertal gezogen. Damals waren unsere Jungs noch klein und ich konnte mich in der Ludothek engagieren. Mit der Fusion von Bibliothek und Ludothek kam ich dann 2016 zur Bibliothek. Hier konnte ich schon viele sympathische Menschen kennenlernen. In meiner Freizeit bin ich gerne mit dem Hund draussen und, wenn möglich, mit dem Wohnmobil unterwegs.

Mein Buchtipp
Ich lese quer Beet. Es kann ein spannender Thriller, etwas Historisches oder auch Fantasy sein. Zurzeit lese ich den letzten Teil der Sieben Schwestern Saga von Lucinda Riley.

Laut lachen musste ich bei ‹Achtsam morden› von Karsten Dusse. Ein Rechtsanwalt, der seinen unbequemen Hauptmandanten achtsam aus dem Verkehr zieht und kurzerhand dessen Rolle übernimmt.


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