Alu-Deal mit Russland steht

  13.04.2021 Rheinfelden

Zustimmung aus Berlin: Rusal kann badische Aluminium übernehmen

Die 1898 von der Schweizer «Aluminium Industrie Aktiengesellschaft» (Alusuisse) gegründete Aluminium in Badisch-Rheinfelden ist an den russischen Konzern Rusal verkauft worden. Der Deal war umstritten, die deutsche Regierung hat nun die Zustimmung gegeben.

Boris Burkhardt

«Rollen Russen-Panzer bald mit deutschen Speziallegierungen leichter und widerstandsfähiger vom Band? Sind die russischen Kampfjets bald dank deutscher Patente wendiger und reichweitenstärker?» – Für einmal geriet das beschauliche Badisch-Rheinfelden in den Blickpunkt der Weltgeschichte: Die deutsche «Bild-Zeitung» mit ihren reisserischen Überschriften hatte die Übernahme der insolventen Aluminium Rheinfelden durch den russischen Konzern Rusal aus ethischer und nationalpolitischer Sicht in Frage gestellt. Doch die deutsche Bundesregierung entschied am vergangenen Donnerstag anders und gab für die Übernahme Grünes Licht. Die Belegschaft freut sich darüber. Die «Bild» hatte dem Aluminiumkonzern Rusal in ihrer Ausgabe vom 19. März mit Verweis auf die beiden Besitzer Oleg Deripaska und Viktor Vekselberg unterstellt, «Teil eines Geldwäschesystems des russischen Präsidenten und des Kreml-Geheimdienstes» zu sein. Beide Oligarchen stehen auf der Sanktionsliste der Vereinigten Staaten; Vekselberg ist als Investor mit Wohnort in Zug in der Schweiz kein Unbekannter. Die Insolvenzverwalter der Aluminium Rheinfelden nennen die Vorwürfe der Rüstungstätigkeit laut Recherchen der Badischen Zeitung «absurd». Sie sehen hinter dem «Bild»-Artikel den Versuch der Einflussnahme auf die deutsche Bundesregierung «das Interesse von Personen, die den Verkauf der Alu Rheinfelden um jeden Preis verhindern» wollen.

Der Umsatz mit nicht-deutschen Kunden aus der Rüstungsindustrie habe in den vergangenen fünf Jahren 1,4 Millionen Euro ausgemacht, bei einem Gesamtumsatz der Aluminium-Gruppe von 110 Millionen Euro allein 2020. Rusal hatte denn auch erklärt, mit der Übernahme der Aluminium Rheinfelden ins Autogeschäft einsteigen zu wollen. In einer Medienmitteilung vom Freitag zeigt sich der Konzern überzeugt: «Von der Kombination der Kundenbeziehungen von Aluminium Rheinfelden mit der globalen Grösse von Rusal werden beide Unternehmen profitieren.»

Rusal hatte öffentlich nicht nur versprochen, alle drei Geschäftsbereiche Alloys, Semis und Carbon zu erhalten und die rund 200 verbliebenen Arbeitsplätze zu retten, sondern auch in neue zu investieren. Es ist deshalb keine Überraschung, dass die Belegschaft froh über den Deal ist. Vom Betriebsrat heisst es, die Mitarbeiter hätten «nicht verstanden, warum der Deal mit Rusal zuletzt als so problematisch dargestellt wurde». Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) empfand die Diskussion über die Hintergründe von Rusal und «die falsche Charakterisierung der Aluminium Rheinfelden als Zulieferer für die Rüstungsindustrie» als «schädlich» für den Fortbestand des Rheinfelder Unternehmens. Der Rheinfeldens Oberbürgermeister Klaus Eberhardt bezeichnete den Entscheid der Bundesregierung als «nachvollziehbar». Der Verkauf an Rusal setze auch einen Endpunkt für die Suche des 2019 verstorbenen Aluminium-Unternehmers Alois Franke nach einem strategischen Partner. Rusal habe frühzeitig erkennen lassen, sagt Eberhardt, «dass sie in der Aluminium Rheinfelden einen besonderen Wert durch die Leistungsfähigkeit und Kreativität der hiesigen Mitarbeiter sieht». Nachdem die NFZ als Aprilscherz berichtet hatte, die deutsche Regierung hätte diesem Deal die Zustimmung erteilt und der russische Präsident Vladimir Putin käme mit Geschenken nach Rheinfelden, hat sich zumindest der erste Teil des NFZ-Scherzes bewahrheitet.


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