«Man muss Menschen mögen»

  05.04.2021 Münchwilen, Persönlich

Georg Reschke: Einst jahrelang Koch, nun Gruppenleiter Transportsanitäter

Georg Reschke geht gesteckte Ziele mit Ausdauer und Hartnäckigkeit an. Sein heutiger «Traumjob» als Transportsanitäter ist ihm keineswegs in den Schoss gefallen. Er hat ihn über verschiedenste Konstellationen in beruflichen Veränderungen, privatem Engagement bei den Samaritern und der Feuerwehr, Beharrlichkeit und Weiterbildung erarbeitet.

Paul Roppel

«Ich will diesen Job machen, so lange es geht. Am liebsten bis zur Pensionierung», schwärmt Georg Reschke, der einen neuen beruflichen Lebensabschnitt in «fortgeschrittenerem Alter» angetreten hat. «Es ist der beste Job der Welt, denn wo wir ankommen, werden wir sehnlichst erwartet», lautet eine der Begründungen des 51-jährigen Berufsmannes, der seit 30 Jahren im Fricktal lebt, davon 12 Jahre in Münchwilen, wo er auch eingebürgert worden ist. «Wo wir hinkommen, versuchen wir den Leuten bestmöglich zu helfen. Zudem ist es ein Job mit höchster Kundenzufriedenheit», meint er verschmitzt. «Und nicht zuletzt ist kein Tag wie der andere», lauten die Aufzählungen von Reschke, welche das Fundament seiner nächsten Kernaussage bilden: «Ich habe meinen Traumjob gefunden».

Freude am Umgang mit Menschen
Als 45-Jähriger hat er den Wechsel dazu geschafft, und er arbeitet nun beim Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) als Transportsanitäter FA. Dort ist er auch Berufsbildner. Vor zwei Jahren wurde er zum Gruppenleiter der Transportsanitäter im Rettungsdienst befördert. Dieser Rettungsdienst ist seit 2010 in Eiken stationiert und umfasst ein Team von 32 Personen. Das Bild, das Reschke im lebhaften und sehr informativen Gespräch vermittelt, offenbart eine Person, die im anspruchsvollen Beruf aufgeht, mit Befriedigung auf das Erreichte schaut, aber auch mit sich im Reinen ist. Er schätzt den Umgang mit den Menschen, auch wenn er nicht immer einfach ist. «Damit das gelingt, sind für unseren Job vier ‹M› die Grundvoraussetzung», postuliert er und liefert dazu den Schlüssel: «Man muss Menschen mögen». Dies sei die prioritäre Frage, die man sich beantworten müsse, bevor man in den Rettungsdienst einsteigen wolle.

Auf Umwegen zum Ziel
Als über 40-Jähriger wuchs bei Reschke das Bedürfnis immer deutlicher diesen ultimativen Schritt zu machen. Aber in den Stellenausschreibungen waren die Alterslimiten für Einsteiger deutlich tiefer angesetzt. Deshalb wählte er einen unkonventionellen Umweg, der einmal mehr die Zielstrebigkeit aufzeigt. Reschke, der 2011 Chef der Feuerwehrsanität in Münchwilen und Kaisten war, hatte von Patrizia Käser, welche die Feuerwehrsanität in Stein leitete, erfahren, dass sie ihre Teammitglieder jeweilen für einen Schnuppertag bei der Rettungswache in Eiken mitlaufen lasse. Auf diese Weise könne er sich eigentlich selber testen, fand Reschke und fragte dort für ein Praktikum an. «Das wurde genehmigt und so leistete ich 12-Stundenschichten über 12 Wochenenden. Quasi als Handlanger «Gang go», war ich der dritte Mann im Team und bekam sehr tiefen Einblick ins Handwerk des Transporthelfers», erinnert er sich. Den damaligen Beruf in der Spedition zu kündigen und eine eigenfinanzierte Ausbildung aufzunehmen, lag aus finanziellen und familiären Gründen nicht drin. Deshalb erarbeitete sich Reschke diese Ausbildung nach Feierabend und am Wochenende beim Deutschen Roten Kreuz in Bad Säckingen. So hatte er 2013 nach fünf Monaten das Attest als Rettungshelfer im Sack.

Sich als Aushilfe angeboten
Einen ersten Nagel zur künftigen Anstellung hatte er ein Jahr später eingeschlagen, als er die Ausbildung als Rettungssanitäter (D) inklusive Spitalpraktika im GZF absolvierte. Mit dem Transporthelfer-Zertifikat im Sack, hatte er mindestens einen Fuss für die spätere Anstellung in der Türe, in dem er seine Dienste als vollwertiges Teammitglied und Freelancer bei Personalengpässen, Krankheit und Ausfällen im Rettungsdienst in Eiken anbot. Vor sechs Jahren war es dann soweit. Reschke wurde angefragt für den vollständigen Übertritt in den Rettungsdienst. «Mit der Anstellung war auch die Ausbildung bei der Medi in Bern zum Transportsanitäter FA mit 15 Wochen Präsenzunterricht verbunden», schildert er die Fortsetzung seiner beruflichen Neuorientierung. «Das alles war nur möglich, weil mich meine Familie dabei unterstützt hat», bekräftigt er.

Engagiert als Samariter-Kursleiter
Eigentlich war Reschke schon viel früher mit der Sanität in Berührung gekommen. «Erstmals profimässig Luft im Sanitätsdienst habe ich bei der Ausbildung als Samariterlehrer geschnuppert», holt er weiter aus. Bis vor zwei Jahren hatte er sich bei der Feuerwehrsanität und bei den Samaritern engagiert und ist heute noch Mitglied des Kantonalen Katastrophen Einsatzelementes Abteilung Sanität. «Als wir in Laufenburg wohnten, kam ich über die Kaister Guggenmusik Prototype zum Samariterverein Kaisten, der sehr aktiv ist», erzählt Reschke, der dort Nothelferkurse für junge Leute gab und selber die Ausbildung zum Technischen Leiter und Kursleiter absolvierte. «In dieser Konstellation erhielt ich von meinem damaligen Arbeitgeber eine sehr interessante Aufgabe, welche den Aufbau einer Betriebssanität in der Firma beinhaltete», fügt er einen weiteren Mosaikstein im Berufsleben an. Er arbeitete damals als stellvertretender Speditionsleiter. Ursprünglich hatte Reschke in Badisch Rheinfelden Koch gelernt. «Im Dreiländereck hat man da sehr gute Bedingungen das Metier in der Vielfalt kennen zu lernen», meint er, was auch Abstecher ins Ausland beinhalte. «So landete ich 1990 auch im Restaurant ‘zur Glocke’ in Mumpf; eine interessante Zeit bei Franz Studinger», sagt er. Später war er einige Jahre tätig als stellvertretender Küchenchef in einem Pflege- und Altersheim in Wettingen.

Tausende von Kilometer absolviert
Heute, als Transportsanitäter ist er im 12-Stundenschichtbetrieb verantwortlich für die Durchführung, Organisation und Planung des Transports von Patienten und deren Versorgung. Bei Notfall- und Rettungseinsätzen unterstützt er den Rettungssanitäter oder den Anästesiespezialisten, der als Notarzt fungiert. «Wir hatten im letzten Jahr insgesamt 6478 Einsätze», betont Reschke. Mit den vier Ambulanzfahrzeugen decken die Zweierteams von Eiken aus den Radius bis Schwaderloch, Effingen, Herznach, Buus und Kaiseraugst ab. «Ich lerne alle Gegenden im Fricktal kennen», sagt Reschke, der schon tausende von Kilometer in der Region abgefahren hat. Er lobt zudem das sehr gute Einvernehmen mit der Polizei und den Feuerwehren. Damit er körperlich bis zur Pensionierung fit bleibt und die schwere Ausrüstung schultern und die Patienten heben kann, trainiert er im Fitnessstudio, geht Joggen und fährt mit dem Velo zur Arbeit.


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