Im Einklang mit den Tieren und der Natur

  10.03.2021 Persönlich, Zuzgen

Ina Rethwischs Hobby ist die Tierfotografie

Sie ist angekommen. Keine zehn Pferde würden Ina Rethwisch mehr vom Hof in Zuzgen wegkriegen. Dort, wo sie und ihre Tiere die schöne Natur geniessen. Zudem bietet der Ort auch eine ideale Kulisse für ihre Tierfotografien.

Janine Tschopp

Hoch oben auf dem Lohnberg ist der Hof, wo Ina Rethwisch und ihre Partnerin zu Hause sind. Und nicht nur sie, sondern auch sieben Pferde, drei Hunde, acht Hühner und «ein Büsi», wie die aus der Nähe von Köln stammende Frau sagt. Schon an ihrem Dialekt hört man, was später im Gespräch deutlich wird: Hier ist sie angekommen. Sie fühlt sich wohl, ist integriert und hat in ihrem Wortschatz schon sehr viele Schweizer Ausdrücke aufgenommen.

Direkt nach der Begrüssung gibt es eine kleine Hofbesichtigung. Einige Pferde stehen entspannt im Stall, die anderen sind auf der Weide und geniessen die frische Luft und die Sonnenstrahlen. Die Hühnerschar rennt in Richtung der Journalistin und scheint sich über den Besuch aus dem Tal zu freuen. Es ist sehr entspannt und friedlich hier oben an diesem sonnigen, kühlen und etwas windigen Morgen Anfang März. Wir nehmen zwei Stühle und setzen uns in die Sonne mit Blick auf die Pferde. Während wir sprechen schauen wir den Tieren zu, wie sie genüsslich ihr Heu fressen.

Ina Rethwisch erzählt, wie es dazu kam, dass sie nun im Fricktal zu Hause ist. In ihrem Heimatland lernte sie Pharmakantin bei einem grossen Chemie- und Pharmakonzern. «Ich war jung und wollte mich weiterentwickeln.» Sie hatte die Chance, in Stein als Teamleiterin in der Pharmaproduktion anzufangen. So zog sie zuerst für kurze Zeit nach Basel und 2009 nach Wallbach. 2012 wechselte sie ihren Arbeitgeber und ist seither als Teamleiterin in der Pharmaproduktion in Kaiseraugst tätig.

In «ihrem Paradies» in Zuzgen lebt sie seit knapp zwei Jahren. Weil ihre Pferde auf dem Lohnberg untergebracht waren, und sie dort jeden Tag durchgeritten war, kannte sie den Ort schon lange. Als sich die Chance ergab, den Hof zu pachten, erfüllte sich für sie ein grosser Traum. Sie ist glücklich, nun unmittelbar bei ihren Tieren zu leben. «Wir sind immer hier und könnten auch im Notfall sehr schnell reagieren. Das ist ein Luxus», sagt die Pferdenärrin.

Obwohl sie am Stadtrand aufgewachsen ist, reitet Ina Rethwisch seit ihrer Kindheit und hatte immer eine besondere Beziehung zu Pferden. In einer Phase ihres Lebens bestritt sie mit ihren Tieren auch Turniere im Westernreiten.

Momente einfangen
Vor zwei Jahren begann sie sich nochmals auf eine andere Art mit ihren Vierbeinern zu beschäftigen, indem sie Weiterbildungen zur Tierfotografin absolvierte. «Auschlaggebend dafür war, dass wir vom einen Tag auf den anderen eine Stute verloren. Ich bereue bis heute, dass ich keine Erinnerungsbilder von diesem Tier habe.»

Mittlerweile ist es für sie ein wichtiges Hobby geworden, ihre eigenen Tiere zu fotografieren oder auch im Auftrag von Kunden Momente ihrer Vierbeiner einzufangen und auf einem Bild zu verewigen. Worauf kommt es bei der Tierfotografie an? «Emotionen und den Charakter eines Tieres abzubilden, ist für mich wichtig», erklärt Ina Rethwisch. Zudem sei es schön, auf dem Foto die Beziehung zwischen Mensch und Tier zu erkennen. Und dann spricht sie vom Auge. Das Auge eines Tieres sei zentral, denn es bedeute die Tür zu seinem Charakter und zu seiner Seele. Sie ergänzt: «Bei den Shootings ist mir wichtig, dass nichts erzwungen wird. Das Tier darf niemals gestresst sein. Es muss bereit sein mitzumachen.»

Bei Wind und Wetter draussen
Auch neben ihrem 100 Prozent-Job, den sie hauptsächlich im Schichtbetrieb ausübt, habe sie sehr viel Zeit für ihre Tiere und den Hof. Wenn sie nicht am Arbeiten sei, verbringe sie die ganze Zeit draussen «bei Wind und Wetter». Am liebsten zusammen mit ihren Tieren. «Oder ich habe meine Kamera dabei und bilde mich weiter. Motive zum Üben habe ich hier genügend.» Mit ihrer Kamera streift sie übers Feld oder durch den Wald und versucht, besondere Stimmungen und Momente einzufangen. Oder sie setzt sich auf die Weide und fotografiert ihre Pferde. Besonders anspruchsvoll sei die Tierfotografie bei ihren Hühnern. «Da muss man auf Zack sein», lacht sie.

Frühling ist ihre Lieblingsjahreszeit. «Es ist toll, wenn alles erwacht. Die Bäume kriegen Sprossen, und ‹die Blümli› beginnen zu spriessen», sagt sie in ihrem leichten Schweizerakzent. Im Frühjahr und im Herbst seien die Lichtverhältnisse zum Fotografieren besonders gut. «Hier auf dem Feld in Zuzgen gibt es die schönsten Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge», schwärmt sie.

«Ich bin hier mehr wie angekommen», fasst die 34-Jährige in Worte, was schon seit dem Anfang des Gesprächs klar war. Sie habe über das ganze Fricktal einen Freundeskreis aufgebaut und könnte sich nicht mehr vorstellen, diesen Ort zu verlassen. Obwohl sie ursprünglich nicht von hier sei, habe sie die ganze Zeit über nie ein Vorurteil oder ein negatives Gefühl gespürt. Sie sei von Anfang an sehr gut aufgenommen worden. «Ich wüsste nicht, was passieren müsste, dass ich wieder nach Deutschland zurückginge.»

www.horsefeelingsphotography.com


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