Gelöste Fälle und Kraftwerkseröffnung

  30.03.2021 Kultur, Laufenburg

Keine Musik und keinen Apéro gab es bei Ausstellungseröffnung im Laufenburger Rehmann-Museum. Dafür einen Tag der offenen Türe. Das Publikum war eingeladen, sich auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Werke von Roman Sonderegger zu begeben. Im Bild die Installation «gelöste Fälle #1 - #7». Alle Werke haben auch einen direkten Bezug zum Ausstellungsort. (nfz). 


«Müssen wir da durch?»

Eine Vernissage ohne Reden, ohne Musik, ohne Apéro

Der Aargauer Künstler Roman Sonderegger hat seine Werke nur für die Räumlichkeiten im Rehmann-Museum geschaffen. Er beschäftigt sich in seinen Installationen mit der Architektur und dem Werk Erwin Rehmanns. Anstelle einer Vernissage gab es in Anwesenheit des Künstlers einen Tag der offenen Türe. 

Dieter Deiss 

Hauptsächlichste Materialien des Künstlers sind Dachlatten, gehobelte Balken, Schaltafeln und Zurrgurten. «Sondereggers Werke drücken eine erstaunliche Sprezzatura aus», ist im Saalheft zur Ausstellung nachzulesen. Sprezzatura wird in Wipikedia beschrieben als etwas Anstrengendes, Schwieriges leicht und mühelos erscheinen zu lassen. Inwieweit dies auf die Werke Sondereggers zutrifft muss den Betrachterinnen und Betrachtern überlassen werden. Sicher gelungen ist ihm die einfühlsame Ausnützung der zur Verfügung stehenden Räumlichkeit.

Besonders interessiert natürlich, wie es dem Künstler gelungen ist, die Verbindung zum Werk Erwin Rehmanns herzustellen. «tameshigri2 #1 - #7» heissen sieben Monotypien. Beim Tameshigri, einem japanischen Begriff, entstehen durch Abklatschen eines eingefärbten Brettes auf Papier zufällige Kompositionen, also ähn-Gussformen von Erwin Rehmann. Etwas schwieriger sind Querverbindungen zu entdecken bei den Installationen. Den grossen Raum im Erdgeschoss, mit drei Rehmann-Skulpturen, hat Sonderegger gefüllt mit der Installation «gelöste Fälle #1 - #6». Dies sind mächtige, gehobelte Holzbalken, die je paarweise mittels Zerrgurten zusammengebunden sind und den dazwischenliegenden Schaumstoff einklemmen. Eine Besucherin kritisierte an der Vernissage, dass diese Installation die Sicht zwischen den Rehmann-Skulpturen verdecke. Da die Skulpturen direkt miteinander kommunizieren, sei diese freie Sicht für Erwin Rehmann eigentlich unverzichtbar gewesen.

Roman Sonderegger ist gelernter Steinmetz. Hier habe er gewissermassen für die Ewigkeit gearbeitet, erzählt er. Dies ganz im Gegensatz zu den jetzt gezeigten Installationen. Hier ist sein Werk vergänglich. «Das Abräumen meiner Installationen wenig traurig», betont er. Die Installationen für die Ausstellung habe er minutiös geplant. Der erste Schritt war der Gang ins Museum, das Ausmessen und Sammeln von Ideen. Es folgt die Erarbeitung von Skizzen und Modellen. Diese Phase, in der oft auch ein Termindruck entstehe, sei für ihn sehr spannend. Ob die Installationen funktionieren, erfährt er dann erst im Zusammenhang mit dem Aufbau der Ausstellung. «Ich will es den Besucherinnen und Besuchern nicht einfach machen. Diese müssen sich ihre Ansichten selber erarbeiten», ergänzt er.

Aktuelle Bezugnahme
Vieldeutig ist die imposante, begehbare Installation «Müssen wir da durch?» Einerseits kann man dies ganz direkt nehmen, indem man durch die Installation geht. Diese sei der vor dem Hause liegenden Rheinschlaufe nachempfunden, wo also das Wasser durchfliessen muss, erführerin des Museums. Es könne aber auch ein Hinweis auf die aktuelle Corona-Situation sein, wo die Menschheit ebenfalls «durchmüsse». Passend dazu gleich die nachfolgende Installation aus Schaltafeln, an Seilen hängenden Backsteinen und Kanthölzern. Betitelt ist diese mit «14. Mai 1914», dem Tag der Eröffnung des Kraftwerks Laufenburg.

Stiftungsratspräsident Rudolf Lüscher zeigte sich im Gespräch glücklich darüber, dass das Museum jetzt endlich wieder öffnen kann. «Es waren für uns schwierige Zeiten, insbesondere der unverhoffte Abbruch der letzten Ausstellung hat uns sehr getroffen», betont er und zeigt sich gleichzeitig optimistisch, dass die verschiedenen Begleitveranstaltungen zur aktuellen Ausstellung durchgeführt werden können.

Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-16 Uhr; Sa, So 14-17 Uhr www.rehmann-museum.ch 


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