André Beyeler über seine Arbeit in besonderen Zeiten

Als Leiter Kultur und Standortmarketing der Gemeinde Möhlin ist der Mann sozusagen auch fürs Feiern zuständig. Im Moment aber wird eine Party nach der anderen abgesagt. Ein Trend, an den sich André Beyeler nicht gewöhnen will.

Ronny Wittenwiler

Es gab eine Zeit, da war Corona noch ein Bier. Im März 2014 zum Beispiel. André Beyeler bekleidete relativ neu die Stelle als Leiter Kultur und Standortmarketing und die NFZ hielt in einem Portrait fest: «Beyeler organisiert und plant. Neujahrsempfang, Bundesfeier. Immer dann, wenn es offiziell wird, ist er Bühnenbauer im Hintergrund, zuständig für den reibungslosen Auftritt der Gemeinde gegen aussen.»

Jetzt, im März 2021, schaut Beyelers Jobprofil etwas anders aus. «Abgesagt ist angesagt», fasst er den momentanen Tenor zusammen, der in Sachen Veranstaltungen herrscht. «Für dieses Jahr mussten wir bereits viele Anlässe streichen», sagt Beyeler. «Gerade vergangenen Dienstag wurde auch das Europäische Jugendchorfestival vom Mai abgesagt.» Sowas schmerzt, denn hier in Möhlin wären ebenfalls Auftritte anlässlich des Festivals geplant gewesen, die Gemeinde hätte feierlich die Flaggen im Dorf rausgehängt.

Bundesfeier mit Vorbehalt
«Bis zu den Sommerferien ist praktisch alles abgesagt», meint Beyeler mit Bezug auf Veranstaltungen, an denen sich die Gemeinde beteiligt. Kein Neujahrsapéro, keine Sportlerehrung, kein Gemeindeduell. Beyeler könnte die Liste problemlos fortsetzen, hinzukommt eine ganze Reihe an Eventualitäten. «Die Waldbereisung ist nach den Sommerferien vorgesehen. Ob es klappt, ist eine andere Frage.» Genau gleich verhält es sich mit der Bundesfeier auf der Allmend. «Zusammen mit dem FC Möhlin planen wir die 1. August-Feier bereits jetzt», sagt Beyeler. Man wolle vorbereitet sein, falls die Durchführung an besondere Bedingungen und Schutzkonzepte geknüpft würde. Aktuell bleibt in Möhlin die offizielle Bundesfeier also «ganz normal» auf der Agenda. Aus Sicht der Gemeinde sei aber auch klar: «Die Bundesfeier müsste für ein grösseres Publikum zugänglich sein. Wenn etwa die Begrenzung auf einhundert Personen festgelegt wird, macht es keinen Sinn.»

Das Leiden der Vereine
Kaum eine andere Person in Möhlin dürfte mit mehr Vereinen und ihren Verantwortlichen zu tun haben als André Beyeler. Er ist Bindeglied zwischen ihnen und der Gemeinde. Die momentane Situation bezeichnet er als «frustrierend». Der rege Kontakt zwischen den Vereinen und der Gemeinde, aufgebaut und gepflegt über all die Jahre, finde plötzlich nicht mehr statt. «Das ist zu bedauern. Und mit den aktuellen Planungsunsicherheiten für die Vereine geht leider auch etwas der Schwung verloren.»

Von Vereinspräsidenten höre er ebenfalls von solchen Sorgen. «Wenn Monate lang plötzlich keine Proben mehr stattfinden, keine Auftritte. Dann wird es schwierig, junge Menschen weiterhin zu begeistern. Oder ältere Personen, die in absehbarer Zeit ohnehin aus dem aktiven Vereinsleben ausgetreten wären. Die hören vielleicht bereits jetzt auf. Die Situation drückt auf die Motivation der Mitglieder.» Auf der anderen Seite weiss Beyeler aber auch: «Wir haben bereits Reservationen für die Allmend für 2022 erhalten. Es könnte sein, dass es im nächsten Jahr zu einer Ballung von Anlässen kommt, sofern sich die Situation um die Pandemie bis dann beruhigt hat.»

Hinunter ins Archiv
Bleibt die Frage, ob Kapellmeister Beyeler, der im Normalfall die offiziellen Veranstaltungen der Gemeinde Möhlin orchestriert, plötzlich arbeitslos ist? Er konzentriere sich nun auf Projekte, die lange hintenangestanden seien, sagt er. «Das Gemeindearchiv zum Beispiel. Wir haben unzählige neue Gegenstände über die Bata erhalten, die es zu erfassen gilt.» Der Mann hat also nach wie vor zu tun. Trotz diesem unsäglichen Motto: abgesagt ist angesagt. Beyeler selbst möchte sich langfristig nicht daran gewöhnen. Und noch hat er den Humor nicht verloren.