ZUM GEDENKEN

  23.02.2021 Kolumne

Nachruf Robert Waldmeier

Robert Waldmeier-Wagner (Jahrgang 1917) ist im Altersheim Stadelbach in Möhlin am 29. Januar 2021 gestorben. Noch am 20. November feierte er im engsten Kreis seinen 103. Geburtstag. Er starb keine zweihundert Meter entfernt von seinem Elternhaus in Obermöhlin.

Robert Waldmeier wurde als jüngstes Kind geboren, sein Vater starb, als er fünf Jahre alt war. Seine Mutter zog ihn und seinen fünf Jahre älteren Bruder allein auf. Der Verkaufsladen war Lebensort und Verdienst zugleich. Die Primarschule besuchte er in Möhlin, die Bezirksschule absolvierte er in Rheinfelden. Nach der obligatorischen Schulzeit im 1932 gab es sich, dass die neue Bata-Schuhfabrik eröffnet wurde und der Betrieb im Aufbau damals Leute suchte. Robert kam in der Lagerverwaltung unter und damit auch in Kontakt mit kaufmännisch-buchhalterischer Tätigkeit, die ihn von da an nicht mehr losliess. Erst da hatte er den Eindruck, ohne Ausbildung komme er nicht weiter im Leben. Mit 18 beschloss er, eine kaufmännische Lehre zu machen. Die Mutter verhalf ihm zu einer Lehre auf dem Bezirksgericht Rheinfelden, die er 1939 mit 22 Jahren erfolgreich abschloss.

Dazwischen absolvierte er die Rekrutenschule; im 1939 musste er in den Aktivdienst einrücken, wurde Fourier und hatte in dieser Funktion mit Unterbrüchen bis 1945 gedient. Während der militärfreien Zeit arbeitete er bei der Bezirksverwaltung und bei verschiedenen Rheinfelder Betrieben, besuchte Abendkurse beim KV in Basel, bevor er 1947 mit 30 als Buchhalter in die Brauerei Salmen in Rheinfelden eintrat, dem Betrieb, dem er bis zu seiner Pensionierung 1982 treu blieb. In diese Zeit fällt auch die Familiengründung mit Erika Wagner aus Rheinfelden. Drei Kinder waren ihnen in den folgenden Jahren geschenkt.

Das Brauereiwesen machte einen kontinuierlichen Konzentrationsprozess mit, dem sich das Salmenbräu nicht entziehen konnte. Als die Firma zusammen mit Cardinal in der Sibra Holding aufging, übernahm Robert Waldmeier 1973 bis zu seiner Pensionierung die Direktion für den Standort Rheinfelden, wo es um die Erneuerung der Produktionsanlagen, des Fahrzeugparks und der Gebäude ging. Robert Waldmeier wusste Ziele zu setzen und seinen Wirkungsfeldern Struktur zu geben. Seine Arbeit war teamorientiert, was ihn jedoch nicht daran hinderte, von seinen Leuten Leistung einzufordern, wo immer er sich einbrachte. Bleibende Freundschaften sind daraus entstanden.

In Möhlin gab es schon zu seiner Zeit einen aktiven Turnverein mit Jugendriege, Damen-, Frauen- und Männerriege. Neben der aktiven Teilnahme am Vereinsleben war er zwischen 1947 und 1954 zweimal Präsident, hat an unzähligen Vereinsund anderen Anlässen im Dorf in der Organisation mitgewirkt, wurde 1956 in den Vorstand des Kreisturnverbandes Fricktal gewählt, den er bis 1964 auch sechs Jahre präsidierte. Seine Grundhaltung «Mitmachen kommt vor dem Rang» machte ihn zum Förderer des Breitensports. Turnen, Klettern, OL, Hand- und später Faustballspielen, Skifahren, Wandern und Fitness bis ins hohe Alter machten ihm den Kopf frei, wenn das Leben Herausforderungen bereithielt. Ging es im Dorf darum, Neuem auf die Beine zu verhelfen wie zum Beispiel eine FDP-Sektion zu gründen oder «Senioren für Senioren», so war er zuvorderst dabei.

Nach seiner Pensionierung war er massgeblich engagiert in der WBF Fricktal (heute MBF), als sie von Rheinfelden nach Stein zügelte und dort neben den Werkstätten ein Wohnheim aufbaute. Auch hier ging es darum, als Stiftungsratspräsident mit einem motivierten Team für die Bewohner ein gutes Umfeld zu schaffen. Dies setzte eine gute Kommunikation mit den unterstützenden Organisationen, den Gemeinde- und Kantonsbehörden voraus, um die nötige Finanzierung zu gewährleisten. In ein weiteres Projekt, der Realisierung von Alterswohnungen beim Altersheim in Möhlin, steckte er auch mit 84 nochmals viel Herzblut.

Die Gattin von Robert Waldmeier ist früh nach seiner Pensionierung verstorben. Das Haus und der Garten wurden ihm zu viel. Er zügelte in eine Eigentumswohnung um, wo er bis vor zwei Jahren, als er beschloss ins Altersheim einzutreten, allein seinen Haushalt bestritt. Ein lebhaftes Interesse am Leben seiner Kinder, Enkel und Urenkel, und dem von Nächsten und Freunden begleiteten ihn. Mit wachen Sinnen war er nie abgeneigt für einen Jass, informierte sich über Zeitung und Fernsehen über das, wie er sagte, manchmal schwierig zu verstehende Weltgeschehen.

Alle, die mit ihm eine Wegstrecke gegangen sind, werden ihn in bleibender Erinnerung behalten.


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