Am Montag rückt Fabio Haller, Rekrut der Panzerschule 21, nach drei Wochen Online-RS in die Kaserne Thun ein. «Ich denke, man weiss ungefähr, was auf einen zukommt. Ich frage mich nur, wie das ab Montag mit der Umsetzung in die Praxis ablaufen wird», sagt der Wölflinswiler im Interview mit der NFZ. (nfz)

«Mir befahl keiner, um 6 Uhr aufzustehen»

Fabio Haller ist nach drei Wochen reif für die Kaserne

Am Montag verlässt Fabio Haller, Rekrut der Panzerschule 21, Wölflinswil und rückt nach drei Wochen Online-RS in die Kaserne Thun ein. Die NFZ unterhielt sich bereits zu Beginn der RS mit dem 19-Jährigen und wollte nun am Ende der drei Online-Wochen wissen, wie er diese erlebt hat.

Simone Rufli

Herr Haller, Sie haben nun drei Wochen Online-Rekrutenschule hinter sich. Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
Fabio Haller: Es ist mir sicher besser ergangen als jenen, die bereits in eine Kaserne einrücken mussten. Mir befahl zum Beispiel keiner, am Morgen um 6 aufzustehen. Ich musste auch keine Liegestützen machen, wenn ich etwas nicht korrekt machte und musste auch nie auf irgend etwas warten oder mir theoretisches Wissen im Stehen aneignen. Ich hatte immer genug Zeit zum Essen, konnte den Zeitpunkt frei wählen, zu dem ich auf die Toilette ging und verspürte weder physischen noch psychischen Druck. So betrachtet ist es mir wirklich gut gegangen.

Ausser am ersten Tag der RS, als es mit der Online-Anmeldung nicht klappte.
Zu Beginn gab es tatsächlich grosse Probleme mit der Software der Armee. Bis dann am Freitagabend der Schulkommandant mitteilte, dass das System heruntergefahren wird und wir bis am Montagmorgen keinen Zugriff mehr haben. Seit dem Montag der zweiten Woche läuft nun alles reibungslos.

So reibungslos, dass Sie nun für den militärischen Alltag in der Kaserne Thun vorbereitet sind.
Ich denke, man weiss nach drei Wochen ungefähr, was auf einen zukommt. Ich frage mich nur, wie das ab Montag mit der Umsetzung in die Praxis ablaufen wird. Es gab viel zu lernen über Gradabzeichen, An- und Abmelden in Formation, Sicherheitsvorschriften im Zusammenhang mit dem Gewehr, atomaren, biologischen, und chemischen Bedrohungen usw. aber eben nur anhand von Texten und Bildern.

Sie rücken am Montag in die Kaserne Thun ein. Wissen Sie, was Sie an diesem ersten Tag erwartet?
Ich weiss bisher nur, dass ich am Montag um 12 Uhr in der Kaserne sein muss, dass ich mich anmelden muss und dass es am Montag eine Theorieprüfung über den Stoff der letzten drei Wochen gibt. Ich habe keine Ahnung, wie die Prüfung erfolgt. Ich weiss auch nicht, welche Form der Bestrafung uns erwartet, wenn wir eine Anforderung nicht erfüllen.

Haben Sie Ihre Kameraden und Vorgesetzten am Bildschirm schon kennengelernt?
Nein. Es gab in den drei Wochen keinen Kontakt auch nicht mit zukünftigen Kollegen. Ich hatte nur mit Rekruten Kontakt aus meinem privaten Umfeld, die aber in anderen Kasernen sind.

Konnten Sie denn schon Material vorbeziehen?
(Haller lacht) Ich habe mein Namensschild per Post zugeschickt bekommen und ich habe im Armeelogistikcenter in Othmarsingen schon mal ein paar Kampfstiefel bezogen, damit ich die einlaufen konnte.

Dann sind die Stiefel jetzt schon richtig bequem?
Es ist sicher ein angenehmeres Tragen, als wenn ich sie erst am Montag gefasst hätte. Trotzdem habe ich auf meinem letzten Marsch noch eine Blase bekommen.

Wie weit sind Sie denn marschiert?
Den längsten Marsch habe ich erst kürzlich mit einem Kollegen gemacht. Mit Stiefeln und einem Zusatzgewicht von 10 Kilo sind wir 10 Kilometer marschiert. Als Vorbereitung auf den 20 Kilometer-Lauf, den wir in der RS sicher bald absolvieren müssen. Dann allerdings mit einem Zusatzgewicht von 18,5 Kilo.

Es scheint, als seien Sie bestens vorbereitet. Aber haben Sie auch an die Verpflegung gedacht?
(Haller lacht) Ich habe meinem Umfeld schon mitgeteilt, dass ich mich über Fresspäckli freuen würde.