Lockdown und Fernunterricht waren ein guter Job-Einstieg
01.02.2021 FrickMichael Erny begann im März 2020 seine Arbeit als Schulinformatiker in Frick
Seit rund zehn Monaten ist Michael Erny, 49, als Schulinformatiker für den Kindergarten, die Primarund Oberstufe in Frick zuständig. Sein erstes Projekt war, das damals gerade anstehende Homeschooling unter Hochdruck zu realisieren.
Birke Luu
Sicherlich gab es so einige Fricktaler, die im März 2020 einen neuen Job begannen. Doch als Michael Erny in diesem Monat seine Arbeit als Schulinformatiker in Frick antrat, war das sicher kein Zuckerschlecken. Und dennoch meint der Wirtschaftsinformatiker, der zuvor bei der UBS in Zürich arbeitete, dass dieser Beginn der ideale Einstieg gewesen sei, um in die neue Arbeit hineinzukommen. «Ich habe durch die Dringlichkeit der Situation mit dem direkt anstehenden Fernunterricht extrem schnell Einblick in die Schule und auch Kontakt zu den Lehrpersonen bekommen», freut sich der 49-Jährige. Normalerweise hätte dies sicher viel länger gedauert, so jedoch war er schon nach wenigen Wochen bei den Lehrpersonen bekannt und gewann deren Vertrauen, da alle beim Aufgleisen des Homeschoolings eng zusammenarbeiten mussten.
Generell kam Michael Erny dieses dringliche Grossprojekt wie gerufen. «Die Projektleitung ist mein Steckenpferd.» Er liebe es, eine Entscheidung zu fällen und dann deren Umsetzung zu organisieren und durchzuziehen. So habe er durch den Lockdown gleich seine Stärken ausspielen können, wie er begeistert schildert.
Dienstleistungsmentalität
Und wie gut war die Schule Frick für das Homeschooling letztes Frühjahr gerüstet? Michael Erny wiegelt ab. Es gebe nicht viele Schulen im Fricktal, die einen Schulinformatiker hätten. Zumeist würde diese Funktion von einer engagierten Lehrperson übernommen. Daher stand Frick ganz gut da. Auch seien keine technischen Änderungen von Nöten gewesen. Vielmehr sei es darum gegangen, zu überlegen, mit welcher Software der Fernunterricht für die rund 900 Schülerinnen und Schüler gestaltet werden sollte. Da die Office-Software vorhanden und als Pilotprojekt bereits bei zwei, drei Klassen im Einsatz war, habe man sich dann zügig für das Programm «Teams» entschieden. Beim Pilotprojekt war es hauptsächlich um dessen Nutzung für Gruppenarbeiten und gemeinsame Hausaufgaben gegangen – rasch weitete man dieses Anwendungsziel auf den Fernunterricht aus. Michael Erny oblag es, die Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern darin zu schulen und ihnen bei technischen Schwierigkeiten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
«Da ich in Frick wohne, konnte ich ganz unkompliziert einzelne Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler besuchen, um in deren Homeoffice direkt Hilfestellung zu leisten.» Dieser Kundenfokus stamme von seinem alten Job bei der UBS, wo er im Support Anlaufstelle für die Nutzer war. «Ich freue mich, wenn Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler durch meine Unterstützung Vertrauen in die Informatik bekommen», erklärt der Schulinformatiker. Sein schönstes Feedback sei daher auch gewesen, dass die besuchten Leute wirklich froh über seine Hilfe gewesen seien. Doch bescheiden wie er ist, legt er Wert darauf anzumerken, dass die grösste Arbeit beim Fernunterricht von den Lehrpersonen gemacht worden sei, während er nur für das «auf die Sprünge Helfen» zuständig gewesen sei.
Projektrückblick
Nach einer für Michael Erny besonders intensiven, spannenden und ganz und gar aussergewöhnlichen Corona-Lockdown-Zeit, begann dann im Sommer die Aufarbeitung des Fernunterrichtprojekts. Was war gut gelaufen, was muss noch weiter verbessert werden? Hierbei konnte Michael Erny ebenfalls aus Sicht des Nutzers argumentieren, da der vierfache Vater drei Kinder im Primarschulalter hat. Während des Lockdowns machte er privat die Erfahrung, dass die Primarschülerinnen und -schüler sehr wenig online arbeiteten. Online-Homeschooling fand hauptsächlich an der Oberstufe statt. «Bis zur vierten Primarklasse ist das Arbeiten am Computer sicher schwierig, aber für die Fünft- und Sechstklässler wäre das schon gegangen», meint der Informatiker. In diesen Klassen sei jedoch die Geräteausstattung noch nicht vollständig gewesen, was erst im kommenden Sommer soweit sein werde. Das sei schade, aber generell sei einfach das Hauptproblem, dass sich die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler zu Hause extrem unterscheide. «Wir hatten anfangs grosse Pläne, die sich nicht umsetzen liessen, da die Internetverbindungen zu unterschiedlich waren.»
Dies sei ein erstes Fazit: Die Schule kann alle Schülerinnen und Schüler mit gleichen Geräten ausstatten, die, Internetverbindungen in den einzelnen Haushalten kann sie hingegen nicht beeinflussen. Aus diesem Grund könne man auch in Zukunft keinen reinen Online-Unterricht anbieten und müsse wie bisher beim Fernunterricht die Online-Zeit auf das Nötigste begrenzen. Sprich, die Lehrpersonen stellen die Aufgaben online und stehen auch für Fragen online zur Verfügung, jedoch findet das Lernen und Arbeiten der Schülerinnen und Schüler nicht per Video-Konferenz statt.
Eine weitere Erkenntnis sei, dass die Bereitstellung von Online-Angeboten für die Lehrpersonen relativ zeitaufwändig sei. Wohl aus diesem Grund hätten viele Lehrpersonen nach dem Fernunterricht rasch wieder auf einen normalen Unterricht umgestellt. Michael Erny regt jedoch gerne an, die nun bereitgestellte Infrastruktur weiterhin zu nutzen und beispielsweise für kranke Schülerinnen und Schüler einzusetzen. Anregen ja, einmischen nein, ist dabei seine Devise. «Schulleitung und Lehrpersonen kennen die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern besser, da möchte ich ihnen nichts vorgeben, sondern sie nur wissen lassen, dass alles parat ist und genutzt werden kann.»
Insgesamt, resümiert er, seien Lockdown und Fernunterricht für ihn eine gute Zeit gewesen. Die Schule habe früh reagiert, sei gut aufgestellt gewesen und habe nur wenige Probleme mit der Situation gehabt. Von allen Seiten habe er Unterstützung und gutes Feedback bekommen, was natürlich sehr befriedigend gewesen sei. Die grösste Überraschung aber sei für ihn die Homogenität der Lehrpersonen gewesen: «Alle haben am gleichen Strick gezogen. Ohne eine solche Einheit hätten wir diese herausfordernde Zeit nicht so einfach meistern können.»