Krisenmanager privat und auch beruflich

  22.02.2021 Frick

Urs Keller übernimmt Verantwortung

Der 59-jährige Urs Keller aus Frick leitet das Regionale Führungsorgan Oberes Fricktal, war 33 Jahre lang bei der Feuerwehr und besteigt in seinen Ferien 7000 Meter hohe Berge – kein alltägliches Hobby.

Andrea Marti

Wenn man mit ihm spricht, entsteht der Eindruck, dass sein Tag weit mehr als 24 Stunden haben muss. Urs Keller, der schon sein ganzes Leben lang im Fricktal wohnt, hat immer etwas vor. Das war auch schon immer so: «Ich habe mich stets engagiert», sagt Keller. Sein erstes grosses Engagement war bei der Feuerwehr Frick. Schon sein Vater war Feuerwehrmann, Keller trat mit 20 Jahren in seine Fussstapfen – und blieb 33 Jahre lang bei der Feuerwehr, war davon lange Zeit Vizekommandant, später sogar Kommandant. Da habe er auch gelernt, mit Druck umzugehen, sagt Keller. Mit 110 Leuten, welche ihm bei der Feuerwehr unterstanden, habe er «eigentlich ein KMU in der Freizeit geführt», wie Keller mit einem Lachen meint.

Feuerwehr bot guten Rucksack
Bei der Feuerwehr hörte Keller 2013 auf. In anspruchsvollen Situationen kühlen Kopf zu bewahren, liegt aber längst nicht hinter ihm: Heute leitet Keller das Regionale Führungsorgan Oberes Fricktal (RFO). Das Führungsorgan, erklärt Keller, ist im Prinzip das Dach über der Feuerwehr, Ambulanz und Polizei, über dem Zivilschutz und dem technischen Dienst, die beispielsweise für die Wasserversorgung zuständig sind. Braucht eine – oder sogar mehrere – dieser Organisationen Unterstützung, fordern sie bei Keller Hilfe an. Dieser organisiert dann zusammen mit seinem Stab Unterstützung, beispielsweise in Form von Zivilschützern, die z. B. die Feuerwehren unterstützen oder in Not geratene Menschen betreuen. Das RFO ersetzt dabei keine der Organisationen – es ergänzt sie: «Wenn die Feuerwehr der Sprinter ist, dann ist das Führungsorgan der Marathonläufer», vergleicht Keller. Auch während der Coronakrise war das Führungsorgan aktiv: So unterstützte das RFO das Gesundheitszentrum Fricktal beim Aufbau des Impfzentrums in Laufenburg. «Bei einem solchen Einsatz wird viel geplant. Ziel ist, das an alles gedacht wird – von den Kühlschränken für den Impfstoff bis zu den Wegweisern zum Zentrum», erklärt Keller. «Das Führungsorgan ist für jedes Detail zuständig».

In den letzten Jahren war das Führungsorgan damit beschäftigt, Notfalltreffpunkte einzurichten. Das sind Orte, wo sich Anwohner versammeln sollen, wenn eine Krise eintritt. Ursprünglich gedacht war das System für nukleare Katastrophen, die Notfalltreffpunkte können aber auch gebraucht werden, wenn beispielsweise ein längerer Stromausfall ist oder ein Trinkwasserproblem vorliegt. Ein solcher Notfalltreffpunkt hat heute jede Gemeinde, die Szenarien, die eintreten könnten, hat das Führungsorgan geübt: «Wenn es beispielsweise zu einem Nuklearunfall kommt, ist der Notfalltreffpunkt für all jene da, die nicht allein wegkommen. Wir sorgen dann dafür, dass Busse die Leute zum nächsten Bahnhof bringen, wo dann Züge bereitstehen, um die Einwohner an weiter entfernte Sammelstellen zu bringen. Diese Abläufe können und müssen wir proben», erklärt Keller.

Auch beruflich Krisenmanager
Urs Keller hat aber nicht nur beim Führungsorgan mit Krisen und Sicherheit zu tun, auch beruf lich beschäftigt er sich mit ähnlichen Themen: Als Leiter Support hat er unter anderem die Aufsicht über die Betriebsfeuerwehr der DSM in Sisseln und leitet dort den Ereignisdienst des Standortes. Sein Job und sein Amt sind sich deshalb oft ähnlich. So musste er sich letztes Jahr im Beruf überlegen, wie auf die Coronakrise zu reagieren ist. Auch beim RFO mussten Szenarien ausgearbeitet werden, die wegen der Pandemie drohen könnten.

Dass sich sein Beruf und sein Amt als Leiter des Führungsorgans so ähnlich sind, sei oft eine Herausforderung, erzählt Keller. «Gerade während der Coronakrise, als wir an beiden Orten mehrmals wöchentlich lange Sitzungen wegen des Virus’ hatten, war es oft nicht einfach, beides zu vereinbaren», so Keller. «Meistens finde ich aber eine Lösung. Mit etwas Kreativität, viel Willen, einem starken Führungsorgan-Team und einer sehr verständnisvollen Familie geht das.»

Neben seinem Amt für das Führungsorgan und seinem Job ist Urs Keller auch jeweils bei Gewerbeausstellungen für die Sicherheitskonzepte zuständig. Auf die Frage, wie er Zeit findet für all seine Engagements, antwortet er kurz: «Ja, das weiss ich manchmal auch nicht.»

Wandern auf der ganzen Welt
Den Ausgleich zu all seinen Engagements findet Urs Keller in den Bergen: Schon immer ist er viel gewandert, in den vergangenen Jahren hat er immer höhere Gipfel für sich entdeckt. So hat Keller vor rund zehn Jahren den Kilimandscharo bestiegen: «Angefangen hat es als Idee einiger Freunde, dann haben wir eine Reisegruppe zusammengestellt, einen Bergführer gesucht, und sind losgewandert», erinnert sich Keller an die Reise. Danach hat es ihn auf immer höhere Gipfel gezogen. So war er zum Wandern unter anderem in verschiedenen Ländern Südamerikas und in Nepal, vor zwei Jahren bestieg er in Argentinien den Aconcagua – mit rund 7000 Metern Höhe der höchste Berg ausserhalb Asiens. Wichtig bei einem Aufstieg, ist Keller überzeugt, sei nicht nur körperliche Fitness: «Es geht vor allem auch um das Mentale: Was im Kopf läuft, ist alles.»

Man merkt: Urs Keller ist kein Mann für Durchschnittliches. Er lebt für Krisenzeiten, für Entscheidungen unter Zeitdruck und herausfordernde Situationen – und dafür, die Krisen zu lösen, dem Zeitdruck standzuhalten, und die herausfordernden Zeiten zu meistern.


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