30 Jahre alten Aargauer Rekord geknackt

  11.02.2021 Fricktal, Sport

Mehrkampfsilber für Lino Wunderlin

An der Schweizermeisterschaft der Mehrkämpfer gewann Lino Wunderlin in Magglingen die Silbermedaille. Im zweitägigen Wettkampf erreichte der Wiler in vier Disziplinen persönliche Bestleistungen und verbesserte den 30 Jahre alten Aargauer Rekord um einen Punkt.

Auch die Leichtathletik ist durch die Pandemie stark betroffen. Nur Angehörige eines nationalen Kaders dürfen trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. Das führt dazu, dass an den wenigen Meetings und Meisterschaften nur die Spitze der Schweizer Leichtathletik an den Start geht, dafür aber meist vollständig versammelt ist. Für die Hallenleichtathletik stehen in der Schweiz zwei Hallen zur Verfügung, jene in St. Gallen und das «End der Welt» in Magglingen. Dort kämpften am vergangenen Wochenende die Königinnen und Könige der Leichtathletik um Medaillen und Meisterschaftsehren. Die Frauen bestritten einen Fünfkampf, die Männer einen Siebenkampf.

Toller Auftritt von Wunderlin
Die Ausgangslage bei den Männern war klar. Junioren-Europameister Simon Ehammer stieg als klarer Favorit in den Wettkampf und peilte einen neuen Schweizer Rekord an. Hinter ihm war das Rennen offen, für die Medaillen kamen mehrere Athleten in Frage, Lino Wunderlin zählte eher nicht dazu, was ihn nicht daran hinderte um die Verteilung ein Wörtchen mitreden zu wollen.

Bereits über 60 Meter markierte er Präsenz, unterbot seine Bestleistung und musste sich mit 6,99 Sekunden nur von Ehammer schlagen lassen. Mit 7,45 Metern liess er kurz darauf im Weitsprung eine weitere sensationelle Bestleistung folgen. Einen ersten Dämpfer musste er, trotz erneuter Bestleistung, im Kugelstossen verdauen. Er war mit den 12,28 Metern, auf die er das 7,26 kg schwere Gerät wuchtete, nicht zufrieden. Noch bitterer war das Ergebnis in seiner Paradedisziplin, dem Hochsprung. Behindert durch eine leichte Verletzung im Sprunggelenk überquerte er «nur» die Höhe von 1,96 Metern. Toll dann der Start in den zweiten Tag über 60 Meter Hürden. Obwohl ihn eine leichte Berührung mit Ehammer an der ersten Hürde aus dem Gleichgewicht brachte, überquerte er die 1,09 Metern hohen Hindernisse in 8,23 Sekunden, nur neun Hundertstel langsamer als eine Woche zuvor bei seinem Aargauer Rekord.

Drama beim Stabhochsprung
Beim Stabhochsprung zeigten sich einmal mehr sowohl die Faszination wie auch das Dramapotenzial des Mehrkampfes. Der Stabhochsprung stellt wie keine andere Disziplin hohe Anforderungen an Mut, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein der Athleten. Die Kombination aus Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit ist Grundlage des Erfolges. Lino Wunderlin zeigte, dass der Grat zwischen Mut und Übermut enorm schmal ist. Er legte seine Einstiegshöhe mit 4,00 Metern fest, einer Höhe, die er eine Woche zuvor nicht überspringen konnte. Nach zwei Fehlversuchen war der Druck im dritten Versuch fast unerträglich, ein weiterer Fehlversuch hätte einen Nuller in der Disziplin bedeutet, die Medaillenträume wären ausgeträumt gewesen. Mit viel Glück und einer zitternden Latte gelang ihm dieser Versuch und er steigert danach seine Bestleistung auf 4,40 Meter. Simon Ehammer hatte nicht so viel Glück, er pokerte zu hoch, schaffte seine Einstiegshöhe von 4,70 Metern nicht. Kurz vor dem Ziel, dem Sieg mit einem neuen Schweizer Rekord, scheiterte er an seinem 21. Geburtstag denkbar unglücklich.

Schmerzhaftes Finale
Damit hatte sich das Rennen um die Medaillen vor dem abschliessenden 1000-Meter-Lauf komplett verändert. Lino Wunderlin lag auf dem zweiten Platz hinter Andri Oberholzer, der sich nach einem überragenden Stabhochsprung nun auf Rekordkurs befand.

Körperlich angeschlagen, müde und abgekämpft quälte sich Lino Wunderlin über die fünf Bahnrunden mit dem Ziel die guten Mittelstreckenläufer hinter ihm punktemässig auf Distanz zu halten. Er biss sich durch, liess den Rückstand nie zu gross werden und belohnte sich mit der Silbermedaille und dem Vizemeistertitel hinter Andri Oberholzer und vor Matthias Steinmann. Er bewies damit auf eindrückliche Art und Weise, dass er nicht als «Hochspringer», sondern als «Mehrkämpfer», als einer der Könige der Leichtathletik wahrgenommen werden will. (mgt)


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