«Wir möchten nicht Polizist spielen müssen»

  13.02.2021 Wegenstetten

Der Skilift in Wegenstetten dürfte diese Saison geschlossen bleiben

Lange, sehr lange, ist es her, dass auf der Föhrlimatt in Wegenstetten genug Schnee gelegen hätte, um den Skilift anzuwerfen. Dann plötzlich diesen Januar wäre alles angerichtet gewesen. Eigentlich.

Ronny Wittenwiler

 Einmal ist’s Frau Holle. Dann der Klimawandel. Doch dieses Jahr übernimmt jemand anderes die Rolle des schwarzen Peters. Logisch: Corona. «Der Skilift Föhrlimatt bleibt bis auf weiteres aufgrund der Covid-19 Pandemie geschlossen», heisst es auf der Webseite des STV Wegenstetten, der die Anlage betreibt – sofern sie denn auch läuft. Das tat sie in den letzten Jahren immer weniger oft.

«Ein falsches Signal in der Pandemie»
Regelmässig reichten die Schneemassen über die Wintermonate schlicht nicht aus, um in Wegenstetten ans Skifahren zu denken. Letztmals war es im Januar 2017, als die Fricktaler die Piste Föhrlimatt unsicher machten. Nach zwei Jahren des Unterbruchs war es damals endlich wieder soweit. Dann allerdings war es wieder lange Zeit allzu grün statt weiss, dort oben am Hang in Wegenstetten. Vor rund einem Monat kam der Winter aber definitiv ins Flachland zurück. Doch statt den Lift wieder anzuwerfen, entschied sich der STV Wegenstetten anders. «Den Lift laufen zu lassen, hätten wir jetzt in der Pandemie als falsches Signal erachtet», sagt Christoph Schreiber, STV-Präsident. Das allerdings bedeutet nicht, dass die Mitglieder des Vereins von vornherein diesen Entscheid getroffen hätten.

Schutzkonzept eingereicht
«Wir haben uns intensiv mit dem Thema befasst, standen in Kontakt mit dem Kantonsärztlichen Dienst und haben gar ein Schutzkonzept eingereicht», sagt Schreiber. Mit einigen Ergänzungen, die zusätzlich vom Kanton verlangt worden seien, hätte man sogar die Bewilligung für einen Betrieb des Skilifts erhalten. Doch während dieses Prozesses und in den Diskussionen mit den Behörden habe sich schliesslich gezeigt: Ein Konzept bewilligt zu bekommen und dieses dann auch in der Realität umsetzen zu können, seien nun mal zwei Paar Schuhe. «Wir wollen nicht Polizist spielen müssen», sagt Schreiber, das wolle man erstens den Besuchern nicht zumuten und zweitens auch nicht von den eigenen Vereinsmitgliedern verlangen müssen. «Aus Erfahrung wissen wir, wie viele Leute hierhergekommen wären.» Der Verdacht liegt nahe, dass das Konzept bei einem Andrang kaum mehr vernünftig hätte umgesetzt werden können. Und dann sagt Schreiber auch: «Wir sind finanziell nicht abhängig von einem Skibetrieb. Der Einsatz ist ehrenamtlich und es hängen keine Existenzen daran wie an vielen anderen Orten. So waren wir der Meinung, auch wir sollten einen Schritt zurück machen.»

Blick nach vorne
Fakt ist also: Solange die aktuellen Regelungen rund um Corona anhalten, bleibt die Skiliftanlage in Wegenstetten ausser Betrieb. Dazu schreibt der STV auf seiner Webseite: «Insbesondere die zusätzlichen Massnahmen (Einhaltung der Fünf-Personen-Regel, Personenstromregelung, etc.), welche uns der Kanton als Rückmeldung auf unser eingereichtes Schutzkonzept aufgezeigt hat, sind Gründe dafür.» Und so dürfte es letztlich kaum mehr etwas werden mit einer Skisaison 2020/2021. «Gerade jetzt im Moment stellt sich die Frage ohnehin nicht», sagte Christoph Schreiber diese Woche: «Es ist zwar kalt, hat aber sowieso zu wenig Schnee.» Den Entscheid, den Lift nach dem vielen Schneefall im Januar nicht zu öffnen, hätten die meisten nachvollziehen können. Und doch macht Schreiber kein Geheimnis daraus: «Natürlich ist das alles schade. Jetzt, da es endlich wieder einmal genug Schnee gegeben hätte.» Immerhin wurde so der Beweis angetreten, dass es nach wie vor bis in die Niederungen schneien kann. Die Skiliftkommission erklärt: «Wir freuen uns, wenn wir den Lift bei normaleren Umständen für Gross und Klein öffnen können, und wir der Region ein wenig Wintersport ins Flachland bringen dürfen.»

www.stvwegenstetten.ch


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