Stütze der Selbstversorgung

  15.01.2021 Frick

Stummer Zeuge der Erztransportbahn Herznach-Frick

Heute steht der Betonmast nahe des Grillplatzes «Schiessgass» am Kornberg funktionslos im Wald oberhalb von Frick. Von 1942 bis 1967 allerdings war er Teil einer Transportbahn, die riesige Mengen Eisenerz aus dem Bergwerk Herznach zum Bahnhof Frick transportierte.

Simone Rufli

Er ist trotz seiner Höhe ein eher unscheinbarer Zeitzeuge. Der Betonmast inmitten von ebenso hohen Bäumen. Stünde nicht seit einiger Zeit eine Hinweistafel am Wegrand, man könnte ihn übersehen. So aber kann man als Spaziergänger eine Pause einlegen und beim Lesen in eine vergangene Zeit eintauchen. In die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als der Mangel an Bodenschätzen im eigenen Land die Abhängigkeit vom Ausland ins Bewusstsein rückte. Eine Abhängigkeit, die man am Ende des Ersten Weltkriegs zu reduzieren versuchte. Die Suche nach einheimischen Rohstoffen wurde intensiviert. Im Rahmen von geologischen Untersuchungen wurde 1919 bei Herznach, in einem Steinbruch am Ostabhang des Hübstels Eisenoolith wiederentdeckt. Dies, nachdem bereits im 13. Jahrhundert im Fricktal Eisenerzvorkommen gefunden worden waren. Nach jahrelangen Abklärungen wurde schliesslich anno 1937 das Bergwerk eröffnet.

Einst Arbeitsplatz für viele
In der Blütezeit des Werks, im Jahr 1941, fanden 180 Mann Arbeit in den Stollen. Neben 40 Polen, waren es vor allem Bewohner des Tals, die das Erz abbauten. Jährlich wurden bis zu 200 000 Tonnen geschürft und zuerst in Lastwagen nach Frick gefahren. Bis 1942 die Transportbahn gebaut wurde.

Die 4,2 Kilometer lange Seilbahn konnte in 120 Wagen je 600 bis 700 Kilo Erz aufnehmen und von Herznach bis zum Bahnhof Frick transportieren. Sie ersetzte die Lastwagenfuhren und brachte bis zur Einstellung des Betriebs im Jahr 1967 insgesamt 1,62 Millionen Tonnen Erz zum Fricker Bahnhof. Der Mast, wie er heute noch im Wald steht, erinnert an diese Bahn und die Tatsache, dass er aus Beton gefertigt ist, erinnert an den Stahlmangel in den Kriegsjahren.

Von Frick aus gelangte das Erz mit der Bahn nach Basel und mit Schiffen ins Ruhrgebiet. Eine geringe Menge Erz kam in den Jura nach Choindez, wo ab 1943 (bis 1983) die von Roll-Werke einen Hochofen betrieben, in welchem auch Herznacher Erz verhüttet wurde.

Für das nach Deutschland gelieferte Herznacher und Sarganser Erz erhielt die Schweiz Rohstahl und andere dringend benötigte Güter wie Steinkohle. Die während des Krieges geförderte Menge an Eisenerz und Kohle deckten knapp 30 Prozent des Innlandbedarfs an Eisen.

1967, nach der Erschliessung reichhaltiger Gruben im Ausland, wurde der Betrieb im Bergwerk Herznach eingestellt.

Quellen: Hinweistafel, alpinforum.com; www.bergwerkherznach.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote