«Ich bin froh um die negativen Erfahrungen»

  13.01.2021 Mettau, Persönlich

Eine Krisenbewältigung führte Catherine Hinnen in die Selbstständigkeit. Die 59-jährige Mettauerin will mit schamanischen Heilweisen Menschen helfen, ihr «Krafttier» wieder zu finden, um wieder klar denken zu können. Dies etwa nach traumatischen Erlebnissen.

Bernadette Zaniolo

«Von klein auf habe ich gelernt, mich durchzusetzen», sagt Catherine Hinnen. Aufgewachsen ist sie zweisprachig, zusammen mit ihrem Bruder, in der Stadt Bern. Ihre Mutter war aus Neuenburg, ihr Vater aus Birsfelden. «Meine Mutter wollte nie deutsch sprechen», sagt die heute 59-jährige Catherine Hinnen, welche die Handelsschule in Neuenburg absolvierte. Für ihre Mutter sei Deutsch quasi eine «böse Sprache» gewesen. Das führte dazu, dass Catherine aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse bereits im Kindergarten gemobbt wurde. «Du kannst keine Sprache recht», bekam sie dann von Mitschülerinnen in der Primarschule an den Kopf geworfen. Es war jedoch vielmehr der Neid der Mitschüler, dass Catherine die Prüfung in die Sek dennoch geschafft hatte.

Ihren ersten Job hatte die Kauffrau bei der Eidg. Oberzolldirektion in Bern. Hier lernte sie auch ihren ersten Partner kennen, mit dem sie später in ein Haus in Thayngen zog. Im Jahr 2000 trennte sich Catherine Hinnen von ihrem Lebensgefährten. Ihren heutigen Mann Daniel, der aus Möhlin ist, hat sie über eine Internetplattform kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Catherine Hinnen in Zürich bei einer grossen Schweizer Bank und ihr Mann in Kaiseraugst. Deshalb entschlossen sie sich, in Ueken ein Haus zu kaufen. Weil beide ihren Arbeitsort später im Zurzibiet fanden, entschieden sie sich nochmals für einen Wohnortwechsel; nach Mettau.

«Diese Wirkung muss man spüren»
1996 absolvierte Catherine Hinnen die Ausbildung zur diplomierten Schamanisch Praktizierenden, dies zusammen mit einer Kollegin in Rheinfelden. Schamanismus bedeute unter anderem, den Selbstheilungsprozess zu aktivieren und die Intuition zu stärken. «Die Ausbildung war massgeschneidert auf mein Leben», freut sich Catherine Hinnen. Die Ausbildung basiere auf der Glaubenslehre und dem Wissen der Inkas. Seit der Ausbildung ist Catherine Hinnen begeistert. «Diese Wirkung muss man spüren.» Es brauche jedoch auch Lebenserfahrung, weshalb sich jüngere Menschen weniger vorstellen könnten, was das ausmacht. «Alles was im Leben passiert, passiert aus irgendwelchem Grund. Ich bin froh um die negativen Erfahrungen. Die sind nötig, um sich selber weiterentwickeln zu können», sagt Catherine Hinnen.

«Diese am letzten Arbeitsort gemachte Negativerfahrung brachte mich auf diesen Weg. Ohne diesen Vorfall hätte ich mich nie zur Selbstständigkeit entschieden. Eigentlich müsste ich danke sagen», hält Catherine Hinnen auf die Frage der NFZ fest, weshalb sie gerade in dieser wirtschaftlich und jobmässig unsicheren Zeit ihren Job als Abteilungssekretärin (8 Jahre) aufgibt. Erleichtert hat ihr diesen Entscheid wohl auch, dass sie im August 2021 eh in Frühpension gehen wollte.

«Es ist eine spirituelle Findung»
Doch was macht nun die Schamanin Catherine Hinnen genau? «Ich helfe den Menschen, die sich darauf einlassen, ihr Krafttier wieder zu finden. Ihrer Intuition zu vertrauen und zu folgen. Es ist eine spirituelle Findung.» Die Welt sei kopf lastig. Gefühle und Schwäche zu zeigen werden tabuisiert. «Das kann jedoch jeden treffen», ist Catherine Hinnen überzeugt. Die schamanische Therapie sei vielfältig. Der Schamane sei früher bei den Völkern der Inkas so etwas wie der Psychologe gewesen. Gleichzeitig betont sie, dass sie keine Kunden nehme, die bereits starke Medikamente nehmen, da diese einen negativen Einfluss auf die schamanischen Therapien haben können. Sie ist auch nicht Krankenkassen anerkannt.

Kraft und Antworten
Catherine Hinnen ist gerne in der Natur. «Die Natur gibt mir diese Kraft und Antworten, wenn ich nicht weiterweiss. Auch meine vier Katzen geben mir Kraft.» Ihr Mann, der früher im Wasserfahrverein Ryburg-Möhlin in Möhlin war, sei eher der Berg- und sie der Meermensch. Das ist denn auch der Grund, weshalb die Tierliebhaberin nebst ihren rund anderthalb bis zweistündigen Beratungssitzungen auch «Auszeiten» auf Lanzarote anbietet. Dort gibt Catherine Hinnen, die sich gemäss ihrer Aussage 2017 zur zertif izierten Feel-Good-Managerin (Ausbildung A für gutes Arbeitsklima) ausbilden liess, Vorträge und auch Beratungsgespräche. So unter anderem zur Stressreduktion. Im Weiteren will sie zusammen mit einem dort lebenden Musiker, Trommelworkshops oder weitere musikalische Workshops anbieten. Geplant ist – sobald es die Situation wieder möglich macht – 4-Tages-Auszeiten anzubieten. So können sich die Teilnehmer beispielsweise am Morgen auf eine «Fantasiereise» begeben und sich an einen Ort beamen und am Nachmittag die Zeit für sich selber nutzen oder Beratungsgespräche buchen. Damit man zur inneren Ruhe finde, sei es wichtig, die Auszeit weg von daheim zu machen. Warum jedoch gerade in Lanzarote? «Ich suchte etwas, wo man sich auch im Winter draussen bei angenehmen Temperaturen aufhalten kann.»

Catherine Hinnen ist kein «Vereinsmensch» und auch Partys sind nicht ihr «Ding». Sie ist lieber in der Natur unterwegs. Eine Wanderung in der Hallwilersee-Gegend, eine Ausfahrt mit dem Cabriolet und gemütlich und fein essen, das sind Dinge, die Catherine Hinnen gerne in der Freizeit macht. Früher war Malen auch eines ihrer Hobbys. «Leider fehlt im Moment die Zeit dafür.»


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