«Der Leidensdruck ist gross»

  19.01.2021 Fricktal, Gewerbe

Beim Gewerbe Regio Frick-Laufenburg (Geref) versteht man nicht, dass Mittelund Berufsschulen weiterhin Präsenzunterricht abhalten dürfen. Ein Thema, mit dem sich die Erziehungsdirektoren aller Kantone zurzeit intensiv befassen.

Susanne Hörth

Nein, überrascht sei sie von den verschärften Schutzmassnahmen des Bundes im Kampf gegen die Corona-Pandemie nicht gewesen, sagt Franziska Bircher, Präsidentin des Gewerbe Regio Frick-Laufenburg (Geref). Dass der Bundesrat zu grossen Teilen wieder das Zepter übernommen hat, kann sie nachvollziehen. Nicht hingegen, weshalb ein Blumenladen geöffnet sein darf, Schuhe- und Kleiderläden aber schliessen müssen. Was gehört zum täglichen Grundbedarf, was nicht, stelle sich da die Frage. «Der Leidensdruck bei vielen Direktbetroffenen ist sehr gross.» Laden- und Restaurantschliessungen und damit einhergehend fehlende Einnahmen auf der einen, zu bezahlende Fixkosten auf der anderen Seite bringen die Betreiber in schwierige Situationen. Die Geref-Präsidentin erwähnt an dieser Stelle auch die gebeutelte Eventbranche.

Philipp Weiss, der zusammen mit Martina Welti das «Fricks Monti» mit Restaurant, Kino und Eventbühne betreibt, betont: «Die jetzige Situation ist für viele Betriebe sehr schwierig, nicht nur für uns. Und wir begreifen, dass der Lockdown nötig ist.» Über eine baldige, verbindliche Zusage bezüglich finanzieller Unterstützung des Kantons wäre er froh. Auf die Frage nach möglichen personellen Auswirkungen, entgegnet Weiss: «Wir halten uns weiterhin an unser Versprechen an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch in diesen schwierigen Zeiten niemanden zu entlassen. Das ganze Monti-Team brennt darauf, unseren Betrieb schon bald wieder zu öffnen.» Auch Franziska Bircher betont, wie wichtig die schnelle finanzielle Unterstützung von Bund und Kantonen sei. Der Geref und übergeordnet auch der Aargauische Gewerbeverband (AGV), in dem Franziska Bircher als Bezirksvertreterin tätig ist, setzen sich entsprechend aktiv für die Mitglieder ein. Wie schon beim ersten Lockdown unterstützt der Gewerbeverein mit verschiedenen Aktivitäten. Auf seiner Website und auch mit dem Schalten von aktuellen Zeitungsinseraten weist er mit der Kampagne «Wir sind auf Kurs» auf die speziellen Aktionen und Angebote der Mitglieder hin.

Natürlich seien Existenzängste vorhanden, bestätigt die Geref-Präsidentin eine entsprechende Frage. Aufgeben wolle aber niemand. Vielmehr seien bei einigen Geref-Mitgliedern aus der Not heraus neue Geschäftsideen, unter anderem Online-Shops, Abhol- und Bring-Services, entstanden. Die Waren digital zu bestellen, verhindere zwar den physisch direkten Bezug zur Kundschaft, nicht aber das regional einkaufen.

Mittel- und Berufsschulen
Bei all den verschärften Schutzmassnahmen vermisst Franziska Bircher eine zusätzliche im Zusammenhang mit der Schule. Oberstufen und ganz besonders Gewerbeschulen müssten ihrer Meinung nach auf Fernunterricht umstellen. «Die jungen Leute reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an, halten sich in grösseren Gruppen in den Pausen und Schulkantinen auf. Die Ansteckungs- und Übertragungsgefahr ist entsprechend gross.» Auszubildende, die sich deshalb in Quarantäne oder aufgrund eines positiven Tests in Isolation begeben müssen, schwächen auch immer die Lehrbetriebe. Dort, wo etwa in Werkstätten produziert wird, sei Home-Office nicht möglich.

Die NFZ hat beim Departement Bildung, Kultur und Sport nachgefragt, warum Gewerbe- und Mittelschulen Präsenzunterricht durchführen. Mediensprecherin Simone Strub erklärt darauf: «Noch sind die Gespräche zwischen Kantonen, Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) und Bund am Laufen. Ziel ist, eine möglichst einheitliche Handhabung in den Kantonen zu erreichen.» Für Geref-Präsidentin Franziska Bircher ist die weitmöglichste Reduktion von physischen Kontakten zurzeit sehr wichtig. «So kann jeder einzelne aktiv dazu beitragen, dass sich die Situation wieder beruhigt.»


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