Uhr am Handgelenk ermöglicht schnelle Nachverfolgung

  08.12.2020 Frick

Bisher einzigartiges Contact Tracing bei den Alterszentren in Frick und Laufenburg

Alters- und Pflegeheime befinden sich bei der Corona-Situation nach den Spitälern an zweiter Front. Beim Verein Altersbetreuung im oberen Fricktal (VAOF) tragen seit Mitte November alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeitenden eine Smartwatch.

Susanne Hörth

«Wir haben keine Angst mehr, aber wir haben grossen Respekt», sagte Andre Rotzetter. Der Geschäftsführer des Vereins Altersbetreuung im oberen Fricktal (VAOF) und Spartenpräsident Pflegeinstitutionen bei VAKA (Aargauische Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen) ging damit auf eine der Veränderungen gegenüber der ersten Corona-Welle im Frühling ein. Man habe aus dieser Zeit gelernt, betonte Rotzetter am Donnerstagnachmittag bei einer Pressekonferenz im Altersheim Bruggbach in Frick.

Bevor Regierungsrat Jean-Pierre Gallati und Barbara Hürlimann, Leiterin Abteilung Gesundheit, über die Situation in den Alters- und Pflegeheimen sowie die Zusammenarbeit von Kanton und Heimen informierten, wurden alle mit einer Smartwatch für das Contact Tracing ausgestattet.

Die Smartwatch hat der VAOF in Zusammenarbeit mit einer Softwarefirma entwickelt. Nach einer Testphase tragen seit Mitte November alle Bewohner und Mitarbeitenden in den beiden Altersheimen Bruggbach in Frick und Klostermatte in Laufenburg eine solche Uhr. Sie zeichnet, so Andre Rotzetter auf, wer mit wem und wie lange in Kontakt kommt. Tritt eine Corona-Infektion auf, kann die Nachverfolgungskette am PC schnell aufgezeigt werden. Das teils nicht einfache Befragen der Bewohnerinnen und Bewohner der Altersheime entfällt somit. Besucher werden während ihrer Anwesenheit in den Heimen ebenfalls mit einer solchen Uhr ausgestattet. Dank ihr sollen Infektionsketten möglichst schnell unterbrochen werden.

Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati lobte den VAOF, der mit seinem Schutzkonzept eine Vorreiterrolle im Kanton einnehme. Mit Blick zurück auf die erste Welle betonte der Gesundheitsdirektor auch, wie sehr Heime und Kantonsbehörden damals voneinander lernen mussten. «Der Druck ist gross gewesen und hat zum Teil auch zu Überforderungen geführt.» Entsprechend gross sei deshalb auch der Wunsch nach verbindlichen Vorgaben gewesen. Heute, mitten in der zweiten Welle funktioniere der Austausch zwischen Kanton und Alters- und Pflegeheimen sehr gut. «Wir sind stolz darauf, wie die Pflegeheime die Situation bewältigen», lobte auch Barbara Hürlimann. Die Heime seien für die zweite Welle gerüstet gewesen. Die Leiterin der Abteilung Gesundheit hofft, dass künftig noch mehr getestet werde. Laut Jean-Pierre Gallati haben sich im Alterszentrum Bruggbach zwar schon Pflegefachleute mit dem Virus angesteckt, aber bisher noch keine der Bewohner. Das sei eine erfreuliche Ausnahme. Im Aargau (Stand 2. Dezember) sind seit 1. Oktober 142 Personen an Corona gestorben, davon 75 in Spitälern und 59 in Alters- und Pflegeheimen. Andre Rotzetter bezeichnete die Heime als die zweite Front nach den Spitälern. Nichtsdestotrotz hielt der VAOF-Geschäftsführer aber auch fest, dass in den Heimen, unabhängig von der Covid-Situation, das Sterben ein ständiger Begleiter sei. Viele der betagten Frauen und Männer seien krank und werden palliativ betreut.

Herausforderung Feiertage
«Wir machen uns Sorgen», sagte Rotzetter mit Blick auf die kommenden Festtage. Es sei verständlich, dass man die besinnliche Zeit mit den in Heimen lebenden Eltern verbringen möchte. Wenn aber das Virus durch die Besucher oder Bewohner ins Heim getragen wird, gelte dort Quarantäne. Rotzetter verglich die Alterszentren mit Wohngemeinschaften. Dabei sind enge Kontakte untereinander und mit dem Pf legepersonal unvermeidbar. «Wir möchten die Lebensqualität unserer Bewohner nicht durch eine Quarantäne über die Festtage einschränken», appellierte der Geschäftsführer an die Vernunft aller.


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