Sichere Fahrt für Backwaren

  26.12.2020 Frick, Wirtschaft

So einen Fall hatte die Sektion Verkehrssicherheit in Aarau noch nicht. Und darum hat Frick im Dorfzentrum nun einen kantonsweit einmaligen Fussgängerstreifen. Wie es dazu kam.

Simone Rufli

Man muss schon sehr genau hinschauen – aber bitte vom sicheren Trottoir aus – dann kann man den feinen Unterschied sehen. Ein breiter Streifen durchsetzt mit Leuchtkristallen, gefolgt von einem schmaleren, flach bemalten Mittelteil und daneben wieder ein Teil mit Leuchtkristallen. Mit den Fingern könnte man die unterschiedlichen Materialien auch erfühlen, doch wer fasst für gewöhnlich schon einen Zebrasteifen an?

Die Rede ist vom Fussgängerstreifen im Fricker Dorfzentrum zwischen Kunz und Kunz. Der Weg zwischen Produktion auf der einen und Verkauf auf der gegenüberliegenden Strassenseite ist zwar kurz, aber nicht ungefährlich. Für Michael Bracher, Geschäftsführer des Bäckerei-Unternehmens Kunz AG, Grund genug, vor ein paar Wochen im Hinblick auf die dunkle Jahreszeit auf der Gemeindeverwaltung vorstellig zu werden, mit der Bitte, den zum damaligen Zeitpunkt stark abgenutzten Fussgängerstreifen zu erneuern.

Die Gemeinde nahm den Wunsch wohlwollend entgegen, wie Gemeindeschreiber Michael Widmer im Gespräch mit der NFZ bestätigte. Weil es sich um eine Kantonsstrasse handelt, wandte man sich ans Departement Bau, Verkehr und Umwelt.

Mit Hilfe einer hochwertigen, mit Leuchtkristallen durchsetzten Strukturmarkierung sollte die Sicherheit für Personal und Passanten verbessert werden. Dazu muss man wissen, dass die Strukturmarkierung deshalb so heisst, weil sie sich vertikal fünf bis sieben Millimeter vom Boden abhebt, und das wiederum macht die Überfahrt mit kleinen «Rädli» zu einer holprigen Sache.

Kristalle als Stolperfalle
Nun kann holprig durchaus gefährlich sein. Erst recht, wenn es dazu führt, dass die Aufmerksamkeit vom Verkehr weg zur Ladung auf den «Wägeli» gelenkt wird. Rund 50 Mal pro Tag – zwischen vier Uhr am Morgen und 18 Uhr am Abend – müssen die Kunz-Mitarbeitenden mit dem «Wägeli» mit den tückisch kleinen Rädli die stark befahrene Kantonsstrasse queren. Und das auf einem Strassenabschnitt, wo sich schon einige Unfälle ereignet haben. Als «haarsträubend» bezeichnet Michael Bracher die Fahrweise, wie er sie immer wieder in den Nachtstunden erlebt. Kein Wunder deshalb, dass er Bedenken äusserte, die neue Strukturmarkierung könnte zur Stolperfalle und damit zur Gefahr für sein «Wägeli»-schiebendes Personal werden.

Umso mehr freut Bracher sich nun über die gute Zusammenarbeit mit Gemeinde und Kanton und über das innovative Ergebnis mit dem flachen Mittelstreifen. «Ein kleiner, aber feiner Unterschied, für den ich sehr dankbar bin», so Bracher.

Ohne Norm und Erfahrung
Dieser Mittelstreifen ist der Initiative von Kilian Dätwyler von der Sektion Verkehrssicherheit im Departement Bau, Verkehr und Umwelt zu verdanken. Auf seinem Pult in Aarau war das Dossier mit dem Fricker Zebrastreifen gelandet. «Nein», meinte Dätwyler auf die telefonische Anfrage der NFZ, ob er sich des Öftern mit Fahrstreifen inmitten von Fussgängerstreifen befasst, «so einen Fall hatten wir noch nie.» Es sei ein schneller Entscheid gewesen, ohne Norm, Erfahrung und ohne vorgängige Abklärung. «Der Wechsel im Belag ist der Verkehrssicherheit nicht abträglich, also haben wir entschieden, das zu machen.» Punkt. Dätwyler lacht: «Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie mit den ‘Wägeli’ immer noch kreuz und quer fahren.» Insofern sei die Sache nicht so relevant. «Ob wir diese Art des Anstrichs beim anstehenden Strassenbauprojekt wiederholen, ist ungewiss. Wir werden die Lage zu gegebener Zeit neu beurteilen», so Dätwyler. Der kantonsweit einmalige Zebrastreifen könnte also durch die geplante Neugestaltung und Aufwertung der Fricker Hauptstrasse bereits wieder Geschichte werden.


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