Fruchtbarkeit, christliche Symbolik und Glücksbringer

  24.12.2020 Fricktal

Einen Christbaum zu schmücken gehört seit langem zu unserer Weihnachtstradition. Womit er behängt wird, ist heute sehr unterschiedlich und vom individuellen Geschmack abhängig. Manche Schmuckformen tauchen jedoch immer wieder auf und besitzen eine lange Tradition. Aus diesem Grund soll hier dargestellt werden, worauf unser typischer Baumschmuck zurückgeführt werden kann.

Birke Luu

Äpfel, Früchte und Nüsse
Äpfel, Nüsse und Trockenfrüchte gelten als ältester und erster Weihnachtsbaumschmuck. Sie symbolisierten Fruchtbarkeit und zierten auch schon den Baum, aus dem der Weihnachtsbaum hervorging, den sogenannten Paradiesbaum. Im Mittelalter fanden nämlich am 24. Dezember Paradiesspiele statt – man gedachte an diesem Tag Adam und Eva’s Vertreibung aus dem Paradies. Rote Äpfel standen zunächst also als Erinnerung an die verbotene Frucht. Im Laufe des 15. Jahrhunderts entstanden dann die ersten dekorierten Bäume, die als Weihnachtsbäume bezeichnet wurden. Am Schmuck jedoch änderte dies zunächst wenig. Essbares war und blieb für lange Zeit die Baumdekoration.

Symbolische Baumfiguren
Ab dem 16. Jahrhundert wurden Weihnachtsbäume populärer und damit auch deren Schmuck. Viele Dekorationsformen hatten dabei eine besondere symbolische Bedeutung – eine heidnische oder christliche, öfters gibt es auch mehrere Deutungen. Nüsse, Äpfel und Tannenzapfen beispielsweise standen für Fruchtbarkeit, Marienkäfer-Anhänger für eine frohe Botschaft von Gott und Geldbörsen standen für kommenden Geldsegen. Trompeten sollten gute Neuigkeiten symbolisieren, Glocken den Jubel an Heiligabend sowie die Begrüssung des Neuen Jahres darstellen und Sterne die Hoffnung auf ein gütiges Schicksal. Strohsterne hingegen erinnerten unmissverständlich an das Jesuskind in der Krippe, der Stern auf der Christbaumspitze an den Stern von Bethlehem. An der Baumspitze befand sich oft auch ein Engel als Vermittler zwischen Gott und den Menschen, als Verkündiger der Geburt des Heilands. Beliebt waren lange auch Vogel- und Fisch-Anhänger mit ihrer jeweiligen, oft mehrschichtigen Symbolik. Einfacher zu verstehen sind die Weihnachtsbaum-Anhänger in Form von Kinderspielzeug. Sie erinnern noch heute an die Zeit, als am Gabenbaum echte Geschenke für die Kinder hingen.

Süssigkeiten
Zuckerzeug, Lebkuchen und Gebäcke hingen früher vielfach am Christbaum, da es an anderem Schmuck mangelte. Zudem durften die Kinder diese Dekoration an Weihnachten pflücken und essen – ein besonderes Vergnügen zu den damaligen Zeiten, in denen es wenig Süsses gab. In manchen Regionen wurde daher der Christbaum auch Zuckerbaum genannt.

Der Baumschmuck wurde früher – teils noch aus Tradition bis ins 20. Jahrhundert – von jeder Familie selbst hergestellt. Und dies jedes Jahr wieder aufs Neue! Im Laufe der Zeit entstanden sogar Bücher mit Bastelanleitungen. Diese Tradition wurde erst durch das Aufkommen der gewerblich produzierten Christbaumdekoration verdrängt.

Weihnachtskugeln
Christbaumkugeln zählen heute zum bel iebtesten Wei h nachtsbau mschmuck. Erfunden wurde dieser wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts von Glasbläsern in Thüringen (DE). Laut einer Legende sollen einem armen Glasbläser 1847 die Nüsse und Äpfel für seinen Christbaum zu teuer gewesen sein, so dass er Glasfläschchen aufgeblasen und zur Weihnachtsdekoration umfunktioniert hat. Eine nette, aber unbelegte Geschichte. Fest steht jedoch, dass sich von Thüringen aus die weihnachtlichen Glaskugeln in die ganze christliche Welt verbreiteten.

Während anfangs noch dieser wertvolle Baumschmuck von Generation zu Generation vererbt wurde, gibt es seit den 1950er Jahren vermehrt günstige Weihnachtskugeln zu kaufen – aus Glas wie auch aus Kunststoff – so dass sich inzwischen viele Haushalte auch mehrere Farbsets an Kugeln leisten können. Die traditionellen Farben Rot, Gold und Silber wurden mit der Zeit um jeden erdenklichen Farbton ergänzt. Interessant ist noch anzumerken, dass die Christbaumkugeln symbolisch für die Äpfel der ursprünglichen Christbäume stehen. Zudem symbolisieren sie aufgrund ihrer perfekten runden Form Göttlichkeit und Vollkommenheit.

Lametta und Schleifen
Lametta nennt sich ein Weihnachtbaumschmuck, der aus dünnen, langen, glitzernden Metallstreifen besteht. Der Begriff ist eine Ver - kleinerungsform des italienischen «lama», was «Metallblatt» bedeutet. Lametta als Baumdekoration existiert seit 1878 und wurde zunächst nur in silberner Farbe hergestellt, da Lametta die winterlichen Eiszapfen symbolisieren soll.

Erst rund 100 Jahre später kam auch eine goldene Lametta-Variante hinzu. Statt Lametta werden seit vielen Jahren auch immer wieder Bänder oder Schleifen am Weihnachtsbaum dekoriert. Mit den ursprünglichen Eiszapfen hat dies wohl nichts mehr zu tun.

Lichter
Ja, auch Lichter gehören zum Christbaumschmuck. Dass «Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen», war allerdings nicht von Beginn an so. Erst im 17. Jahrhundert etablierten Adlige diese Tradition, welche sich letztlich überall durchsetzte. Zunächst befestigte man dazu Kerzen an den Bäumen, teils mit sehr kreativen Halterungen. Leider kam es dadurch immer wieder auch zu grösseren Bränden. Dies änderte sich erst als Edison die Glühbirne erfand und 1880 seinen eigenen Weihnachtsbaum elektrisch beleuchtete. 1895 soll dann der Tannenbaum des Weissen Hauses mit über hundert bunten Lichtern dekoriert worden sein, aber erst ab den 1920ern hat sich die elektrische Beleuchtung wirklich ausgebreitet. Seit den 1950er Jahren setzte sie sich schliesslich flächendeckend durch – aus Sicherheitsgründen und der Einfachheit wegen.

Das weihnachtliche Entzünden von Kerzen sollte es ursprünglich Christen ermöglichen, sich untereinander zu erkennen. Dazu stellten sie lange ein Adventslicht ins Fenster. Martin Luther schliesslich soll auf einem Adventsspaziergang die Idee eines beleuchteten Christbaums gehabt haben. Folgerichtig waren es hauptsächlich evangelische und reformierte Familien, die sich später einen hell erleuchteten Baum in die Stube stellten. Katholiken hingegen hielten noch lange daran fest, ihren Weihnachtsbaum, so sie einen hatten, unbeleuchtet zu lassen.


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