Explosion in der Kirche

  15.12.2020 Nordwestschweiz, Unfälle

Rätsel bei der Wintersinger Kirche

Nach einer Explosion in der Kirche Wintersingen «gehört» der Schadenplatz den Ermittlern der Polizei. Stiftung Kirchengut und Kirchenpflege stehen vor einem Rätsel. Die gesamte Elektrotechnik in der Kirche sei regelmässig überprüft und gewartet worden – zuletzt vor drei Jahren.

Christian Horisberger – Volksstimme

WINTERSINGEN. «Es ist uns ein Rätsel.» Dieser Satz war letzte Woche in der Wintersinger Kirche mehrmals zu hören. Nachdem die Kirchgemeinde Wintersingen-Nusshof bereits am Mittwoch über eine heftige Explosion in der Kirche informiert hatte, gewährte sie gestern gemeinsam mit der Stiftung Kirchengut Medienschaffenden Einlass in die Kirche, um aus nächster Nähe und erster Hand über Untersuchung, Elektrotechnik und weitere Schritte zu orientieren. Geknallt hatte es am Dienstagmorgen im Bereich des Elektro-Schaltkastens in der Sakristei der denkmalgeschützten Kirche. Martin Innerbichler, Verwalter der Stiftung Kirchengut, in deren Eigentum sich die Kirche befindet, stellte vor den Medien klar, dass die Elektrotechnik im Gotteshaus keineswegs veraltet sei und regelmässig gewartet werde. Der Transformator, an den er als Erstes als mögliche Explosionsursache gedacht habe, sehe gut aus. Die letzte Überprüfung der Elektroinstallationen liege erst drei Jahre zurück. Daher sei es ihm rätselhaft, wie es beim erst 15-jährigen Schaltkasten zur folgenschweren Havarie hat kommen können. Ob ein Zusammenhang mit einer defekten Elektro-Bodenheizung bestand, weshalb für Dienstag ein Elektriker bestellt worden war, vermochte Innerbichler nicht zu beurteilen. Das herauszufinden sei Sache der Polizeiforensiker, die ihre Ermittlungen bereits aufgenommen hätten. «Wir wollen das lückenlos auf klären», sagte der Kirchengut-Verwalter.

Sigrist Werner Meier, seit 28 Jahren im Amt, versicherte, den Elektro-Schaltkasten für die Fussbodenheizung nie angerührt zu haben. Einen Einbruch und damit eine mutwillig oder fahrlässig herbeigeführte Explosion schliesst er aus: Er habe beide Kirchentüren inspiziert und keine Einbruchspuren festgestellt. Der Schaden nach der Explosion ist auf den ersten Blick überschaubar. Im Bereich der Sakristei sind gesplitterte Türrahmen und Holzverkleidungen zu erkennen sowie die verbogenen Metalltüren des Elektro-Schaltkastens. Ansonsten fallen Staub, Holz, Sitzkissen und Papierfetzen auf, die in einem grösseren Bereich der Kirche verstreut auf dem Boden liegen. Fenster sind keine zu Bruch gegangen, auch sind keine Spuren eines Feuers sichtbar. Aber der beissende Geruch von kaltem Rauch hängt im ganzen Kirchenraum. Dies dürfte die Kirchgemeinde, die Stiftung Kirchengut und vor allem deren Versicherungen noch intensiv beschäftigen. Das Innere der historischen Kirche könne man nicht einfach herunterwaschen wie eine Wohnung, sagte Innerbichler. Damit würde historische Bausubstanz, ein Gipsverputz, beschädigt. Daher müsse ein Restaurator ans Werk. Auch müssten wohl sämtliche Elektroinstallationen samt Leitungen ersetzt werden, womöglich auch die Bodenheizung. Bei der Orgel ist zunächst lediglich eine beschädigte Holzverkleidung festgestellt worden. Der Schaden kann erst bilanziert werden, wenn die Untersuchungen der Kriminalpolizei abgeschlossen sind. Daher wollte weder Innerbichler noch Kirchenpf legepräsident Christoph Schaffner eine Summe nennen. Sie dürfte in die Hunderttausende gehen. Das Gebäude und das Mobiliar sind versichert. Sollten Kosten ungedeckt bleiben, müssten Stiftung und Kirchenpf lege hälftig dafür auf kommen. Mit der Sanierung komme «ein grösseres Projekt auf uns zu», blickte Schaffner voraus. Diese erfolge in Zusammenarbeit mit Stiftung Kirchengut, Gemeinde und Denkmalpflege.


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