Die Odyssee mit dem Zollhaus beendet?

  08.12.2020 Schule, Stein

In Stein wurde drei gewichtigen Themen klar zugestimmt

Immerhin 123 Stimmberechtigte verbrachten den Samstagnachmittag an der Gemeindeversammlung in Stein und setzten klare Signale: Das alte Zollhaus wird verkauft, die Schulanlage wird für 10 Millionen Franken ertüchtigt und Gemeindeland soll für die eventuelle Mittelschule verkauft werden.

Paul Roppel

Kehrt nach der deutlichen Akzeptanz von 71 Ja- gegen 26 Nein-Stimmen zum Verkaufsentscheid des Zollhauses nun Ruhe in Stein ein? «Das Thema hat seit dem Kauf viele Diskussionen und Emotionen ausgelöst», stieg Gemeinderätin Sabine Datz in das heisse Traktandum ein. Die Odyssee begann 2009 als der Gemeinderat das alte Zollhaus bei der Holzbrücke in eigener Kompetenz für 480 000 Franken gekauft hatte, das seither einen trostlosen Anblick fristet und zerfällt. Eigentlich war die hehre Absicht der Exekutive das ortsverbundene Häuschen der Bevölkerung zugänglich zu halten, was er noch heute anstrebt. Dort, wo einst die Zöllner ihren Dienst versahen, sollte ein Dorfmuseum eingerichtet werden. Aber davon spricht kaum mehr jemand. Die Sanierung und der Einbau eines Mehrzweckraumes für 1,2 Millionen Franken endete an der Gemeindeversammlung 2016 in der geheimen Abstimmung mit einer Pattsituation von 69 zu 69 Stimmen und wurde in der Referendumsabstimmung abgelehnt. Ein neues Projekt mit kleinem Saal und Escape-Room für knapp eine Million Franken an Investitionen wies der Souverän 2019 zurück und forderte eine Gegenüberstellung der beiden Projekte.

Chancen nützen
«Das hat der Gemeinderat aufgenommen und gestoppt als die Kaufofferte von Edgar Steinacher und Franziska Zurf luh für eine halbe Million Franken und einem überzeugenden Betreiberkonzept eintraf», erklärte Datz. Dies beinhaltet einen Gastronomiebetrieb, kombiniert mit kulturellen Anlässen und Ausbau der Obergeschosse zu Wohnraum. Die Ziele der Gemeinde würden erreicht und die bisherigen Kosten von 122 000 Franken könnten abgeschlossen werden, betonte sie. Wie bereits an der äusserst heftig und angriffig verlaufenen Informationsveranstaltung wehrte sich Marcel Mösch wieder gegen das Ansinnen, verlangte eine öffentliche Ausschreibung und möchte das Haus im Namen der IG Zollhüsli kaufen. «Nutzen wir diese Chance, denn bei einer Ablehnung des Verkaufsantrages, geht sicher wieder nichts für die nächsten zehn Jahre», meinte Hansjörg Güntert, alt Gemeinderat, womit er die offensichtlich gemachte Meinung des Souveräns traf, der die Verkaufsabsichten mit Rückkaufsrecht über zehn Jahre klar unterstützte. Eine weitere Chance nutzen und termingerecht zur Weiterentwicklung der Gemeinde bereit sein möchte die Exekutive bei der Ausmarchung des Standortes für die kantonale Mittelschule im Fricktal.

Ideale Bedingungen für Mittelschulstandort
«Eigentlich hat der Grosse Rat unsere Gemeinde schon 1975 als Standort vorgesehen», sagte Vizeammann Bernadette Ankli. Sie ist überzeugt, dass Stein mit den nahen Sportplätzen und dem vorgesehenen Standort in der Neumatt Ost ideale Bedingungen anbieten könne, insbesondere weil die Eigentümer der Hauptparzelle den Verkauf ihres Grundstückes positiv werten. Ergänzt werden müsste das Areal teilweise mit einer Gemeindeparzelle, wozu der Gemeinderat vorsorglich die Verkaufsvollmacht beantragte. Ein Votant kritisierte, dass zu wenig Nutzen und Wertschöpfung resultiere, aber bestes Bauland verschleudert würde. Eine weitere Votantin machte gar Stimmung gegen die Mittelschule. «Damit Stein zwischen Rheinfelden und Frick nicht untergeht, ist die Entwicklung der Gemeinde wichtig und die Kanti mit ihrer Turnhalle eine Chance», plädierte Hansueli Bühler, alt Gemeindeammann. Mit 86 Ja- gegen 24 Neinstimmen fand die Verkaufsvollmacht Zustimmung (anwesend waren 123 der 1601 Stimmberechtigten).

Grossinvestition für die Schule
10,2 Millionen Franken will die Gemeinde in die Erweiterung, Sanierung und den Umbau der Schulanlage investieren, was mit 100 gegen 10 Stimmen nach kurzer Diskussion genehmigt wurde. Den Entscheid über einen Turnhallenbau wartet der Gemeinderat ab bis klar ist, wer Mittelschul-Standort wird. Akzeptiert wurde die Dachsanierung des Werkhofes und Feuerwehrgebäudes für 492 000 Franken. Die Rechnung 2019 präsentierte Gemeindeammann Beat Käser mit einem Überschuss von 1,1 Millionen Franken und das Budget 2021 mit einem Steuerfuss von 92 Prozent und einem Überschuss von 156 000 Franken.


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