«Ein klarer Entscheid wäre uns lieber gewesen»

  20.11.2020 Fricktal

Oberstufe Wegenstetten beschäftigt auch das Benkental weiter

Auch wenn der Kanton den Schüleraustausch als Rettung für den Erhalt der Sekundarschule Wegenstetten ins Feld führt, für die vier Regos-Partnergemeinden Gipf-Oberfrick, Wittnau, Wölflinswil und Oberhof kommt ein Schüleraustausch nicht in Frage.

Simone Rufli

«Wir hätten uns einen klaren Entscheid des Kantons gewünscht. Einen ohne Hintertürchen.» Für Gipf-Oberfricks Frau Gemeindeammann Regine Leutwyler hat sich der Kanton in der Diskussion um den Sekundarschulstandort Wegenstetten um einen klaren Entscheid gedrückt und stattdessen den Ball zurück an die Gemeinden gespielt.

Ratlos
Dort ruht er nun, bis ihn der Gemeinderat von Gipf-Oberfrick aufnimmt und an die Regos-Partnergemeinden weiterspielt. Nächsten Montag werde noch einmal mit der Schulpflege diskutiert, dann mit der Schulleitung und danach mit den Gemeinderäten von Wittnau, Wölflinswil und Oberhof, so Leutwyler.

Zur Erinnerung: Am Freitag der letzten Woche hat das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) in einer schriftlichen Mitteilung dem Sekundarschulstandort Wegenstetten die Verlängerung einer Ausnahmebewilligung versagt – allerdings nur vorerst (vgl. NFZ vom Dienstag).

Das «Vorerst» ist umso erstaunlicher, als der Kanton in seinem Schreiben betont, dass die angedachten Vertragsbedingungen für die allfällige Kreisschule Thierstein und die aufgezeigte Ressourcenplanung vom Kanton als ungenügend erachtet werden. Und trotzdem bleibt mit dieser Mitteilung für die Gemeinden des Wegenstettertals (Wegenstetten, Hellikon, Zeiningen und Zuzgen) die Türe auch jetzt noch einen Spalt weit offen. Denn gleich im Anschluss an die Mängelrüge zeigt sich der Kanton entgegenkommend, indem er einen Ausweg aufzeigt: «Es sei denn», so das BKS in seiner Mitteilung, «alle involvierten Gemeinderäte bestätigen gegenüber dem BKS die Bereitschaft, eine Kreisschule Thierstein anzustreben, welche mit einem Schüleraustausch und/oder einer angemessenen Verteilung der Lektionen die Erfüllung des verfassungsmässigen Bildungsauftrags gewährleistet». Ein Nachsatz, der das Tauziehen um den Erhalt der Oberstufe in Wegenstetten in die nächste Runde befördert. Frist zur Einreichung dieser Bestätigung ist der 15. Dezember 2020.

Während sich im Wegenstettertal viele Personen an diesen Strohhalm klammern und gestern Donnerstag eine Petition mit 1800 Unterschriften für den Erhalt des Schulstandorts in Aarau übergeben wurde, lässt das BKS die Behörden der vier Regos-Partnergemeinden des Benkentals etwas ratlos zurück.

Die NFZ hat bei den Gemeindeoberhäuptern der Schulstandortgemeinde Gipf-Oberfrick, in Wittnau, Wölf linswil und Oberhof nachgefragt, wie die Mitteilung des Kantons aufgenommen wurde.


Traktandum in Wittnau  nun doch fraglich?

Was sagen Wittnau, Wölflinswil und Oberhof zur neuesten Entwicklung betreffend der Oberstufe Gipf-Oberfrick und der Oberstufe Wegenstetten.

Simone Rufli

In Wittnau, wo der Gemeinderat per Unterschriftensammlung dazu angehalten wurde, die Gemeindeversammlung in den Entscheid miteinzubeziehen, erklärt Gemeindeammann Andreas von Mentlen: «Stand heute werden wir das Traktandum an der Sommer-Gmeind vorlegen.» Er betont aber auch: «Sollte Gipf-Oberfrick entscheiden, das Geschäft nach dem abgelehnten Überweisungsantrag nicht wieder aufzunehmen, streichen auch wir das Traktandum.» Der Grund: entweder bekräftigen – wie vom BKS gefordert – alle acht Gemeinden ihren Willen, oder Wegenstetten verliert seine Sekundarschule. «Streng genommen dürfte sich Gipf-Oberfrick in dieser Sache gar nicht mehr an uns drei Partnergemeinden wenden», gibt von Mentlen zu bedenken. Eine Bemerkung, die mit dem abgelehnten Überweisungsantrag zusammenhängt. Mit dessen Ablehnung an der Gemeindeversammlung Ende September hat der Gemeinderat Gipf-Oberfrick eben gerade keinen Auftrag erhalten, darauf hinzuwirken, dass das Vorhaben auch in den weiteren sieben Gemeinden vors Volk kommt. Zudem meint von Mentlen: «Ich bin mir nicht sicher, ob in Wittnau so viele Unterschriften zusammengekommen wären, wenn schon zum Zeitpunkt der Sammelaktion die Forderung des Kantons nach einem Schüleraustausch so explizit erwähnt worden wäre.»

Kanton zwingt zur Einheit
Ob sich vor dem 15. Dezember ein Weg findet, der letztlich nicht in einem Schüleraustauch mündet, daran zweifelt von Mentlen. «Meine Erfahrung ist, dass wenn es um den Erhalt eines Schulstandorts geht, als letztes Mittel immer zum Schüleraustausch gegriffen wird und das kommt für uns nicht in Frage.» Etwas Positives kann der Wittnauer Gemeindeammann dem Prozedere dennoch abgewinnen. «Der Kanton zwingt uns Benkental-Gemeinden, mit einer Stimme zu sprechen.»

Während der Gemeinderat in Wölflinswil noch keine Gelegenheit hatte, sich mit der neusten Entwicklung auseinanderzusetzen, wie Frau Gemeindeammann Barbara Fricker auf Anfrage erklärt, ist Roger Fricker, Gemeindeammann von Oberhof, nicht gegen die Weiterführung der Gespräche mit Wegenstetten. Aber über einen Punkt könne man auch mit ihm nicht verhandeln: «Schüler nach Wegenstetten schicken, kommt für uns nicht in Frage.»


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