Ein durchzogener Saisonstart

  03.11.2020 Handball, Möhlin

Handball NLB: Der T V Möhlin muss nach acht Spielen pausieren

Jetzt ist auch geklärt, wie es mit der NLB weitergeht: vorerst gar nicht. Die Zwangspause bietet Gelegenheit für eine erste Bilanz.

Ronny Wittenwiler

«Wir sind nicht nach Wunsch in die Gänge gekommen», versucht Präsident Simon Mahrer den sportlichen Auftakt 2020/2021 gar nicht erst schönzureden und blickt für die NFZ auf die bisherige Saison zurück. Dafür bleibt nun auch ein bisschen Zeit. Die NLB bekam nämlich Ende letzter Woche offiziell eine Verschnaufpause verordnet.

Profi oder Amateur?
Am Freitag waren die Würfel gefallen. Die zweithöchste Handball-Liga des Landes wird unterbrochen. Nachdem der Bundesrat am Mittwoch die restriktiven Massnahmen für den Sport verkündet hatte, herrschte im Handball zuerst Unklarheit: Wird die NLB dem professionellen Sport zugeordnet oder nicht? Zum Vergleich: Bei den Fussballern wird nicht nur die Super League (NLA) fortgesetzt, sondern auch die Challenge League (NLB). Bei den Handballern schien die Situation dagegen etwas verzwickt.Nachdem erst klargeworden war, dass die NLA die Meisterschaft fortsetzen würde, dafür der Amateur-Spielbetrieb bis und mit Erste Liga auszusetzen habe, wussten einzig die NLB-Vertreter noch nicht, wie ihnen geschieht. Dann endlich am Freitag der Entscheid. Der Handballverband hielt fest: «Nach der Klärung der Definition von ‹Ligen mit überwiegend professionellem Spielbetrieb› durch das Bundesamt für Sport (BASPO) ist im Schweizer Handball das weitere Vorgehen geklärt.» Auch für die NLB-Handballer ist vorerst Feierabend in der Meisterschaft.

Das Bundesamt hat der Liga damit eine Entscheidung vorweggenommen und auch wir nehmen es vorweg: Dieser Entscheid deckt sich mit der Philosophie des TV Möhlins. Kurz zuvor nämlich gab es eine Konsultativabstimmung unter allen vierzehn NLB-Vereinen. Im Raum stand ebendiese Frage, ob man die NLB als professionellen Betrieb oder tendenziell als Amateurbetrieb definiere. «Wir sehen uns als Amateurbetrieb», erklärt Möhlins Präsident Simon Mahrer. Nebst dem Trainer und einem Spieler, der als Profi spielt, sei in Möhlin die grosse Mehrheit der Spieler in einem Unternehmen angestellt. Interessanterweise sahen bloss sechs von allen vierzehn NLB-Vereinen das auch so. Simon Mahrer sagte am Freitag: «Selbstverständlich spielen auch wir weiter, wenn sich eine Mehrheit dafür aussprechen würde.» Nur ein paar Augenblicke später nahm das Bundesamt für Sport allen Beteiligten diese Entscheidung dann aber ab. Mahrer begründet die interne Entscheidung des TV Möhlins, tendenziell mit der Meisterschaft aussetzen zu wollen, auch damit: «Wir haben Handwerker in unseren Reihen, solche, die im Gesundheitswesen arbeiten. Deren Arbeitgeber haben kein Interesse, dass ihre Angestellten möglicherweise wegen der laufenden Meisterschaft ständig in Quarantäne müssen.» Es scheint, als wolle man beim TV Möhlin diese Gratwanderung niemandem zumuten.

Ein paar schwache Spiele
Schon im vergangenen März bezog der TV Möhlin klar Position. «Aufgrund der starken Zunahme des Coronavirus rücken sportliche Prioritäten zurzeit klar in den Hintergrund», liess sich der Verein in einem Papier zum Saisonabbruch zitieren und demonstrierte damit, dass er keinesfalls opportunistisch handelt: Damals lag Möhlin nämlich auf dem ersten Platz, dem Verein hätte die Aufstiegsbarrage gewinkt. Davon ist man derzeit weit entfernt. Jetzt, beim vorläufigen Unterbruch, belegt Möhlin bloss Rang zehn und hat nach acht Spielen erst sechs Punkte geholt (drei Siege, fünf Niederlagen). Nein, noch läuft es nicht rund. «Unser Ziel ist nach wie vor ein Platz im vorderen Mittelfeld», sagt Präsident Mahrer. Der Saisonstart aber, das dürfe oder müsse man gar so sagen, er sei «durchzogen» gewesen. Es habe zwei, drei schwache Spiele gegeben, aber auch gute Halbzeiten, doch reichten nur gute Halbzeiten nicht aus, um ganze Spiele zu gewinnen. Bloss: In Panik bricht man deswegen beim TV Möhlin nicht aus. «Wir haben einige junge Spieler, die sind mitten im Lernprozess», sagt Mahrer. Die Vermutung, dass man sich dieses Mal wenigstens keine Sorgen über einen möglichen Aufstieg in die teure NLA machen müsse, kontert Mahrer so: «dafür mache ich mir aber auch noch keine Sorgen über einen möglichen Abstieg.» Dass nach dem Abgang des letztjährigen Liga-Topscorers Alexander Velz das Spiel beim TV Möhlin ein anderes sein würde, habe man gewusst. «Wir sind auf einem guten Weg», glaubt Mahrer. Auch wenn man mit Blick auf die Tabelle gerne drei, vier Punkte mehr habe holen wollen, so sei man mit der Entwicklung der Mannschaft zufrieden.

Und mit dem neuen Trainer Samir Sarac? «Wir sind sehr zufrieden mit ihm.» Also noch keine nervöse Hand beim Präsidenten, wie das andernorts, etwa im Fussball beim FC Sion, oftmals konstatiert wird? «Wissen Sie was: Mich werden Sie nie auf dem Spielerbänkchen sehen oder in der Garderobe. Das ist nicht meine Welt, sowas suche ich nicht.»


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