«Jugendliche müssen sich treffen können»

  12.11.2020 Gipf-Oberfrick, Jugend

In Gipf-Oberfrick soll das Freakhall offenbleiben

Jugendliche sollen auch in Zeiten von Corona die Möglichkeit haben, sich ausserhalb der eigenen vier Wände mit Gleichaltrigen zu treffen. Dieser Meinung ist Angelo Zurlino, der Jugendbeauftragte der Gemeinden Gipf-Oberfrick, Wittnau und Frick.

Simone Rufli

30 bis 40 Jugendliche – rund die Hälfte davon im Alter zwischen 12 und 14 Jahren – besuchen regelmässig den Jugendtreff Freakhall. In Zeiten hoher Ansteckungsraten mit dem Coronavirus und nach den neusten Anordnungen des Bundesrates sind das zu viele, um die Abende gemeinsam zu verbringen. Soll man deshalb die Jugendräume einfach schliessen? «Natürlich wäre das viel einfacher als Schutzkonzepte zu erstellen und deren Einhaltung zu überwachen», räumt Angelo Zurlino ein. Der 62jährige Jugendarbeiter ist dennoch der Meinung, dass für öffentliche Einrichtungen ein Weg gefunden werden muss, um sie offenzuhalten und gleichzeitig die Menschen vor Erkrankung zu schützen.

Im Fall der Jugendarbeit gelte es auch, den Leistungsauftrag mit der Gemeinde zu erfüllen. Nach einer vorübergehenden Schliessung am vorletzten Wochenende, setzt sich Zurlino deshalb mit einer Unterteilung in zwei Altersgruppen fürs Offenbleiben des Jugendraumes in Gipf-Oberfrick ein. Bis auf Weiteres sollen am Freitag die unter 16-Jährigen und am Samstag die Gruppe Ü16 Zutritt zum Jugendtreff haben. «Eine stundenweise Unterteilung, wie andernorts, macht für mich wenig Sinn, weil sich die beiden Gruppen dann doch wieder begegnen und sei es nur vor dem Jugendraum», so Zurlino. Als Jugendarbeiter sei er kein Polizist, trotzdem aber sehr bemüht, sämtliche Schutzmassnahmen einzuhalten. Den Besuchern des Freakhall windet er ein Kränzchen. «Wir haben sehr verantwortungsbewusste und verständnisvolle Jugendliche, die sich den erforderlichen Massnahmen problemlos fügen.» Auch für die zuständige Gemeinderätin Regine Leutwyler ist es wichtig, dass der Jugendraum offenbleibt, wie sie auf Anfrage erklärte.

Während des Lockdowns hatte die Jugendarbeit auf mobile Arbeit umgestellt. «Wir waren draussen unterwegs und haben mit den Jungen das Gespräch gesucht, bevor die Polizei vor Ort war und Bussen verhängt hat», erzählt Zurlino und fügt hinzu: «Gegen Ende wurden die Jugendlichen richtig hässig.» Im Juni wurde der Jugendraum dann wieder geöffnet. «Da lief es wahnsinnig. Man spürte richtig, wie die Jungen das nötig hatten.» Hygiene und Desinfektionsmittel, mittlerweile Masken, geben seither den Ton an. Seit sich vor drei, vier Wochen die Lage wieder massiv verschlechterte, bekommt Zurlino viele Telefonanrufe von Jugendlichen, die wissen wollen, ob der Jugendraum noch offenbleiben kann. «Sie müssen sich treffen können», sagt Zurlino. Der persönliche Kontakt lässt sich eben durch nichts ersetzen.

Anders noch als im Frühling, spüre er jetzt vermehrt Angst unter den Jugendlichen. Zum einen, weil manche in ihrem Umfeld schon mit Corona-Erkrankungen konfrontiert wurden, vor allem aber, weil gewisse Informationsquellen geeignet seien, Ängste zu schüren. «Die Jugendlichen holen sich die Informationen teilweise bei den falschen Quellen, werden mit Verschwörungstheorien konfrontiert und mit vielen Unwahrheiten.» Auch um diesen Ängsten zu begegnen sei es wichtig, Jugendräume offenzuhalten.

Seit 1. Januar 2013 ist die Jugendarbeit regionalisiert. Gipf-Oberfrick, Frick und Wittnau bertreiben gemeinsam eine offene Jugendarbeit mit zwei Jugendtreffs in Gipf-Oberfrick und Wittnau. Träger sind neben diesen drei Gemeinden auch die reformierte und römisch-katholische Kirchgemeinde Frick/Gipf-Oberfrick.


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