Junge Leute leiden unter der aktuellen Situation

  16.10.2020 Fricktal

Bei der Berufs- und Ausbildungsberatung ask! ist man erstaunt, wie wenig Schulabgänger die Chance ergriffen haben, innerhalb der verlängerten Frist einen Lehrvertrag abzuschliessen.

Simone Rufli

«Die Situation ist relativ stabil», stellt der Berufs-, Studienund Lauf bahnberater Roberto Morandi von den ask!-Beratungsdiensten für Ausbildung und Beruf fest und weist darauf hin, dass es per Juli schweizweit nur gerade ein Prozent weniger Lehrvertragsabschlüsse gab als im Vorjahr. Das Fricktal unterscheide sich im Gesamtbild nicht von anderen Regionen. «Im Februar hatten viele Jugendliche bereits eine Lehrstelle. Es gibt aber auch die andere Seite. Jene, die wegen Corona später im Jahr nicht mehr schnuppern konnten und jene, die den Ausbildungsbeginn zugunsten einer Zwischenlösung hinausgeschoben haben.» Ob die Wahl aufs 10. Schuljahr fiel, auf ein Motivationssemester oder die Jugendlichen sich für einen Sprachaufenthalt entschieden haben, bei den Beratungsdiensten ist man erstaunt darüber, dass die bis in den Oktober hinein verlängerte Frist zum Abschluss von Lehrverträgen wenig genutzt wurde. «Warum das so ist, wissen wir nicht. Wir haben wiederholt auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht. Vielleicht fehlte die Motivation, sich beraten zu lassen, vielleicht wurde zu früh aufgegeben. Schade ist es auf jeden Fall», so Morandi. An ask! kann es nicht gelegen haben. «ask! hat schnell auf videogestützte Beratung umgestellt. Wir standen auch immer in Kontakt mit den Lehrpersonen, Jugendlichen und ihren Eltern.»

Mehr Lehrabbrüche?
Ob es, aufgrund von eingeschränkten oder fehlenden Möglichkeiten in Berufe hineinzublicken, zu mehr Lehrabbrüchen kommen wird, werde sich erst im nächsten Jahr aufgrund der Statistikzahlen zeigen. «Dass Berufsschauen abgesagt werden mussten, war bestimmt ein Nachteil.» Damit es nicht vorschnell zu einem Lehrabbruch kommt, bietet der Jugendpsychologische Dienst von ask! auch während der Lehre bei Motivationsund Lernschwierigkeiten oder Problemen im Zusammenhang mit dem Lehrverhältnis Unterstützung an.

Im Auftrag des Kantons bietet ask! Berufsberatung nicht nur im Bereich der Erstberufswahl, sondern auch für die weitere berufliche Laufbahn an. Für junge Erwachsene bis 25 ist die Beratung kostenlos. Im Bereich der weiterführenden Beratung stellt Morandi aktuell eine Zunahme fest. «Unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten leiden vor allem die jungen Menschen, die gerade aus einer Lehre herauskommen. In den Bereichen Gastronomie oder Tourismus zum Beispiel ist es enorm schwierig, eine Stelle zu finden. Aber auch unabhängig von der Corona-Situation ist die Nachfrage nach Beratungen bei den über 25-Jährigen grösser geworden, weil die Ungewissheit auf dem Arbeitsmarkt mit der immer schnelleren Digitalisierung zunimmt. Viele wollen proaktiv Strategien entwickeln oder sich umorientieren, bevor sie ihre Stelle verlieren.»

Jetzt, wo die Corona-Fallzahlen wieder steigen, nimmt bei ask! in Rheinfelden die Nachfrage nach virtueller Ausbildungs- und Berufsberatung wieder zu. Den jungen Leuten, die auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, rät Morandi, den Blick zu erweitern und nicht nur einen Beruf anzuvisieren, sondern auch artverwandte Berufe näher anzuschauen. «In einer Beratung können wir frühzeitig auf wirtschaftliche Schwierigkeiten in gewissen Berufen hinweisen, wir können Orientierung geben und helfen, sich in 250 Berufen und 22 Berufsfeldern zurecht zu finden.»

Info-Zentrum Rheinfelden, Kaiserstrasse 8: geöffnet Di-, Mi-, Do-Nachmittag (ohne Anmeldung.), Beratungen (mit Termin) sind die ganze Woche möglich.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote